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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Brüderchen Zamorra, wenn du mitkommst? Es wird dich bestimmt interessieren, auf welchen Gebieten wir russischen Parapsychologen euch Westlern voraus sind.«
    »Wird nicht gerade viel sein«, grinste Ted Ewigk.
    »Oh, Towarischtsch Ewigk, unterschätzen Sie uns nicht«, wehrte Saranow sich. »Immerhin ist Parapsychologie russische Erfindung.«
    Ted grinste immer noch. »Davon würde ich mich auch gern überzeugen«, sagte er. »Gilt Ihre Einladung auch für mich, Genosse Professor?«
    Saranow schüttelte den Kopf.
    »Ich halte das nicht für gut«, sagte er. »Sie sind Reporter, Journalist. Sie sind für die Sowjetunion nicht akkretiert. Es wird erhebliche Schwierigkeiten geben. Man wird Sie nicht arbeiten lassen. Man wird Sie ausweisen.«
    »He, ich habe schon in der Sowjetunion Reportagen gemacht, als Glasnost und Perestrojka selbst in der russischen Sprache unbekannte Fremdwörter waren!«
    »Damals hatten Sie sicher eine Aufenthalts - und Arbeitserlaubnis«, sagte Saranow. »Aber das dürfte momentan nicht der Fall sein. Und bei aller Freizügigkeit, die sich mehr und mehr durchsetzt, wird man Ihnen allein deshalb Schwierigkeiten machen, weil Sie zur Presse gehören.«
    »Und wenn wir das niemandem auf die Nase binden?«
    »Boris hat recht, Ted«, warf Nicole ein. »Wenn ihr da aufkreuzt, werden sie euch erst einmal festnehmen und untersuchen. Sie werden eure Pässe prüfen. Sie werden Rückfragen bei den Konsulaten vornehmen. Sie werden feststellen, daß du Reporter bist, Ted. Stell lieber einen offiziellen Antrag.«
    Ewigk deutete anklagend auf Zamorra. »Und der da?« stieß er hervor. »Wird der nicht festgenommen? Wird man ihn nicht als Spion einsperren, der die Fortschritte der parapsychologischen Kampftechnik-Entwicklungen ausforschen will…?«
    »Der da ist dem KGB bekannt«, sagte Zamorra. »Ich habe schon einige Male mit dem Geheimdienst zusammengearbeitet. Auch einmal mit Boris. Das wissen sie in der Dherzinsky-Straße Nr. 12 in Moskau. Sie werden mir nicht sehr große Schwierigkeiten machen. Und die russische Psi-Forschung interessiert mich in der Tat.«
    »Exklusivinterview«, verlangte Ted kategorisch. »Versuch Fotos zu machen. Sofort nach deiner Rückkehr will ich eine Reportage mit dir machen.«
    »Auch das ist nicht gut«, sagte Saranow. »Die Psi-Forschung unterliegt strenger Geheimhaltung, und…«
    »Geheimhaltung ist russische Erfindung, natürlich«, ergänzte Ted düster. »Aber wie wollt ihr denn kontrollieren, daß Zamorra nichts erzählt?«
    »Ich werde nichts erzählen, was unsere Freunde nicht erlauben«, sagte Zamorra. »Zudem werden sie mir die wirklich geheimen Sachen wohl erst gar nicht zeigen.«
    »Schön. Ich darf also nicht mit«, maulte Ewigk. »Und Gryf? Meint ihr nicht, daß der Schwierigkeiten bekommt?«
    Gryf lächelte.
    »Ich bin schon in jedem Land der Erde gewesen«, sagte er. »Ich habe nie Schwierigkeiten bekommen. Ich habe nämlich bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten, diese Schwierigkeiten zu umgehen oder schon im Ansatz zu beseitigen.«
    Saranow rieb sich die Hände.
    »Zudem dürfte es unserer Fakultät eine große Freude sein, einen leibhaftigen, parabegabten Druiden kennenzulernen. So etwas hatten wir noch nie. Meine Kollegen werden begeistert sein…«
    »Ich weniger, weil ich zum Versuchskaninchen kein Talent habe. Außerdem fehlen mir die langen Ohren und der Stummelschwanz«, behauptete Gryf.
    »Ach, wer redet denn von Versuchen?« wehrte Saranow ab. »Nur Unterhaltungen sind gefragt, Erfahrungsaustausch. Versuche finden nur statt, wenn die betreffende Person darin einwilligt.«
    Gryf grinste. »Ja, das Prinzip kennen wir. Du bist Freiwilliger, heißt es dann.«
    »Das siehst du falsch, Brüderchen Gryf«, protestierte der Russe. »Es ist in Wirklichkeit alles ganz anders.«
    Gryf lächelte immer noch.
    »Ich will's dir mal spaßeshalber glauben«, sagte er. »Aber ihr könntet mich ohnehin nicht gegen meinen Willen festhalten. Wann springen wir?«
    »Sobald ich mein Köfferchen gepackt habe«, sagte Saranow. »Und da ich bekanntlich kein Köfferchen besitze, sondern mir der Herr des Hauses alles Lebensnotwendige zur Verfügung gestellt hat, ist das in diesem Moment der Fall. Auf geht's.«
    Er erhob sich und streckte die Arme aus.
    »Dann denk mal fröhlich an deine Wohnung, Brüderchen«, sagte Gryf. »Komm, Zamorra. Wir suchen ihn heim und stellen fest, wie viele Wodkaflaschen er im Kühlschrank hat.«
    ***
    »Andrezej Retekin ist tot«, sagte Dr.
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