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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Psi-Kraft zu bewegen, hätten wir keinerlei Probleme mit dem Transport…«
    »Was tut man nicht alles für die Wissenschaft«, seufzte Nadja. »Also gut, ich versuche es mal… aber ich fürchte, daß ich danach ziemlich fertig sein werde.«
    Lena umarmte sie und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
    »Wir päppeln dich dann schon wieder auf, Schwesterchen«, versprach sie.
    ***
    Hauptmann Arkadi Gruszenko wachte mit einem Ruck auf. Er stellte fest, daß er noch vollständig angekleidet in seinem Sessel lag. Vor ihm auf dem niedrigen Tisch einige Papiere.
    »Zum Teufel, da bin ich doch glatt eingeschlafen«, murmelte er überrascht. »Wie spät ist es denn?«
    Zwei Uhr war durch. Finsterste Nacht.
    Gruszenko erhob sich. Er mußte völlig übermüdet gewesen sein. Der Tag hatte eine Menge zusätzlicher Aufgaben gebracht nach dem spektakulären Vorfall in Dr. Tokolevs Labor.
    Er hatte sich noch Arbeit mit in die Privatwohnung genommen. Dumpf entsann er sich, daß ihm spätabends noch ein Kurier eine Meldung ins Haus gebracht hatte. Er schichtete die Schnellhefter um und fand den Zettel. Die Handschrift war die des Majors.
    Wichtig - Saranow wieder aufgetaucht - mysteriöse Umstände. Können Sie mich unterstützen?
    Wenn Major Sewjestin eine Frage stellte, war das einem Befehl gleichzusetzen. Gruszenko versuchte sich an die Zeit zu erinnern, zu der ihm der Bote den Zettel überbracht hatte, aber es wollte ihm nicht mehr einfallen.
    Na warte, Freundchen, dachte er.
    Wenn du glaubst, du könntest mit mir machen, was du willst, dann mußt du mit dem Echo fertig werden…
    Er hatte sich den ganzen Nachmittag und Abend über die Kameraleute und Assistenten der Vorbereitung vorgenommen, auch die Ärztin, die Lena Petrowna gründlich untersucht hatte. Er hatte Fakten zusammengetragen, immer wieder. Hier lagen die Fakten, teilweise im Büro mit der Maschine getippt und zusammengefaßt, teilweise noch handschriftlich. Sewjestin dagegen hatte sich nur Tokolev und das Medium vorgenommen und mal bei den Medizinern hereingeschaut, um nachzufragen, was Retekins Obduktion ergeben habe. Das war alles.
    Er mußte genau wissen, daß Gruszenko den Hauptteil der Arbeit erledigt hatte. Und da verlangte er spätabends noch, sein Stellvertreter solle herüberkommen und ihn unterstützen, nur weil Saranow wieder da war? Gruszenko mochte Saranow, aber das spielte hierbei keine Rolle. Er war froh, daß der Leiter des Instituts wieder aufgetaucht war, aber das hieß nicht, daß er sich deswegen gern in seiner Ruhe stören ließ.
    Aber stören konnte er auch.
    Er rief Sewjestin an. Prompt meldete der sich in seiner Wohnung, schien also noch gar nicht geschlafen zu haben.
    »Bin gerade auf Ihre Nachricht gestoßen, Genosse Major. Wegen Saranow. Wohin soll ich kommen?«
    Sewjestin zögerte.
    Das war merkwürdig.
    »Ich nehme an, daß er wieder in seiner Wohnung ist«, sagte Sewjestin. »Fahren Sie dorthin. Ich komme auch.«
    Es klickte.
    Oh, Teufel, dachte Gruszenko verblüfft. Das sah ja böse aus, wenn Sewjestin tatsächlich um diese Nachtzeit noch aktiv war und sich mit dieser Sache befaßte. Sollte er seinem Vorgesetzten etwa Unrecht angetan haben? Aber dafür kannte er ihn zu gut. Wenn Leonid Sewjestin um diese Zeit noch arbeitswütig war, dann war es eher Hobby als Beruf.
    Gruszenko schnallte sich den Schulterriemen mit dem Pistolenholster um, zog Jacke und Mantel darüber, stieg in die Stiefel und verließ das Haus.
    Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, daß er die Pistole brauchen würde…
    ***
    Sewjestin sah auf die Uhr. Es war eigentlich blanker Unsinn, jetzt noch aktiv zu bleiben. Morgen früh würde er unausgeschlafen seinen Dienst antreten, vielleicht sogar Fehler machen. Aber etwas trieb ihn an. Der Ärger darüber, daß Saranow ihm getrotzt hatte, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen, und als jetzt Gruszenko anrief, brach die Wunde wieder auf.
    Es war Sewjestin zwar klar, daß er seinen Kummer schon zu einem Drittel mit Wodka ertränkt hatte, und seine Bewegungen waren um ein Drittel weniger sicher als normal. Aber in diesem Moment spielte es für ihn keine Rolle.
    Er schnallte seine Dienstwaffe um, verließ das Haus und setzte sich in seinen Wagen, um zum Stadtrand zu fahren, wo Saranow wohnte.
    Dir zeig' ich's jetzt, dachte er. Im Vertrauen auf die von Gruszenko zu erwartende Unterstützung blühte er förmlich auf.
    Das Schneetreiben war dichter geworden. Die weiße Decke auf den Straßen, nur von schmalen Doppelspuren durchzogen, die
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