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0403 - Das Auge des Jägers

0403 - Das Auge des Jägers

Titel: 0403 - Das Auge des Jägers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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späten Mittag endlich schaffte es Gryf, sich von der jungen Druidin zu verabschieden, nicht ohne das Versprechen ablegen zu müssen, ihr nicht zum letzten Mal über die Einsamkeit der Nacht hinweggeholfen zu haben. Diesen Schwur hatte er aber vorsichtshalber erst mal abgeleitet. Das Mädchen war dermaßen besitzergreifend, daß er ihr vorerst aus dem Weg zu gehen gedachte; warum sollte er sich schließlich nur an eine Schönheit verschwenden, wenn es in dieser Stadt so viele gab. Er verließ das Organhaus, in dem die Druidin allein wohnte, und trat auf die Straße hinaus. Er überlegte noch, ob er zunächst mal nach Zamorra und Nicole schauen oder Ivetac einen Besuch abstatten sollte, als er zwei Druiden in weißen Overalls auf sich zukommen sah.
    In ihm schlug eine Glocke Alarm.
    Die große Gefahr war zwar vorüber; seit der spektakulären Aktion, in der sie im Palast-Tempel ein wenig aufgeräumt und den vom MÄCHTIGEN beeinflußten Priester-Druiden die Zähne gezeigt hatten, wagten die es nicht mehr, Unruhe in die Stadt zu bringen und hielten sich zurück, aber es war trotzdem immer gut, wachsam zu sein. Schon allein der Jagdleidenschaft wegen – nicht nur Vampire waren gefährlich, sondern auch Freunde und Ehegatten schöner Frauen. Liebe und Hiebe versuchte Gryf immer so weit wie möglich auseinanderzuhalten. Schon allein deshalb war er stets auf der Hut.
    Diese beiden Druiden aber hatten mit dem Mädchen garantiert nichts zu tun. Sie dachten nicht daran, ihn deshalb zur Rechenschaft zu ziehen. Genauer gesagt: Sie dachten überhaupt nicht.
    Gryf tastete sekundenschnell mit seinen Para-Kräften nach den Bewußtseinen der beiden und stieß ins Leere.
    Roboter!
    Nachgemachte Druiden, von denen niemand so genau sagen konnte, woher sie kamen. Roboter passten nicht ins Weltbild des Silbermonds. Druiden lebten im Einklang mit der Natur; Technik hielt sich in überschaubaren Grenzen. Roboter in dieser Perfektion waren aber kaum noch überschaubar.
    Gryf fragte sich, was die beiden von ihm wollten. Es musste sich nicht unbedingt um einen Angriff handeln. Die unmittelbare Gefahr war eben vorüber. Die Beeinflußten hielten sich zurück. Jegliche Aktion, wie die im Palast-Tempel konnte nur die Öffentlichkeit in Aufruhr versetzen und trotz aller Lethargie doch zu unangenehmen Fragen führen, und das war das letzte, was sie wollten.
    Gryf wartete gespannt ab.
    Die beiden Roboter machten keine Anstalten, ihn anzugreifen. Vor ihm blieben sie stehen. »Du bist Gryf?«
    Er grinste. »Schwer zu erraten, wie?« Er war in der ganzen Stadt der einzige, der einen verwaschenen und geflickten Jeansanzug trug – so bunt die Mode hier auch war, dachte doch außer den Wächtern und den Priestern, die in weißen Overalls oder weißen Gewändern herumliefen, niemand daran, sich so einfarbig zu kleiden – und er war wohl auch der einzige, der ständig so aussah, als habe sein blondes Haar noch nie einen Kamm aus der Nähe gesehen.
    »Lonerc Thorr schickt uns nach dir. Du sollst zu ihm kommen.«
    »Na schön. Wartet er schon ungeduldig?« Gryf sah zum Himmel empor und schätzte die Zeit nach dem Stand der Sonne und der Wunderwelten ab, von denen einige bei Tage durchaus gut zu sehen waren. Er hatte eine Menge Zeit bei dem Mädchen zugebracht, das ihn nicht gern hatte gehen lassen wollen.
    »Folge uns«, wurde er aufgefordert.
    Er wusste zwar, wo sich Thorrs Organhaus befand. Aber die beiden Roboter führten ihn in eine andere Richtung. Das war an sich nicht ungewöhnlich. Vielleicht hatte Thorr irgendwo etwas entdeckt, das er Gryf zeigen wollte. »Sind meine Freunde ebenfalls benachrichtigt worden?« erkundigte der Druide sich.
    Die beiden Robots antworteten nicht.
    Er bedauerte, daß er ihre Gedanken nicht lesen konnte, aber sie dachten ja nicht. Und elektronische Impuls konnte er nicht aufnehmen und nicht verarbeiten.
    Sie bogen in eine Seitenstraße ab und standen vor der sich bildenden Tür eines kleinen Organhauses. »Dort hinein«, sagte einer der Roboter und deutete auf den Eingang. Die beiden Kunstwesen traten nach rechts und links zurück.
    Warum gingen sie nicht vor?
    Gryf beschlich der Verdacht, daß es sich um eine Falle handelte. Er trat, aufs Äußerste gespannt und mit wachen Sinnen, langsam auf die Tür zu. Er war neugierig.
    Im letzten Moment spürte er, wie etwas nach seinen Druiden-Kräften griff und sie blockieren wollte. Es ging von dem Haus aus. Im gleichen Moment sah er aus den Augenwinkeln die Bewegung der beiden
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