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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
Autoren: Edgar Wallace
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von den beiden Unglücklichen war Ihr Bruder?« fragte Dick schaudernd.
    »Der Kahlgeschorene. Staletti rieb ihn immer mit öl ein, bevor er ihm den Befehl zum Töten gab. Er sollte schlüpfrig sein und geschmeidig wie ein Aal!«
    »Und wer war der andere? Staletti hat ihn doch offenbar stets versteckt gehalten?«
    »Der andere? Das wissen Sie nicht?«
    »Ich ahne es«, versetzte Dick mit schwankender Stimme.
    »Staletti hatte guten Grund, ihn versteckt zu halten«, sagte Tom Cawler, und seine Hände krampften sich zusammen. »Es war Lord Selford«, stieß er fast schreiend hervor.
    Und wieder antwortete das unheimliche Echo: »Sei -ford! Sel-ford!«
    Tom Cawlers irrsinniges Gelächter übertönte es.
    »Lord Selford - Schloßherr, Großgrundbesitzer, vielfacher Millionär - und hatte nichts als ein paar Lumpen auf dem Leib und einen Schrank voll alter Spielsachen!«
    Dick sagte nichts. Er hatte seine geballten Fäuste auf die Stirn gepreßt und verdeckte die Augen. Was ist Erbe -was ist Geschlecht - was ist Ahnenstolz - hallte es durch seine Seele. Der letzte Sproß eines großen Hauses endete trotz der Pracht seiner Glieder als armer, hilfloser Idiot!
    Tom Cawlers schauerliches Gelächter rief ihn jäh in die Wirklichkeit zurück. Er beugte sich zu ihm nieder. Er packte ihn an den Schultern, er rüttelte ihn.
    »Mann, kommen Sie zu sich!« herrschte er ihn an. »Ich begreife ja Ihren Schmerz, aber das Unabänderliche müssen wir tragen. Und es mit Würde zu tragen ist das Vorrecht des Mannes. Klage und Haß wecken Ihren Bruder nicht auf. Unsere Pflicht ist es, Hilfe zu holen, damit er wenigstens ein ehrliches Begräbnis bekommt!«
    Aber Cawler wollte die Unglücksstätte nicht verlassen.
    Stumm und verbissen schüttelte er auf Dick Martins gütiges Drängen nur den Kopf. Da mußte er ihn zurücklassen.
    Mit unsäglicher Mühe, immer wieder abgleitend, erklomm er die überhängende Wand des Kessels, und als er noch einen Blick in die Tiefe warf, sah er Tom Cawler am Ufer sitzen und reglos ins Wasser starren.
    Er hatte einen weiten Weg vor sich. Endlich tauchten die Kronen der Parkbäume wieder vor ihm auf. Doch was war das? Der ganze Nachthimmel war rot gefärbt, und jetzt -flammte es nicht darüber hin wie zuckende Lohe?
    Da fiel Dick in raschen Lauf, und als die ersten schrillen Pfiffe der Alarmpfeifen ihn erreichten, rannte er mit keuchender Brust und geöffneten Lippen, durch die zischend sein Atem ging.
    Auf dem Rasenplatz blieb er geblendet stehen. Das ganze Herrenhaus stand bis unter den Dachstuhl in Flammen. Beizende Rauchschwaden trieben ihm ins Gesicht. Es war ein Knacken, ein Krachen, ein Heulen eingesperrter Flammen und Gase, als hätte sich der Rachen eines ungeheuren Hochofens geöffnet. Fensterscheiben zersplitterten, Explosionen knallten im Herzen der qualmenden Hölle, und aus jeder Öffnung schossen Feuerzungen hervor.
    Die Polizei hatte die Brandstätte in weitem Umkreis abgesperrt. Der ganze Rasenplatz davor lag in der Purpurhelle der ersten Morgenstunde, und die Luft davor zitterte wie der Gluthauch der Tropen. Eine seltsame Gestalt rannte mit flatternden grauen Haaren zwischen den Posten hin und her. Es war Havelock. Er hatte einen Mantel über den Schlafanzug geworfen und deutete wie ein Wahnsinniger auf die Fenster über dem Mittelportal, vor denen ein undurchdringlicher Vorhang von Qualm und Rauch stand. Er packte Inspektor Sneed am Arm, der apathisch seine lange Pfeife rauchte und tatenlos auf das brennende Haus stierte.
    »Stehen Sie doch hier nicht herum, als ob Sie das Schicksal der beiden Damen nichts anginge! Lassen Sie die Eisenstäbe durchfeilen! Ich zahle jedem, der sich in das Zimmer wagt, eine hohe Prämie!«
    Aber Sneed schüttelte nur ratlos den Kopf.
    Da wandte sich Havelock an die Polizisten: »Hören Sie, ich setze für jeden Rettungsversuch eine Belohnung von fünfhundert Pfund aus!«
    Plötzlich stand Dick neben ihm und legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Ihre Aufregung ist überflüssig«, sagte er. »Weder Mrs. Lansdown noch ihre Tochter befinden sich im Hause!«
    »Nicht im Hause? Was soll das heißen?« stammelte Havelock.
    »Das soll heißen, daß ich den Ausbruch des Feuers bereits am Nachmittag voraussah und die Damen beizeiten im Auto heimschickte. Das geschah während unseres Abendspaziergangs im Park. Sie konnten es also nicht wissen!«
    Dick fühlte den Arm des andern unter seinem Griff zucken, doch er hielt ihn wie in eiserner Klammer.
    »Sie haben eine üble
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