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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans
Autoren: Jason Dark
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Prachtschlosses? Und sollte vielleicht jemand inthronisiert werden?
    »Du denkst an deine nahe Zukunft, nicht wahr?«
    »So ist es.«
    »Sie sieht schlecht aus.«
    Neben mir atmete Gress heftig. »John, da gebe ich ihr Recht. Unsere Chancen stehen wirklich nicht gut. Wir sollten verschwinden. Noch können wir.«
    »Könnt ihr das tatsächlich?« Ihre Frage hatte locker geklungen.
    Sie schien sicher zu sein, dass wir es nicht schaffen würden.
    »Davon gehe ich aus, Madame«, erwiderte ich ebenso locker.
    »Haben wir eine bessere Geisel als Sie?«
    »Ich bin keine Geisel.« Sie bewegte die Hand mit der Fackel in meine Richtung. »Außerdem können Sie mir mit dem Dolch keine Furcht einjagen. Über so etwas lache ich.«
    »Er hat schon andere erledigt als…«
    »Fehlt dort nicht etwas?«
    Diese Frage alarmierte mich. Woher wusste sie, dass Lilith, eine Verbündete des obersten Höllenherrschers Luzifer, den Dolch manipuliert hatte?
    Sie hatte mein Erstaunen gesehen und lachte leise, aber auch wissend. »Ja, manchmal geht das Schicksal eben sehr ungewöhnliche Wege. Irgendwo trifft sich alles. Dein Dolch ist gegen mich wertlos. Ich bestimme in diesem Schloss. Hier regiert meine Magie, und es wird getan, was ich will. Verstanden, Sinclair?«
    »Schon, aber nicht einverstanden.«
    »Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig.« Als wären Gress und ich überhaupt nicht vorhanden, drehte sie sich um und schritt auf die Tür zu. Die Bestie wollte noch bleiben. Manon Medoque musste sie mit Gewalt hinter sich herschleifen.
    Ich hörte Gress lachen und sagen: »Verdammt, John, die nimmt uns nicht ernst.«
    »Der Meinung bin ich nicht.«
    »Will sie mit uns spielen? Will sie uns an der Nase herumführen? Oder vielleicht umbringen?«
    »Das finden wir heraus«, gab ich flüsternd zurück.
    Der Reporter schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, aber ich kann deinen Optimismus nicht teilen, wir haben uns einen Schritt zu weit vorgewagt. Ich habe das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen.«
    »Und heute Abend sind wir einen Schritt weiter«, bemerkte ich und sah Geralds Grinsen.
    Ein feuchter und düsterer Gang nahm uns auf. Die stickige Luft war kaum zu atmen, und ich spürte im Magen den Druck der inneren Spannung.
    Und noch etwas fiel uns auf. Auch Gress bemerkte es und sprach mich darauf an. »Merkst du es auch, John?«
    Ich hatte mich schon gewundert. Den Geruch kannte ich zwar, überlegte aber noch, wo ich ihn wahrgenommen hatte.
    »Das riecht so scharf, ätzend!«
    Ich nickte. »Werwolfgestank.«
    Gress blieb stehen. »Du meinst, dass die Bestien hier auch herumgeistern?« Er war so geschockt, dass er sich an den Hals fasste.
    »Es ist dunkel, mein Lieber, da sind sie immer unterwegs. Ich kenne mich aus.«
    Während unserer flüsternd geführten Unterhaltung waren wir weitergegangen. Es gab für uns nur ein Ziel. Das war der offene Durchgang, wo Manon Medoque stand.
    Sie wartete auf uns. Noch immer hielt sie die Leine straff gespannt. Der Hund war unruhig. Vielleicht roch er das Blut seines getöteten Artgenossen. Jedenfalls zog und zerrte er an der Leine.
    »Kommt, die Zeit läuft«, sagte sie und winkte wieder mit der Fackel. Ihr Schein war die einzige Lichtquelle in der näheren Umgebung.
    Sie drehte sich um und ging.
    Dabei kam sie mir vor wie eine Königin, die alles unter Kontrolle hatte. Wir gerieten in den ältesten Bereich des Schlosses, wo der Moder der Jahrhunderte hing und von schlimmen Taten zu erzählen schien, die an diesen Orten begangen worden waren.
    Eine dumpfe Angst hatte hier ihre Heimat gefunden. Sie erschwerte das Atmen, und das schwankende Fackellicht konnte ich auch nicht als Hoffnung bezeichnen.
    Möglicherweise hing es mit dem scharfen Geruch der Werwölfe zusammen, der in jeder Wandspalte nistete. Auf den Steinen hatte sich das dicke Moos festgesetzt. Es war eine Heimat für Käfer und Kriechtiere geworden. Irgendwo floss oder rann Wasser. Wassertropfen klatschten zu Boden.
    Gress hatte sich wieder einigermaßen gefangen, ohneallerdings seinen Optimismus wieder gefunden zu haben. »Die führt uns doch ins Grab«, wisperte er.
    »Lass sie.«
    »Und der Köter? Oder die Wölfe? Ich habe das Gefühl, von ihnen belauert zu werden. Die stecken in jeder Ritze, die lauern in fast allen Nischen. So etwas habe ich noch nie erlebt.«
    »Wir leben!« flüsterte ich ihm zu. »Das ist wichtig.«
    »Fragt sich nur, wie lange noch.« Gress ließ nicht locker. »Weißt du, wohin sie uns schaffen will?«
    »In den
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