Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
war.
    Und – seine Füße berührten den Boden nicht. Der Kahlköpfige mit den dunklen, stechenden Augen schwebte zwei Handbreit über dem klatschnassen Teppich.
    »Clever, das Bürschlein«, murmelte Nicole. »So holt er sich wenigstens keine nassen Füße…«
    Sie starrten sich an, maßen sich. Dann öffnete der Schwebende den Mund.
    »Wer bist du, und wie kommst du hierher?« vernahm Nicole die seltsam abgehackten Laute. »Du bist keine von uns.«
    »Das will ich auch meinen«, gab sie zurück. Sie rief das Amulett. Es flog ihr förmlich in die Hand. Mit einer schnellen Hieroglyphenverschiebung und einem konzentrierten Gedankenbefehl, errichtete Nicole sicherheitshalber eine Abschirmung. Ein grünliches Leuchten floß aus dem Amulett und kroch über ihren gesamten Körper, um ihn schützend einzuhüllen.
    Der Kahlköpfige zuckte heftig zurück. Er stieß einen Schrei aus. »Wer bist du?«
    Nicole registrierte, daß er sich auf halbtelepathischer Basis mit ihr verständigte. Daher die etwas abgehackte Sprechweise. Was sie verstand, stimmte phonetisch nicht hundertprozentig mit den von ihm produzierten Lauten und seinen Lippenbewegungen überein.
    Nicole kannte diese Sprache. Sie hatte sie schon früher gehört. Und schlagartig war ihr klar, wer hinter dem ganzen Geschehen stecken mußte.
    ***
    Währenddessen erreichte Anke Grieshuber ihr Ziel.
    Sie hatte ihr anfängliches Fahrtempo bewußt gedrosselt. Sie wußte, wohin der so ins Bösartige veränderte Karl Fränkle sich wandte. Sie fuhr jetzt auf Sicherheit und bemühte sich, nicht zu sehr aufzufallen. Dabei verlor sie allerdings Zeit, in der Fränkle an der Grabungsstätte ungehindert schalten und walten konnte, wie es ihm beliebte.
    Sie wünschte, Nicole und Zamorra würden ihr jetzt helfen können. Aber wie? Es war alles so verworren und unwirklich.
    Sie stoppte an der richtigen Stelle, sah nach unten. Der Ford lag in einem der Gräben. Zorn erfaßte die Archäologin. Nicht einmal vor der wochenlangen, schwierigen Arbeit hatte Fränkle noch Respekt. Er hatte zerstört, was sie alle mühevoll erarbeitet hatten, indem er den Wagen hineingelenkt hatte.
    Sie preßte die Lippen zusammen, bemühte sich, so leise und vorsichtig wie möglich auszusteigen, damit Fränkle sie nicht bemerkte. Er war dort unten mit etwas beschäftigt.
    Sie näherte sich ihm. Daß der Sand und der Kies unter ihren Schritten knirschte, konnte sie beim besten Willen nicht vermeiden. Aber Fränkle achtete gar nicht darauf. Er schien sich sicher zu fühlen. Er arbeitet an – ja, was zum Teufel war das?
    Ein unglaublich verdrehter Kasten, ein Würfel mit sieben oder mehr Flächen, in ein bizarres fremdes Universum hineingekrümmt, versehen mit verwirrenden Antennengittern und seltsam fluoreszierenden Lichtbögen… So sehr sie sich bemühte, sie konnte kein einziges Teil erkennen, das sie eindeutig in seiner Form erkennen konnte. Alles flirrte und verschwamm, sobald sie genauer hinschaute.
    Da war noch etwas.
    Das Material war durchsichtig und fest zugleich. Etwas schimmerte düster in seinem Zentrum. Ein schwarz funkelnder Kristall…
    »Schwarzes Leuchten?« flüsterte Anke entgeistert.
    Aber hatte sie heute nicht schon so viel Unmögliches erlebt, daß sie dieses Phänomen auch noch hinnehmen konnte?
    Wie war dieses vertrackte, verbogene und deformierte Ding hierher gekommen? Es war niemals von Menschenhand erbaut worden, das war sicher. Jemand mußte es hierher gebracht haben, damit sich Fränkle damit befassen konnte. Aber es gab keine Spuren. Der Apparat war aus dem Nichts gekommen, wie jener Bronzezeit-Wilde, und wie Dr. Eilert im Nichts verschwunden war…
    »Fränkle ist kein Mensch«, raunte sie leise. »Er ist einer von ihnen…«
    Sie glaubte Schalter zu sehen, hinter einer festen Platte. Schalter, die von unsichtbaren Händen bewegt wurden. Davor stand Fränkle, die Hände am Gürtelschloß, und daraus brachen intensive blaue Lichtschauer hervor, die die seltsame Maschine trafen.
    Lautlos wurden Schaltvorgänge eingeleitet, und lautlos wurde etwas bewirkt.
    »Ich muß ihn daran hindern. Deshalb bin ich hier…«
    Sie stand erhöht über ihm an der Böschung. Sie nahm Maß für den weiteren Sprung.
    Laß es, flüsterte ihr eine innere Stimme zu. Du hast dich schon zur Genüge eingemischt. Was jetzt kommt, überlaß Professor Zamorra und Nicole Duval…
    Aber irgendwie konnte sie es nicht. Sie hatte einen Fehler begangen, als sie zwei Schlucke von dem belebenden Zaubertrank nahm.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher