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04

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Titel: 04
Autoren: Fred
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zusteuern.«
    »Was zum Teufel ist ein Blauer Mond?«
    Der Grund, warum Zelda nach unzähligen Dienstjahren noch immer in der dritten Schicht arbeitete? Ihre charmante Ausdrucksweise.

    »Zwei Vollmonde in einem einzigen Monat machen den zweiten zu einem Blauen Mond. Das ist sehr selten. Sehr energievoll. Falls man an solches Zeug glaubt.«
    Ich lebte in den nördlichen Wäldern von Wisconsin, sozusagen Tür an Tür mit dem, was vom Ojibwa-Volk noch übrig war, und hatte dadurch genügend abergläubische Legenden für ein ganzes Leben gehört.
    Sie machten mich immer wütend. Ich entstammte einer modernen Welt, in der es für Legenden nur einen einzigen Platz gab: Märchenbücher. Um meinen Job zu machen, brauchte ich Fakten. In Miniwa war es so, dass - je nachdem, mit wem man sprach - Fakten und Fiktion sich stärker miteinander vermisch-ten, als mir lieb war.
    Zeldas spöttisches Schnauben ging in ein langes, trockenes Husten über. Wie immer wartete ich geduldig ab, bis sie wieder Luft bekam.
    »Energievoll, meine Fresse. Und jetzt schaff deinen Arsch raus zum Highway 199. Da gibt's Ärger, Mädchen.«
    »Welche Art von Ärger?« Ich stellte das Blaulicht an und zog die Sirene in Erwägung.
    »Keine Ahnung. Handyanruf. Jede Menge Gekreische, jede Menge Statik.
    Brad ist schon auf dem Weg.«
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    Ich hatte vorgehabt, mich nach dem zweiten diensthabenden Officer zu erkundigen, aber wieder einmal beantwortete Zelda eine Frage, noch bevor sie gestellt werden konnte. Manchmal war sie unheimlicher als alles, was ich bei meinem Job zu hören oder zu sehen bekam.
    »Er wird eine Weile brauchen«, fuhr sie fort. »Er war am anderen Ende des Sees, deshalb wirst du als Erste vor Ort sein. Halt mich auf dem Laufenden.«
    Da Gekreische meiner Erfahrung nach nie etwas Gutes bedeutete, hörte ich auf, die Sirene bloß in Erwägung zu ziehen. Kurz danach jagte ich meinen Wagen mit Geheul in Richtung Highway 199.
    Das Miniwa Police Department setzte sich aus meiner Wenigkeit, dem Sheriff und sechs weiteren Beamten, außerdem noch Zelda und einer endlosen Reihe junger Dispatcher zusammen - zumindest bis zum Sommer, wo die Mannschaft wegen der Touristen dann auf zwanzig anschwoll.
    Ich hasste den Sommer. Es war die Zeit, in der die reichen Idioten aus den Städten im Süden über den zweispurigen Highway nach Norden kamen, um ihren Hintern an einen See zu pflanzen und ihre Haut zu einem zornigen Fuchsienrot zu gril en. Ihre Kinder schrien, ihre Hunde rannten frei herum, sie selbst trieben ihre Boote zu mehr Leistung an als ihre Hirne, doch sie kamen in die Stadt und gaben ihr leicht verdientes Geld in den Bars, Restaurants und Trödelläden aus.

    So ärgerlich die Touristensaison für einen Cop auch sein mochte, waren es genau diese drei qualvollen Monate, die Miniwa auf der Landkarte hielten.
    Meinem Kalender nach war gerade die dritte Höllenwoche angebrochen.
    Ich kam über einen Hügel und stieg auf die Bremse. Ein Benzin fressender, breiter Geländewagen stand quer über der
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    gelb punktierten Linie. Ein einzelner Scheinwerfer strahlte noch, der andere war ein klaffendes, schwarzes Loch.
    Ich hatte keine Ahnung, weshalb der Besitzer den Wagen nicht an den Randstreifen gefahren hatte. Andererseits hatte ich schon immer den Verdacht gehabt, dass die Mehrheit der Bevölkerung zu dumm war, um zu leben.
    Ich parkte meinen Streifenwagen am Straßenrand und richtete die Scheinwerfer auf das Auto. Ich ließ das Blaulicht an, stellte jedoch die Sirene ab. Die eintretende Stille war ebenso ohrenbetäubend wie zuvor der schrille Signalton.
    Das Klacken meiner Stiefel auf dem Asphalt gab ein einsames, geisterhaftes Geräusch ab. Hätten meine Scheinwerfer nicht den schemenhaften Umriss einer Gestalt auf dem Fahrersitz angestrahlt, hätte ich angesichts der tiefen, vollkommenen nächtlichen Stille geglaubt, allein zu sein.
    »Hallo?«, rief ich.
    Keine Antwort. Nicht der Hauch einer Bewegung.
    Als ich um die Vorderseite des Wagens herumging, bemerkte ich die Teile des Kühlergrills und den einen Scheinwerfer, die auf der Straße lagen. Für ein Auto, das 40000 Dollar kostete, zerfiel es ziemlich schnell in seine Einzelteile.
    »Miniwa Police Department«, rief ich, während ich den Kotflügel des Geländewagens umrundete.
    Mein Blick wanderte über die Blutstropfen, die im silbernen Mondschein schwarz glänzten. Ihre Spur verlor sich auf der anderen Straßenseite. Ich nahm mir eine Minute Zeit, um den Straßengraben nach irgendeinem
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