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0404 - Die Bande der Toten

0404 - Die Bande der Toten

Titel: 0404 - Die Bande der Toten
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stumm.
    »Beschreiben Sie ihn!«, forderte ich sie auf.
    »Es war ein Tramp«, murmelte sie schwach. »Viel mehr gibt es da nicht zu sagen. Er sah aus, wie alle Tramps aussehen: unrasiert, verbeulter Hut, dreckiger, geflickter Mantel. Wie eben Tramps aussehen.«
    Es musste Dempsy gewesen sein. Der sterbende Tabby Worth hatte zugegeben, dass Dempsy ihn zu der Bar geschickt hatte. Wahrscheinlich wagte sich Dempsy nicht selbst in die Bar hinein. Wenn er Eileen Hopkins früher oft besucht hatte, stand zu erwarten, dass er auch oft in die Bar gegangen war, wo sie arbeitete. Und wahrscheinlich fürchtete Dempsy nun, dass er in der Bar trotz jeder Verkleidung erkannt werden könnte. Also hatte er sich mit Tabby Worth in Verbindung gesetzt und ihn vorgeschickt, damit Tabby die Spur von Eileen Hopkins finden sollte.
    ***
    Wir sagten einen Gruß und gingen. Viel mehr war aus der Frau garantiert nicht herauszuholen, und wir wussten genug. Dempsy schien demnach in der Maske eines Tramps aufzutreten. Jetzt galt es nur noch, unter den tausend oder zweitausend Tramps, die in New York herumlaufen, denjenigen zu finden, dessen Aufmachung nur Tarnung war.
    Als wir in den Jaguar stiegen, sahen wir das flackernde Lämpchen, das anzeigte, dass unsere Funkleitstelle mit uns sprechen wollte. Phil nahm den Hörer und meldete sich.
    »Wir verbinden Sie mit dem First Manager des Twenty One Klub«, sagte jemand aus der Leitstelle. »Er hat schon viermal hier angerufen und wollte mit einem der Beamten sprechen, die ihn kürzlich wegen Gloria angerufen hätten. Hier im Haus ist sonst niemand, der infrage käme. Habt ihr mit ihm telefoniert?«
    »Ja«, sagte Phil. »Verbinden Sie uns.«
    Er warf mir einen kurzen Blick zu. Ich steckte mir eine Zigarette an. Diese Geschichte gefiel mir nicht. Der Manager dieses Klubs hatte nichts mit uns zu tun, aber auch gar nichts. Wenn er trotzdem mit uns sprechen wollte, konnte es kaum etwas Gutes bedeuten. Ich wartete gespannt.
    Dann drang die ölige Stimme aus dem Zusatzlautsprecher, den Phil eingeschaltet hatte.
    »Sie sprechen mit Agent Phil Decker. Unsere Zentrale gab uns Bescheid, dass Sie uns suchten. Was können wir für Sie tun?«
    »Nun, Sir, ich weiß nicht, ob es überhaupt richtig ist, dass ich Sie belästige. Aber die Sache ist sehr merkwürdig.«
    »Welche Sache?«
    »Gegen zwei Uhr rief angeblich die MGM aus Hollywood hier an und verlangte Gloria Bella. Ich sagte, dass Miss Bella um drei Uhr Orchesterprobe hätte und - da sie vor jeder Probe spazieren zu gehen pflegt, um sich zu sammeln - im Augenblick also nicht erreichbar sei. Dann wollten sie nach drei wieder anrufen. Ein Anruf aus Hollywood bedeutet in unserer Branche sehr viel, das können Sie sich vielleicht denken…«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Phil.
    »Deshalb ging ich kurz vor drei zum Bühneneingang, um Miss Bella abzufangen, bevor sie zur Probe ging. Ich wollte ihr sofort sagen, dass MGM sich offenbar für sie interessiere. Und da habe ich etwas ganz Seltsames beobachtet.«
    »Nämlich?«
    »Also, Miss Bella stand mit ihrer Sekretärin an dem Gehsteig, nicht weit vom Bühneneingang entfernt. Am Straßenrand parkte ein Auto…«
    »Was für eins?«, fiel ihm Phil ins Wort.
    »Chrysler Newport, kaffeebraun.«
    »Das Kennzeichen haben Sie sich nicht gemerkt?«
    »Nein, das habe ich gar nicht gesehen.«
    »Gut. Berichten Sie weiter.«
    »Also, da stand der Wagen. Am Steuer saß ein unrasierter Mann, er wirkte ein bisschen verlottert, Marke junger Maler oder so, und er rief den beiden Frauen irgendwas zu. Die beiden stiegen plötzlich zu ihm in den Wagen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, als ob sie es irgendwie unter Druck getan hätten. Ihre Bewegungen waren so… so… ich kann es nicht beschreiben. Aber sie wirkten ein bisschen steif. Als ob sie Angst hätten. Können Sie sich denken, was ich meine?«
    »Und ob ich das kann«, brummte Phil. »Das gehört zu unseren Berufserfahrungen. Haben Sie versucht, die beiden Frauen zurückzuhalten?«
    »Das hätte ich gar nicht gekonnt, selbst wenn ich es versucht hätte. Ich war ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Yards von ihnen entfernt, und sie brauchten nur ein paar Schritte zu machen, und schon waren sie am Auto und stiegen ein.«
    »Das war alles?«, fragte Phil.
    Ein Schnaufer drang aus dem Lautsprecher.
    »Ist das nicht genug? Für Sie hört sich das vielleicht harmlos an, aber ich sage Ihnen, dass Miss Bella ihre Arbeit sehr ernst nimmt, und wenn sie zwei, drei
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