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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bei der Festnahme hatte Sewjestin immerhin darauf verzichtet, ihm wie einem Verbrecher jeden Gegenstand abnehmen zu lassen.
    Saranow schloß den Wagen auf. Die Tür ließ sich mühelos öffnen. Dafür klappte es dann nicht, als der Motor anspringen sollte. Er hatte zu lange im Freien und in der Kälte gestanden; die Batterie hatte sich entleert. Schulterzuckend stieg Saranow wieder aus.
    »Tut mir leid. Wir werden den Fahrdienst anrufen müssen. Die werden sich freuen, wenn sie mitten in der Nacht noch einen Wagen schicken müssen… wahrscheinlich wird es auch eine halbe Stunde oder länger dauern. Kommen Sie solange herein, Kotranov. Drinnen dürfte es wesentlich gemütlicher sein als in diesem Schneegestöber.«
    Widerwillig nickte der Telepath.
    »Gemütlicher«, murmelte er dann, als er das Chaos in der guten Stube sah, in dem sich Zamorra und Gryf aufhielten. »Ja, wirklich, Genosse Professor.«
    Er war nicht erstaunt, die beiden ihm fremden Männer hier vorzufinden. Er wußte ja aus Saranows Gedanken, daß sie mit dem Professor hier eingetroffen waren, er kannte sogar ihre Namen, so daß sich eine Vorstellung in dieser Richtung erübrigte. Saranow übernahm es, den beiden zu erklären, wen er da mitgebracht habe.
    Dann sah er Kotranovs versteinertes Gesicht.
    »Der andere Telepath«, murmelte Kotranov.
    Gryf nickte. Er begriff plötzlich und stieß Zamorra an. »Das ist der Mann, der versucht hat, in Boris' Gedanken zu lesen«, sagte er.
    Zamorras Haltung straffte sich. Unwillkürlich glitt seine Hand zur Brust hinauf, wo unter dem Hemd das Amulett hing.
    »Sie also…«, flüsterte er.
    Gryf hob beide Hände. »Ich glaube, wir sind keine Feinde, oder?« sagte er. »Sie besitzen eine positive Aura, Iwan.«
    Kotranov hob die Brauen, sagte aber nichts.
    »Er wurde gezwungen«, erklärte Saranow. »Spaß gemacht hat's ihm sicher nicht.«
    »Es macht keinem Telepathen Spaß, in den Gedanken anderer zu wühlen«, sagte Gryf. »Diese Fähigkeit sollte man ganz anders nutzen. Warum hat dieser KGB-Mann zu einer solchen Radikalmethode gegriffen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Saranow. »Ich kenne ihn nicht mehr so richtig wieder.«
    »Er wird nervös sein«, sagte Kotranov rauh. »Wahrscheinlich wegen des Vorfalles von heute… nein, gestern. Der hat einige Leute wild durcheinander gebracht. Professor, wollten Sie nicht den Fahrdienst anrufen?«
    »Erst mal will ich wissen, was hier passiert ist. Ist ein Taifun durchs Zimmer gewandert?« fragte Saranow. Es war ihm anzusehen, daß er sich nur mit Mühe ruhig hielt. Es ist schließlich nicht jedermanns Sache, unvorbereitet in ein totales Chaos zu stolpern, das einmal ein ordentlich aussehendes Zimmer war. Gryf hatte die Deckenlampe zwar wieder angebracht, so daß wenigstens eine halbwegs vernünftige Beleuchtung existierte, aber die zeichnete den verkrusteten Schaum des Feuerlöschers und das weitergehende Chaos in einem um so grelleren Licht.
    »Wir wurden angegriffen. Von einer unsichtbaren Wesenheit. Es gab vorher schon einen Anschlag…«
    Saranows Augen weiteten sich verständnislos. Zamorra und Gryf berichteten abwechselnd.
    Kotranov hob die Hand.
    »Sie glauben also, daß einer von uns dafür verantwortlich ist«, sagte er. »Einer von uns Para-Begabten. Nicht wahr?«
    »Es könnte sein. Es wäre jedenfalls die naheliegendste Erklärung. Mir ist nur nicht ganz klar, warum dieser Unbekannte es auf uns abgesehen hat«, sagte Zamorra. »Immerhin kennt uns hier niemand, und kaum jemand weiß überhaupt, daß wir hier sind.«
    »Sewjestin läßt nach euch suchen. Ein paar Leute wissen also schon davon«, warf Saranow ein.
    »Schön, aber er wird bestimmt keine Psi-Talente einsetzen, sondern Polizei, Agenten und Soldaten. So richtig schön wie im Krimi.«
    »Spar dir deinen Sarkasmus«, wies Zamorra. Gryf zurecht. »Genosse Kotranov, Sie erwähnten vorhin einen Vorfall, der diesen Sewjestin nervös gemacht hätte. Was war das für ein Vorfall? - Ich bin ebenfalls Parapsychologe, damit Sie meine Neugierde nicht falsch einschätzen.«
    Kotranov zuckte mit den Schultern.
    »Mich interessiert es auch brennend«, sagte Saranow. »Was ist geschehen?«
    »Es hat einen Unfall gegeben. Oder eine Katastrophe. Wie auch immer man es nennen mag. Ein Versuch schlug fehl, und es gab einen Toten. Niemand weiß, was geschehen ist und warum.«
    »Einen Toten? Wen?«
    »Retekin.«
    »Aus Doktor Tokolevs Gruppe«, murmelte Saranow betroffen. »Tokolev befaßt sich mit der Erforschung von
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