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0407 - Am Tisch des Henkers

0407 - Am Tisch des Henkers

Titel: 0407 - Am Tisch des Henkers
Autoren: Jason Dark
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Bescheid?«
    »Nein.«
    Der Mann drehte mir seine Seite zu, ich streckte den Kopf aus dem herabgelassenen Wagenfenster und folgte mit meinen Blicken seinem ausgestreckten Arm. »Sie sehen dort drei Hallen, die parallel zueinander stehen. Dort müssen Sie hin.«
    »Finde ich dort Mr.. Madison?«
    »Ja. Sein Büro befindet sich jedenfalls dort.«
    »Danke.«
    Der Mann grüßte, ich konnte starten. Ich hielt mich auf der genau eingezeichneten Spur. Das war gut so, da ich nicht von entgegenkommenden Trucks unter die Reifen genommen werden wollte.
    Je mehr ich mich den Hallen näherte, umso größer wirkten sie und die langen Rampen, vor denen die Wagen parkten. Es gab auch einen Abstellplatz für die großen Containerfrachten. Ihn musste ich umrunden und fand endlich zu meinem Ziel.
    An der Vorderseite des Gebäudes stellte ich den silbergrauen Bentley zwischen den Fahrzeugen der hier arbeitenden Menschen ab. Eine Glastür führte zu einem kleineren Anbau, wo sich die Büros befanden. Wärme empfing mich, zudem der Geruch von Kaffee, und ich fand Mr.. Madisons Büro sehr schnell. Sein Name stand auf einem kleinen Schild neben der Tür.
    Er arbeitete zusammen mit einem Lehrling. Die beiden teilten sich das Büro und tranken Kaffee. Der Lehrling biss in sein Sandwich und blickte auf, als ich den Raum betrat.
    Mr. Madison ließ seine Zeitung sinken. Er war ein schmächtiger Mann. Die wenigen Haare hatte er kunstvoll auf der Glatze ausgebreitet. Jetzt stand er auf. Sein grüngrauer Anzug ließ ihn noch blasser erscheinen, als er in Wirklichkeit war.
    »Mr. Sinclair?«, fragte er.
    »Ja, das bin ich.«
    »Mein Name ist Madison.« Über seinen schmalen Schreibtisch hinweg reichte er mir seine Hand. »Wenn Sie eine Tasse Kaffee möchten.«
    »Gern.«
    »Dann nehmen Sie doch Platz.« Ich ließ mich auf einen dritten Stuhl nieder. Der Lehrling hatte das Interesse an mir verloren und mampfte weiter an seinem Sandwich.
    Madison persönlich brachte mir die Tasse. »Auch Zucker?«
    »Ja.«
    Er reichte mir die Zuckerdose, und ich nahm zwei Stücke. Der Kaffee schmeckte gut. Er rann heiß meine Kehle hinab. Madison legte seine Zeitung zur Seite und sah mich auffordernd an.
    »Sie haben die Fracht bereits entladen?«, fragte ich.
    »Ja.« Madison wurde etwas blasser und schluckte, obwohl er nichts im Mund hatte. »Es hat sich tatsächlich um einen gläsernen Sarg gehandelt.«
    »Mit Inhalt?«
    Er nickte. Danach schluckte er wieder. »Eine Inderin, ziemlich jung noch.«
    »Der Empfänger ist nach wie vor unbekannt?«
    »Ja.«
    »War denn ein Name angegeben?«
    »Natürlich. Nur haben wir dort niemand erreicht. Er existiert überhaupt nicht.«
    »Verstehe.«
    »Was wollen Sie denn mit dieser Leiche machen?«, fragte der Mann vom Zoll.
    »Das ist ganz einfach, Mr. Madison. Zunächst sehe ich sie mir einmal genau an.«
    »Und dann?«
    »Werde ich sie wohl abholen lassen.«
    »Von Ihren Leuten?«
    »Natürlich.«
    Madison war erleichtert. »Das ist gut, dann sind wir nämlich den schwarzen Peter los. Ich bin über zwanzig Jahre im Dienst, aber so etwas ist mir noch nicht vorgekommen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand gläserne Särge mit Inhalt verschickt.«
    »Normal ist es nicht.«
    »Die Leiche ist kaum verwest«, gab der Lehrling seinen Senf dazu.
    »Was meinen Sie denn damit?«, fragte ich.
    Er schlug die Beine übereinander. »Ich habe meinen Großvater nach einigen Tagen gesehen. Mann, der hat vielleicht im Sarg ausgesehen. Seine Haut war eingefallen, der Kiefer…«
    »Es reicht!«, unterbrach Madison den Stift. »Machen Sie die Arbeit, die Ihnen aufgetragen wurde.«
    Der Azubi grinste seinen Vorgesetzten an. »Was sagt die Ziege, wenn sie auf der Weide steht?«
    »Weiß ich doch nicht!«
    »Null Bock!«
    Ich musste lachen. Madison schien kaum Humor zu besitzen. Er zog ein ärgerliches Gesicht und stand auf. »Kommen Sie, Sir, gegen die heutige Jugend will ich nicht schimpfen, aber wir früher…«
    »Waren doch auch nicht besser, finde ich. So schlimm ist die Jugend nicht. Ich jedenfalls freue mich, wenn ich nicht nur angepasste Duckmäuser erlebe. Ich finde es gut, wenn ein junger Mensch seine eigene Meinung hat.«
    »Ho!«, meldete sich der Stift. »Ein Bulle mit Courage. Das sieht man selten.«
    »Du kennst die Polizei eben nicht«, erwiderte ich und wünschte noch einen schönen Tag.
    Madison stiefelte neben mir her. »Gehen wir in die Halle.«
    Wenig später stemmte Madison eine schmale Tür auf. Vor uns öffnete
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