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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tokolev.
    Lena Petrowna hob den Kopf. Sie sah den Parapsychologen zornig an. »Wollen Sie mir die Schuld dafür geben?« schrie sie. »Ich habe nichts damit zu tun. Ich weiß nichts davon. Ich wache auf und befinde mich in einem verwüsteten Raum! Was kann ich dafür? Ich weiß nicht, was geschehen ist. Wie oft soll ich das noch wiederholen?«
    »Retekin ist tot. Wir müssen herausfinden, warum er getötet wurde - und von wem.«
    »Von mir, wie?« Sie fuchtelte mit den Händen vor Tokolevs Gesicht herum. »Ich bin eine gnadenlose Killerin, die nur so zum Spaß harmlose Wissenschaftler umbringt. Ich kann es spielend, ich habe ja beim KGB eine entsprechende Kampfausbildung erhalten. Gestatten Sie, daß ich lache, Genosse Doktor?«
    »Gewährt«, sagte Tokolev sarkastisch. »Nun bleiben Sie mal auf dem Teppich, Genossin Petrowna. Wir können nach diesem Vorfall nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Das ist völlig unmöglich, und das wissen Sie ebensogut wie ich. Der Versuch ist fehlgeschlagen auf die schlimmste Art. Und wir haben keine Möglichkeit, festzustellen, woran das lag. Eine der Kameras ist zerstört, in den anderen sind die Filme restlos überbelichtet, so daß sich beim besten Willen nichts erkennen läßt. Und das vom ersten Moment des Versuchs an. Jemand oder etwas legt es darauf an, daß wir nichts ergründen können. Hinzu kommt, daß Sie mir vor Beginn des Versuches mitteilten, sie hätten das Gefühl, daß diesmal etwas anders ablaufen würde.«
    »Wollen Sie mir jetzt etwa daraus einen Strick drehen?«
    Tokolev beugte sich vor. Er faßte nach ihrem Arm, ehe sie sich ihm entziehen konnte, riß das Medium zu sich herum. »Hören Sie auf, sich als Angeklagte zu fühlen«, knurrte er sie an. »Das sind Sie nicht. Ich habe nicht mit einem einzigen Wort behauptet, Ihnen die Schuld zuschreiben zu wollen. Ich muß einfach nur erfahren… wir alle müssen erfahren, was sich abgespielt hat, damit wir beim nächsten Mal anders reagieren können. Wir müssen in Zukunft ähnliche Vorfälle verhindern.«
    »Es wird kein nächstes Mal geben«, erwiderte sie bitter. »Ich weigere mich, die Experimente fortzuführen. Lassen Sie mich sofort los, Genosse Inquisitor.«
    Er löste seinen Griff und starrte sie finster an.
    »Dafür haben weder Sie noch ich zu entscheiden«, sagte er nach einer Weile. »Aber bis eine solche Entscheidung getroffen wird, arbeiten Sie mit mir zusammen, unter meiner Leitung, und wenn ich Sie zum Verlauf dieses fehlgeschlagenen, tödlichen Experimentes befrage, werden Sie wahrheitsgemäß antworten. Verstanden?«
    »Ich weigere mich, auch nur eine Sekunde länger hier zu stehen. Für mich ist es vorbei. Schluß, Ende! Keine Versuche, keine Fragen, nichts mehr. Ich will nicht. Das werden Sie akzeptieren müssen.«
    »Ich akzeptiere es nicht«, sagte er scharf.
    »Sie können mich nicht zwingen, weiterzumachen! Lassen Sie mich gehen.«
    »Wie Sie meinen.« Er erhob sich und ging von der kleinen Sitzgruppe hinüber zum Schreibtisch. Er nahm den Telefonhörer ab und begann zu wählen.
    »Sie sind von Ihrer vorgesetzten Dienststelle hierher abkommandiert worden«, sagte er. »Ich werde Ihren Vorgesetzten davon unterrichten, daß Sie die Mitarbeit verweigern.«
    »Sie sind ein Schwein, Tokolev!« schrie sie. Sie sprang ebenfalls auf. »Sie sind ein verdammtes, erpresserisches Schwein! Ich könnte Sie umbringen!«
    Sie stürmte auf ihn zu, riß ihm den Telefonhörer aus der Hand und schmetterte ihn auf die Gabel. Ihre Augen blitzten. »Ich hasse Sie, Tokolev.«
    »Tun Sie das. Aber beantworten Sie meine Fragen. Es ist wichtig. Nicht nur für uns. Verstehen Sie das nicht?«
    »Nein. Wichtig für den KGB, für das Zentralkomitee…«
    »Wichtig für uns alle, die wir uns mit PSI-Forschung befassen«, sagte er wütend. »Begreifen Sie nicht, das das, was hier geschehen ist, auch anderswo geschehen kann? Was kann an einem Ektoplasma-Ausbruch so mörderisch sein? Normalerweise ist das Zeugs doch harmlos! Aber wenn es schon hierbei zu einer Katastrophe kommt, dann kann es auch bei den Telepathen geschehen, bei den Psychokineten, den Pyro-Spezialisten… überall! Damit das nicht geschieht, müssen wir feststellen, wieso es zu diesem Vorfall kommen konnte! Und ich werde Sie zwingen, zu antworten, wenn Sie es nicht freiwillig tun, verlassen Sie sich darauf.«
    »Ihr seid alle Bestien«, zischte sie. »Vermessene machtgierige Bestien. Ich hasse Sie, ich hasse euch alle!«
    Sie machte ein paar Schritte
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