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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans
Autoren: Jason Dark
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dem Reporter keine Antwort. Stattdessen wartete ich ab und konzentrierte mich voll auf die Schritte. Sie waren lauter geworden. Ich ging davon aus, dass der andere mich irgendwann, wenn er die Richtung beibehielt, erreichte.
    In meinem Nacken spürte ich das Kribbeln. Jeder Schritt des nicht Sichtbaren knirschte auf dem Boden, aber wir sahen niemanden. Mir drängte sich eine Frage auf: Gab es unsichtbare Menschen?
    Ich hatte mal mit einem CIA-Agenten namens Mark Baxter zusammengearbeitet, der sich hatte unsichtbar machen können. Auch Geister sind unsichtbar. Meine erste Vermutung, dass jemand ein Tonband ablaufen ließ, verwarf ich.
    Ich starrte auf den Weg.
    Den Echos nach zu urteilen, musste sich der andere mit mir auf gleicher Höhe befinden, aber ich sah ihn nicht.
    »Jetzt ist er vorbei.«
    Diese Bemerkung war für mich so etwas wie ein Startsignal. Ich setzte mich in Bewegung, lief dabei ziemlich schnell, aber noch flinker war Gress. Er erreichte mich, bevor ich einen Fuß auf den Weg setzen konnte. Seine Hand fiel auf meine Schulter. »Nein, Sinclair, nicht so. Warten Sie, es kommt noch etwas.«
    Die Schritte entfernten sich, während wir hier herumstanden. Ich blickte Gress scharf an.
    Sein faltiges Gesicht hatte sich verzogen. Der Wind spielte mit den grauen Locken, und in den Augen las ich die Sorge, die sich der Mann machte. »Glauben Sie mir«, flüsterte er.
    Ich war einverstanden. »Okay, folgen wir dem Unsichtbaren. Wenn er aber verschwunden ist, ohne dass ich ihn…«
    »Er wird nicht verschwunden sein. Ich kenne das Spielchen. Es kommt noch einiges auf uns zu.«
    Ich hatte mich überreden lassen. Wir gingen jetzt schneller. Die Schritte des Unsichtbaren waren allmählich deutlicher zuvernehmen, während wir auf Zehenspitzen gingen. Eigentlich war es verrückt, einen Unsichtbaren zu verfolgen. Ich hätte auch nicht an dessen Existenz geglaubt, wenn nicht die Schritte gewesen wären.
    Wir gingen nun über buckliges Kopfsteinpflaster hinweg. Manche Steine bildeten regelrechte Stolperfallen. Entsprechend vorsichtig verhielten wir uns.
    In das Dorf hinein führte der Weg in einer weiten Rechtskurve.
    Rechts und links der Fahrbahn standen die kleinen, sauberen Häuser. Viele Fachwerkhäuser waren darunter.
    Die meisten Bewohner vermieteten Fremdenzimmer und brauchten sich in der Saison über Besuchermangel nicht zu beklagen. Es gab auch Weinbauern im Ort, die es verstanden, einen inhaltsreichen Roten zu keltern.
    Ich war leider erst mit Beginn der Dämmerung eingetroffen, deshalb hatte ich die malerische Schönheit des Dorfes noch nicht genießen können.
    Auf der Straße sah ich außer uns keinen Menschen. Danach fragte ich den Reporter.
    »Sie alle wissen hier Bescheid, aber sie trauen sich nicht, aus den Häusern zu gehen. Sie haben Angst!« hauchte er. »Verdammte, hündische Angst.«
    »Sie auch?«
    »Sinclair, ich bin ein harter Brocken, das haben sogar die Weiber gesagt. Zweimal war ich verheiratet, aber beide Frauen sind mir davongelaufen. Doch wenn ich an diesen Unsichtbaren denke, der da vor uns hergeht, rutscht mir das Herz in die Hose. Du hörst ihn, aber du siehst ihn nicht!«
    »Bitte, seien Sie mal ruhig.«
    Gress war nicht zu bremsen. »Dabei frage ich mich, ob er uns nicht schon längst entdeckt hat. So ein Geist kann im Dunkeln bestimmt sehen. Finden Sie nicht auch?«
    Ich legte einen Zeigefinger auf meine Lippen und sah sein Nicken.
    »Okay, ich halte ja schon die Schnauze, aber so etwas kann einen wirklich nervös machen.«
    Wir waren bereits ziemlich tief in das Dorf hineingegangen.
    Alte Laternen gaben der Straße und den Hausfassaden einen romantischen Touch. Viele Mauern zeigten Malereien. Fast alle Motive beschäftigten sich mit dem Weinbau.
    Und kein Mensch ließ sich blicken. Ich hatte das Gefühl, in einem Geisterdorf zu sein. Selbst die am Straßenrand parkenden Fahrzeuge kamen mir fremd vor. Sie passten einfach nicht in diese Kulisse.
    »Die wissen alle Bescheid«, wisperte mein Begleiter. »Auch wenn sie die Schritte nicht hören, sie bleiben sicherheitshalber in ihren Buden hocken.«
    Ich sah ihn strafend an. Gress nickte mit zusammengepressten Lippen.
    Hoffentlich blieb er ruhig.
    Die Schritte hatten zwar nicht an Lautstärke zugenommen, dennoch hörte es sich so an, weil sie zwischen den Häusern ein Echo erzeugten.
    Es passte ebenfalls zu der gesamten düsteren Atmosphäre, die hier herrschte, und ich spürte, wie mein Mund trocken wurde.
    Vielleicht lag es an der
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