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0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

Titel: 0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht
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aschfahl. »Wer hat ihn erschossen?«, wisperte er kleinlaut.
    »Wir wissen es noch nicht. Der Mord wurde mit einem Bolzenschuss-Gerät durchgeführt, wie man es auf Baustellen verwendet.«
    Er sackte etwas in sich zusammen.
    »Aber«, setzte ich hinzu, »was interessiert dich das? Du kennst Brillen-Bill ja nicht.«
    Er nagte nervös mit seinen falschen Zähnen auf der Oberlippe herum.
    »Oder kennst du ihn vielleicht doch, Locksmith? Fällt dir vielleicht jetzt wieder ein, dass auch Potter zu deinem Bekanntenkreis zählt?«, bohrte ich.
    Er richtete sich auf. Seine Augen funkelten. Nicht vor Wut, sondern vor Angst. »Sperrt mich ein, G-men. Macht mit mir, was ihr wollt«, schrie er plötzlich. »Beweist, dass der Pontiac gestohlen war, lasst mich deswegen verurteilen. Lieber will ich die Gefängnisstrafe absitzen, als erledigt zu werden wie Bill.«
    Sofort hakte ich ein. »Also kennst du ihn doch!«
    »Das habe ich nicht behauptet«, brüllte er erregt.
    »Es hörte sich aber so an«, sprach Phil auf dem Rücksitz.
    »Kein Wort bekommt ihr mehr aug mir heraus«, rief der Dicke. »Er hat Gerald Potter vor dem Galgen gerettet. Er hat Brillen-Bill ermorden lassen. Und er wird meinen Kopf fordern, wenn ich euch etwas sage.«
    »Wen meinst du?«, fragte ich schnell, um seine augenblickliche Erregtheit auszunutzen.
    »Baron Samedi!«, rief er. Dann verstummte er.
    ***
    James Harding kratzte sich am Kopf. Phil und ich saßen in seinem Büro und rauchten Zigaretten.
    »Es sieht ganz so aus«, meinte der Captain, »als ob es diesen Todesgott der Haitianer in Wirklichkeit gibt. Gerald Potter hat unter dem Galgen von ihm gesprochen, und Jonny Locksmith hat eine derartige Angst vor ihm, dass er stumm wie ein Fisch bleibt.«
    Wir hatten Locksmith im Polizeigefängnis abgeliefert. Inzwischen wussten wir durch Telefon und Fernschreiber, dass der weinrote Cadillac, mit dem Brillen-Bill gefahren war, und auch der schneeweiße Pontiac, der an der Klippe im Meer lag, in New York gestohlen worden waren.
    »Gehen wir von einer Theorie aus«, sagte ich. »Nehmen wir an, dieser komische Baron ist der Kopf der Autobande. Dann handelte es sich vielleicht bei dem Chinesen Brillen-Bill und Jonny Locksmith um kleine Lichter, die für den Baron arbeiten. Aus irgendwelchem Grund ist Brillen-Bill aus der Reihe getanzt, deswegen wurde er ermordet.«
    »Dieser seltsame Baron Samstag bekommt langsam Konturen«, warf Captain Harding ein. »Seht euch das einmal an«, meinte er und schob Phil und mir ein Fernschreiben zu.
    Es stammte aus Washington von unserer FBI-Zentrale und war an Cotton und Decker gerichtet. Unterzeichnet war das Schreiben vom Assistent Director Collins, der für das Bandenunwesen zuständig war. Er bat uns, den Galgenzwischenfall zu untersuchen, denn der hatte sich schon herumgesprochen.
    »Okay«, sagte ich. »Fangen wir an.«
    Ich griff zum Telefon und ließ mich von der Zentrale mit dem Gefängnisdirektor verbinden.
    Als ich auflegte, sah ich von Phil zu Harding und meinte: »Wisst ihr, wo der neue Galgen hergestellt wurde?«
    »Keine Ahnung«, brummte Harding.
    »In der Tischlerei des Baltimore-Gefängnisses.«
    ***
    Es dauerte bis nach Mittag, bis die notwendigen Formalitäten für unseren Besuch im Gefängnis erledigt waren.
    Wir meldeten uns im Büro des Direktors an, der McArthur hieß und aus Schottland stammte. Ich steuerte sofort auf das Thema los.
    »Wie wir erfuhren, haben Sie den Galgen in der Tischlerei des Gefängnisses bauen lassen, Mr. McArthur.«
    »Ja. Das geschah aus zwei Gründen. In der Stadt fand ich keine geeignete Tischlerei für diesen Auftrag. Es kamen nur zwei Betriebe infrage, und beide lehnten es ab, einen Galgen zu bauen. Darum war ich gezwungen, meine Tischlerei einzuspannen. Somit - das ist der zweite Grund - verbilligte sich auch die Neuanschaffung eines Gerüstes erheblich.«
    »Wie viel Mann arbeiteten an der Herstellung des Hinrichtungsgerüstes?«
    »Sehen Sie sich bitte in der Schreinerei um, Gentlemen. Der Häftling, dem ich persönlich den Auftrag gab, ist dort so eine Art Vormann. Er heißt Tab Lewis, sein Spitzname ist Cäsar.«
    »Waren Potter und Lewis befreundet? Kannten sie sich?«
    McArthur verneinte. »Sie können sich im Gefängnis nicht kennengelernt haben. Die Zelle, in der Potter inhaftiert war, liegt in einem ganz anderen Trakt als die Tischlerei. Ich glaube auch nicht, dass die Arbeit unserer Schreiner zum Versagen des Galgens geführt hat.«
    Ich räusperte mich. »Trotzdem
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