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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans
Autoren: Jason Dark
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dem Verklingen des Fanfarenstoßes.
    Vielleicht hatte es dieses Zeichens nur bedurft, um die Verwandlung der Frau in eine Bestie endgültig einzuleiten, denn der breitbeinig dastehende Frauenkörper veränderte sich.
    Nach wie vor behielt er seine Form, nur wuchsen plötzlich aus den zahlreichen Poren kleine Haare.
    Beide Schatten hatten sich praktisch vereinigt, und es war zu einer regelrechten magischen Entladung gekommen sowie zu einer Zusammenarbeit.
    Ich hatte schon zahlreiche Verwandlungen miterlebt und war stets davon fasziniert gewesen, wenn sich ein Mensch ineinen Werwolf verwandelte. Aber so etwas wie hier hatte ich noch nicht erlebt, das war auch mir neu.
    Eine Frau gab sich mit allem, was sie hatte, den schwarzen Mächten hin. Sie schenkte sich dem Unheil.
    Sie hob einmal den rechten Arm, dann wieder den linken, und jedes Mal war das Fell dichter geworden.
    Grau und flaumig hatte es zuerst ausgesehen. Jetzt wirkte es dicht und schwarz, dabei leicht glänzend, als hätte man seine Oberfläche mit Öl bestrichen. Nur noch das Gesicht war frei. Sie wirkte jetzt wie Lupina, die Königin der Wölfe. Auch sie hatte einen fellbedeckten Wolfskörper, aber auch ein menschliches Gesicht.
    Nur wurde es bei Manon Medoque nicht verschont.
    Erste Schatten erschienen. Sie begannen am Hals und wanderten allmählich höher, erfassten die Wangen und hinterließen dort dunkle Flecke.
    Manon fühlte sich wohl. Mit beiden Händen strich sie gegen die Laufrichtung über das Fell. Die einzelnen Haare stellten sich aufrecht und fielen, wenn die Hände vorbeigeglitten waren, wieder zurück.
    Ich beobachtete diesen Vorgang, und ich sah auch, wie das Gesicht immer mehr zuwuchs. Dichter und dichter wurde das Fell.
    Dabei veränderte sich auch die Gesichtsform. Die Nase und der Mund schoben sich zusammen, nur als Schatten zu erkennen, dennoch deutlich sichtbar. Aus zwei wurde eins.
    Die Zähne wuchsen, Nägel verwandelten sich in gefährliche Krallen.
    Von der schwarzen Haarflut war nichts mehr zu sehen. Die grüngelben Pupillen ähnelten kalten, grausamen Sonnen.
    Noch einmal drehte sich die Verwandelte, als wollte sie prüfen, ob jeder mit ihr zufrieden war.
    Die zwölf Werwölfe erhoben sich von ihren Plätzen, um ihre neue Herrin zu streicheln. Manon Medoque genoss diese Berührungen.
    Auf mich achtete sie dabei nicht.
    Dafür behielt mich der Bluthund im Auge. Ich versuchte es und bewegte vorsichtig meine rechte Hand.
    Sofort begann der dressierte Killer zu knurren. Er stellte sich gleichzeitig auf, sein kurzer Schwanz bewegte sich hektisch, das Maul stand offen, und sein gefährlicher Blick wurde lauernd.
    Vom Tisch her drangen ächzende und fauchende Laute an meine Ohren. Dort umringten die Bestien ihre neue Königin. Sie fassten sie an, ihre Pranken vergruben sich in dem dichten, schwarzen Fell.
    Nur der Herold stand wie angegossen da.
    Zwei kurze helle Stöße schmetterte er auf seiner Fanfare in die Halle hinein, und die Bestien verstanden das Zeichen.
    Sie ließen von Manon ab.
    Gehorsam nahmen sie auf den Stühlen Platz und schauten in meine Richtung.
    Und Manon starrte mich ebenfalls an, während sie um den langen Tisch herumging. Sie bewegte sich geschmeidig wie ein Raubtier.
    Konnte sie noch reden?
    Bei Lupina war es der Fall gewesen, und auch diese Verwandelte gab Laute von sich, die ich als Worte identifizierte. Sie sagte: »Ich habe mit Lupina Kontakt gehabt. Ich will ihre Vertretung übernehmen, aber sie hat mir gleichzeitig mitgeteilt, dass ihre Feinde jetzt auch meine Feinde sein werden und ich sie deshalb töten muss. Du, als ihr größter Feind, hast es geschafft, in mein Schloss vorzudringen. Es war eine Leistung, doch es ist gleichzeitig dein Todesurteil. Im Thronsaal der Familie Medoque wirst du dein Leben aushauchen, damit die Mächte der schwarzen Magie jubeln können. Ich kann dich erschießen oder zerreißen lassen. Was ist dir lieber, John Sinclair?«
    »Keines von beiden.«
    »Dann bestimme ich. – Jean!«
    Er erschien aus dem Dunkel wie auf einer Bühne. Und er war bereit, mir eine Silberkugel zu verpassen.
    Ob er ein guter Schütze war, wusste ich nicht, ich wollte es aber nicht darauf ankommen lassen.
    Wie konnte ich mich aus dieser Lage befreien? Vor allen Dingen musste ich den Killer irritieren.
    Ich kam mir vor wie an der Wand eines Erschießungskommandos. Nur schaute ich nicht in die Mündungen mehrerer Gewehre, sondern in die kalten Killeraugen der zwölf Wölfe, die bisher noch nicht
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