0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

möchten wir uns gern umsehen, Mr. McArthur.«
    »Bitte. Aber zur Information noch etwas, Agent Cotton. Der Galgen wurde vor der Hinrichtung nicht nur vom Henker ausprobiert, sondern auch von mir und einem kleinen Gremium. Er war in Ordnung.«
    »Würden Sie uns in der Tischlerei anmelden lassen, Mr. McArthur?«, bat ich.
    Phil und ich marschierten durch die Gänge, stiegen Treppen hinauf und hinab, bis wir an eine mit Eisenblech beschlagene Tür gelangten.
    Das Sirren von Transmissionen und das Kreischen einer Kreissäge waren zu hören.
    Zusammen mit einem Wärter betraten Phil und ich einen großen, hallenartigen Raum. An einer Stelle befanden sich Fenster, die größer als die übrigen Gefängnisfenster waren. Allerdings waren auch sie mit dicken Eisenstäben abgesichert.
    Ein kleiner Mann arbeitete an einem Holzstück auf einer Werkbank. Er sah kurz zu uns herüber, als wir eintraten.
    Danach setzte er wieder den Hobel an. Späne flogen.
    Außer ihm befanden sich noch zwei weitere Häftlinge in der Schreinerei.
    An allen ging der Wärter vorbei. Wir folgten ihm.
    Hinten in der Ecke stand die Kreissäge. Ein großer breitschultriger Mann zersägte Holz. Der Wärter tippte ihn mit der Hand an.
    Der Häftling richtete sich auf und drehte sich herum. Sofort darauf drückte er den schwarzen Hebel herunter, mit dem der Sägemotor ausgeschaltet wurde.
    Wir musterten den Mann. Er hatte einen kugelrunden Kopf. Den schwarzen buschigen Augenbrauen, die mit Sägemehl bestäubt waren, nach zu urteilen, mussten dort einmal dunkle Haare gestanden haben, wo sich jetzt nur noch eine Glatze befand.
    Das runde Sägeblatt lief aus. Der Wärter erklärte kurz: »Das ist Tab Lewis, Agent Cotton.«
    »Ich heiße Cäsar«, sagte der Mann dumpf. »Wer seid ihr?«
    »Wir sind vom FBI, Cotton und Decker.«
    Er wanderte zum Fenster hinüber, lehnte sich an die Wand und faltete die Arme über der breiten Brust zusammen. »Was wollt ihr tfon mir?«
    »Du hast den Galgen gebaut, Cäsar, wie wir erfahren haben.«
    »Du liegst richtig, G-man. Ich hatte vom Direktor den Auftrag dazu bekommen. Und hier«, er machte eine ausladende Handbewegung, »in dieser Werkstatt wurde das Gerüst unter meiner Aufsicht gebaut.«
    »Wusstest du, wer damit hingerichtet werden sollte, Cäsar?«
    »Das hat sich im ganzen Bau herumgesprochen, Cotton.«
    »Kannst du dir erklären, warum der Galgen heute Morgen bei der Hinrichtung versagte, Cäsar?«, fragte ich.
    »Ich wusste es vorher.«
    »Wie?«, fragte ich verblüfft. »Du hast gewusst, dass er nicht funktionierte?«
    »Natürlich.«
    »Dann hast du ihn also dementsprechend konstruiert und gebaut?«, vergewisserte sich Phil.
    »Ich sagte es doch bereits.«
    »Du wolltest also Potter vor dem Tode retten, Cäsar?«
    »Ob es Potter oder ein anderer war, das war für mich vollkommen egal, Agent Cotton. Ich kenne Potter überhaupt nicht und habe ihn auch nie gesehen. Ich wusste nur, dass er hier im Gefängnis saß, was er getan hat und welche Strafe er bekommen hatte. So etwas spricht sich herum.«
    »Und warum hast du das getan?«, fragte ich, die Verblüffung war immer noch nicht ganz überstanden.
    Er grinste leicht. »So einfach ist das auch wieder nicht, Cotton. Ich werde in drei Wochen aus dem Gefängnis entlassen. Ich bin vier Jahre hier gewesen und habe mich gut geführt. Doch wenn ich wieder in Freiheit bin, stehe ich da wie eine abgehäutete Maus. Für den Fall ist es dann immer gut, wenn man etwas Startkapital zur Verfügung hat. Und das habe ich mir beschafft.«
    »Also hat jemand dir Geld dafür gegeben, dass du den Galgen falsch baust.«
    »Genauso ist es. Die beiden dort drüben braucht ihr nicht zu fragen. Sie haben mir zwar beim Bau des Gerüstes geholfen. Doch das Geheimnis der Falltür kenne nur ich. Ich habe zwei Tage lang daran herumgeknobelt. Dann hatte ich eine Idee. Sie hat sich als richtig herausgestellt.«
    »Und wenn sie falsch gewesen wäre, Cäsar?«, wollte ich wissen.
    »Dann lebte Potter nicht mehr, und ich wäre immer noch die abgezogene Maus, die nach ihrer Entlassung nichts zu knabbern hat.«
    »Wer hat dir das Geld gegeben, Cäsar?«, mischte sich Phil ein.
    »Das weiß ich nicht. Außerdem habe ich es noch gar nicht.«
    »Du hast also auf bloßen Verdacht hin gearbeitet?«
    Der kahle Kopf senkte sich. Cäsar spielte mit einem Fuß in Sägespänen herum. »Ich bekomme mein Geld schon, keine Sorge. Damit werde ich mir eine Tischlerei einrichten.«
    »Wie hast du den Auftrag