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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mercier untersuchte die nähere Umgebung. An einer Stelle fand er einen Hinweis darauf, daß beim Stürzen des Baumes ein starker Ast ein paar Zentimeter in den Boden eingedrungen war. Aber jemand hatte diese Spur wieder zu beseitigen versucht, war nur nicht sorgfältig dabei vorgegangen. Dem scharfen Reporterauge entging die Kleinigkeit nicht.
    Jemand, der nach Mordwaffen und einem Galgen suchte, würde hierauf nicht achten.
    Mercier zog Kreise.
    In einem dichten Strauchwerk fand er dann Rinden, Äste und Laub und all das, was von dem Baum übriggeblieben war, nachdem man ein paar starke Balken herausgesägt hatte. Hier gab’s keine Sägespäne. Das Sägen mußte also an einer anderen Stelle stattgefunden haben, aber die Reste hatte man hier versteckt, wo niemand sie finden würde, es sei denn, er suchte nach den Resten eines frisch gefällten Baumes.
    Okay, die ganze Sache mußte nichts mit der Galgen-Story zu tun haben. Vielleicht hatte nur irgend jemand den Schutzvorschriften zum Trotz illegal einen Baum gefällt und einen Teil davon zu Brennholz verarbeitet.
    Mercier holte aus dem Gestrüpp heraus, was er fand, und versuchte, die Reste zusammenzuordnen. Wenn er sich vorstellte, wieviel Holz nötig war, um einen soliden Galgen zu bauen, dann stimmte die Fehlmenge etwa.
    »Raffiniert«, murmelte er.
    Vorsichtshalber fotografierte er die ganze Sache. Auch den Baumstumpf. Er nahm sowohl den Stumpf wie auch die Reste von mehreren Seiten auf, um ein möglichst plastisches, nachvollziehbares Bild zu bekommen.
    Zufrieden stieg er wieder in seinen fahrbaren Untersatz. Das, was er hier gefunden hatte, reichte zwar noch längst nicht, um eine vernünftige Story daraus zu machen, aber es war schon mal eine Ausgangsbasis.
    Damit konnte er ein Pokerspiel um weitere Informationen beginnen.
    Er rauchte sein rabenschwarzes, bestialisch stinkendes Kraut und lenkte den schaukelnden Wagen zurück in Richtung Le Donjon. Er war gespannt darauf, ob er immer noch keine Informationen bekommen sollte. Irgendwann mußte das Mädchen ja auch mal wieder aus dem Haus kommen. Und dann war er am Zuge.
    ***
    Der perlmuttweiße BMW glitt mit mäßiger Geschwindigkeit über die Straße nach Roanne hinauf. Der gewundene Flußlauf blieb linkerhand zurück. Bei Roanne würde Nicole dann abbiegen in Richtung Lapalisse und das Loire-Tal verlassen. Bis Le Donjon war es dann nur noch ein Katzensprung.
    In der Ferne war das glitzernde Band des Flusses zu sehen.
    »Kannst du dir vorstellen, daß diese Narren ernst machen werden?« fragte Nicole in etwas düsterer Stimmung.
    »Womit?«
    »Du hättest Zeitung lesen sollen«, sagte Nicole. »Gut, wir waren eine Weile sehr, sehr weit weg und haben nicht viel von dem mitbekommen, was sich hier entwickelt, aber es ist eine Schweinerei. Die Loire soll teilweise begradigt und mit Uferbefestigungen versehen werden. Damit sterben die gesamten Biotope an den Flußufern aus. Die Loire ist der letzte ›wilde‹ Fluß in Frankreich. Und den machen sie jetzt auch kaputt.«
    Zamorra atmete tief durch.
    »Uferbefestigungen?«
    »Ja. Und Kraftwerke und Stauwehre und ähnliche Errungenschaften der modernen Zivilisation. Umweltzerstörung im Großformat.«
    »Und das ist erlaubt worden?« wunderte sich der Professor.
    »Sieht so aus. Es gibt ein paar Leute, die dagegen auf die Barrikaden gehen und die Öffentlichkeit in großen Aktionen aufklären, was hier für eine Riesenschweinerei im Gange ist. Auf so etwas käme wohl nicht mal Lucifuge Rofocale…«
    Zamorra hüstelte.
    »Diese Uferbefestigungen und Begradigungen sind doch anderswo schon überall in die Hose gegangen. Irgendwann hat auch der letzte Mohikaner gemerkt, daß es nicht so funktioniert, wie es soll, und auch noch böse Nebenwirkungen nach sich zieht… und hier fangen sie jetzt damit an? So was… wo haben die Verantwortlichen denn ihren Verstand?«
    »Vermutlich in den Fingernägeln, und die werden regelmäßig gestutzt«, sagte Nicole bissig. »Wie gesagt, es gibt ein paar Leute, die etwas dagegen zu tun versuchen. Mit Öffentlichkeitsarbeit und auch auf politischer Ebene. Der World Wildlife Found setzt sich energisch für die Erhaltung der Loire im Naturzustand ein…«
    »Das sind die Leute mit dem Pandabären im Wappen, nicht?«
    Nicole nickte. »Genau die. Sie versuchen Sperrgrundstücke zu kaufen und ähnliches. Kostet eine Menge Geld. Hoffentlich bringt es etwas. Hoffentlich werden sie nicht enteignet…«
    »Wenn sie genug Öffentlichkeitsarbeit
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