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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans
Autoren: Jason Dark
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Gesicht wirkte wie hingegossen. Ich sah es ihr an, wie wohl sie sich fühlte.
    Ich fragte mich, was sie auf der Tischplatte zu suchen hatte. Die allerdings breit genug war, um ihr einiges an Bewegung zu erlauben.
    Es hatte niemand gesprochen, dennoch veränderte sich die Stille.
    Sie wurde noch intensiver, und ich hatte das Gefühl, als würde in den nächsten Minuten etwas Entscheidendes geschehen.
    Manon gab sich sehr konzentriert. Auf ihrem Gesicht entdeckte ich keinerlei Gefühle mehr. Sie blieb dabei sehr angespannt, legte den Kopf in den Nacken und schaute gegen die Lampen, als würde sich ihr dort der Himmel öffnen und ihr etwas offenbaren.
    Für eine Weile konzentrierte sich die Frau noch stärker, bis sie den Mund öffnete und anfing zu sprechen.
    Es waren keine lauten Worte, die sie ausstieß, aber wegen der guten Akustik waren auch die leise gesprochenen für jeden im Thronsaal zu verstehen.
    »Ich, Manon Medoque, habe es geschafft. Ich bin die größte auf dieser Erde geworden. Ich weiß genau, meine Teure, dass man dich gefangen hat. Du lebst in einem Zwischenreich, du bist noch nicht reif für eine Rückkehr, aber ich will deine Pläne auf dieser verdammten Welt fortsetzen und in deinem Sinne handeln. Ich weiß, dass du mich nicht hören kannst, aber das werde ich ändern, meine große Gebieterin.«
    Ich schluckte und begann gleichzeitig zu überlegen. Große Gebieterin, hatte sie gesagt. Hinzu kam der Begriff der Gefangenschaft in einem Zwischenreich. Außerdem musste ich die versammelten Werwölfe mit in die Rechnung einbeziehen, und da gab es eigentlich nur ein Resultat: Lupina!
    Die Königin der Wölfe, die letzte Überlebende der Mordliga. Bisher hatte sie in einem Zwischenreich gelebt. Zusammen mit Fenris, dem Götterwolf.
    Es lag schon einige Monate zurück, da hatte ich sie erlebt, als mich ein Fall auf das Schiff der Bestien führte. Dort war sie als Projektion erschienen, da hatte ich gespürt, dass der Wille vorhanden war, wieder zurückzukehren.
    Und hier?
    Es gab immer wieder Menschen, die ihr dienten, die von ihr gehört hatten und fasziniert waren.
    Wie Manon!
    Sie musste meine Überraschung gesehen haben, denn ihr Lachen galt einzig und allein mir. Zudem schaute sie mich jetzt an, und ich hörte ihre Frage.
    »Weißt du, Geisterjäger, von wem ich spreche?«
    »Lupina!«
    »Sehr richtig!«
    »Und du willst sie zu dir holen?«
    »Ich werde in ihrem Sinne und in ihrem Geist weiterarbeiten«, erklärte sie. »Die Medoques waren bereits seit altersher den Werwölfen verbunden. Sie gehörten zu ihnen, denn einer meiner Vorfahren war ein Lykantroph. Maurice de Medoque, der vor einigen hundert Jahren hier gelebt hat und als Herold über Land ging, berichtete den Menschen, wie Kriege ausgegangen waren und welche Erlasse die Herrscher an das Volk gerichtet hatten. Man nannte ihn den Herold des Satans. Den Botschafter des Grauens. Wenn seine Fanfare erklang, zitterten die Menschen, dann war das Grauen nah. Tagsüber Mensch, in den Vollmondnächten Werwolf, so trat er auf, und er blieb nicht allein, denn er scharte zwölf Diener um sich, die auf ihn hörten. Bis jemand kam und seinen Terror stoppte, denn er wurde zu mächtig. Es war Fenrispersönlich, der ihn nicht mehr wollte und mattsetzte, aber nicht tötete, denn er wusste genau, dass er ihn irgendwann einmal brauchen konnte. Seine Fanfare ruft die zusammen, die den gleichen Drang spüren wie er. Er ist ihr Bote, er ruft sie herbei, er kann alles, und auch ich spüre den Drang in mir. Ich bin ein echter Nachfahre der Medoques. Ich habe sein Signal aus dem Unsichtbaren vernommen, aus dem er ebenfalls zurückgekehrt ist, um die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Lange Zeit habe ich mich mit dem Thema Lykanthrophie beschäftigt. Ich weiß viel darüber. Mir wurde immer klarer, dass ich ebenso werden will wie sie. Das wird in der nächsten Zeit geschehen. Ich habe die Erlaubnis, hier als Königin der Wölfe zu herrschen. Ich will Lupinas Nachfolge antreten. Sie ist eine Frau, ich bin eine Frau. Solange sie nicht freigelassen wird, kann ich in ihre Fußstapfen treten. Die Menschen im Dorf ahnen es, sie sprechen nur nicht darüber, denn die Furcht des Mittelalters hat sich bis in die heutige Zeit gehalten. Weißt du jetzt Bescheid, Geisterjäger?«
    »Sehr gut sogar.«
    »Ich weiß auch«, sprach sie weiter, »dass dir Lupina nicht unbekannt ist. Sie gehört zu den Wesen, die du niemals vernichten konntest. Ihren Sohn hast du geschafft, sie
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