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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans
Autoren: Jason Dark
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Thronsaal.«
    »Und was ist da?«
    »Wir werden es sehen.«
    Ich wollte nicht mehr diskutieren, denn Manon Medoque war vor einer sehr langen, in die Höhe führenden Treppe stehen geblieben.
    Das Feuer der Fackel tanzte über die ersten Stufen. Sie waren sehr breit, aber alt, ausgetreten, mit Mulden im Gestein, wo sich Kondenswasser gesammelt hatte.
    Der Bluthund hechelte. Er wurde nur mühsam von der Frau unter Kontrolle gehalten. Immer wieder riss er sein Maul weit auf, ließ die Zunge hervorschnellen, zeigte seine Reißer und starrte uns böse an.
    »Sollen wir hoch?« fragte ich.
    »Sicher.«
    »Wo endet die Treppe?«
    Manon lächelte kalt. »Ich habe euch eine Überraschung versprochen. Und dieses Versprechen halte ich ein.«
    »Der Thronsaal wartet also?«
    »Auch.«
    Ich wollte ihr unsere Position darlegen. »Ist Ihnen eigentlich klar geworden, dass sich unsere Situation gar nicht mal so sehr verschlimmert hat? Wir sind zu zweit, Sie allein. Mit dem Bluthund werden wir fertig. So sind Sie eine perfekte Geisel.«
    Ich weiß nicht, ob ich sie mit meinen Worten getroffen hatte, jedenfalls ging sie einen Schritt zurück, und ihr Gesicht verschwand allmählich aus dem Bereich des Feuers. Vielleicht hatte sie auch antworten wollen, aber jedes Gespräch wurdevon vornherein durch etwas anderes gestört. Ein Geräusch hallte durch die Gänge, das uns einen Schauer über den Rücken trieb. Wir erschraken beide, denn mit diesem plötzlichen Fanfarenstoß hatten wir nicht gerechnet.
    Diesen schrillen Klang hatten wir bereits in der Nacht vernommen, als wir den Unbekannten verfolgten.
    Diesmal kam er uns noch lauter und aggressiver vor, als wollte der Bläser sein ganzes Können demonstrieren und anzeigen, wer der Herr in diesem Schloss war.
    Wir lauschten dem Klang, der zwischen den alten Wänden wetterte und nur allmählich verklang. Als schwaches Echo lag er noch in der Luft und wurde von einem anderen Laut abgelöst.
    Dem Heulen eines Wolfs.
    Zunächst nur leise, sich dann steigernd, wobei andere Bestien mit einfielen.
    Das höllische Konzert trieb selbst mir Schauer über den Rücken.
    In meinem Hirn spürte ich das Hämmern des Blutes.
    Gress war einen Schritt zurückgegangen. Er flüsterte Worte, die ich nicht hörte. In seinem Gesicht las ich die Angst.
    Erst die Fanfare, dann das Heulen!
    Zwischen beiden gab es einen Zusammenhang. Wie der genau war, wussten wir nicht, aber wenn wir die Treppe hochgingen, würden wir ihn herausfinden, dessen war ich mir sicher.
    Ich nickte Manon Medoque zu. »Wir gehen«, sagte ich.
    »Dann los.«
    Diesmal hielt sie sich hinter uns. Auch vernahmen wir das scharfe Hecheln des Bluthundes. Es übertönte das Heulen der Bestien, das allmählich leiser geworden war.
    Nur noch schwache Töne wurden uns entgegengetragen, sodass wir uns wieder unterhalten konnten.
    Gerald Gress zweifelte an sich. »Hätte ich doch nichts gesagt«, beschwerte er sich. »Wärst du doch in London geblieben, verdammt! So hängen wir fest und gehen freiwillig zu unserer eigenen Hinrichtung. Mist auch!«
    »Noch lebst du!«
    Er strich fahrig durch sein Lockenhaar. »Fragt sich nur, wie lange das noch so weitergeht. Irgendwann kommt der Hammer, das kann ich dir versprechen. Das weiß ich sogar.«
    »Man hat uns gerufen. Wir sollten schneller gehen!«
    Manon drängte. Sie gab dem Bluthund etwas mehr Leine, der seine Chance sofort nutzte und in unseren Rücken springen wollte, wie ich mit einem Blick über die Schulter feststellte.
    Ich wollte schon zustechen, als die Frau den Köter zurückzog.
    »Halten Sie ihn zurück, verdammt!«
    »Dann beeilt euch auch.«
    »Sicher.«
    Die Treppe war lang. Sie kam mir vor, als wollte sie kein Ende mehr nehmen.
    Aber ich sah bereits die letzten Stufen. Was danach kam, konnte ich nicht erkennen. Jedenfalls würden wir uns in den normalen Zimmern des Schlosses aufhalten.
    Langes Gehen strengt an. Ich war zudem nicht fit. Meine Beine hatten schwer zu arbeiten. Der Kopf schien aus einem Brummkreisel zu bestehen, zudem sah ich kein Geländer, an dem ich mich hätte abstützen können. So kämpften wir uns voran.
    Endlich lag die Treppe hinter uns. Eine hohe Tür versperrte den weiteren Weg. Davor befand sich so viel Platz, dass Manon Medoque an uns vorbeigleiten konnte.
    Sie steckte die Fackel in eine Halterung aus Gusseisen. Bevor sie die Tür öffnete, sprach sie uns an. »Ich werde euch in den Thronsaal führen. Dort ist alles vorbereitet.«
    »Was denn?«
    »Du bist neugierig,
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