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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen
Autoren: Peter Robinson
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der Theke aufbewahrte.
      Fellowes stöhnte auf und stieß das Riechsalz beiseite, dann sank er zurück und schielte Gristhorpe an. Er war eindeutig nicht in der Verfassung, sie zum Tatort zu führen.
      »Schonn in Ordnung, Inschpecktor«, lallte er. »Der Kreischlauf, dasis alles.«
      »Können Sie uns sagen, wo Sie die Leiche gefunden haben?« Gristhorpe sprach so langsam wie zu einem Kind.
      »Am Schwainsheadberg, da gibt's ein wunderschönes Tal. Ganz in Herbstfarben. Können Sie nicht verpassen, genau unter dem Weg, der zum Gipfel führt. Gerade runtergehen bis zum Bach, dann rübersteigen ... ganz einfach. Neben dem Frauenschuh.«
      »Frauenschuh?«
      »Genau. Die Orschidee, nicht dschu verwechseln mit dem Schwedenklee. Sehr selten. Die Leiche liegt gleich neben dem Frauenschuh.«
      Dann drehte er sich auf seinem Stuhl halb um und bog seinen Arm auf den Rücken.
      »Ich hab meinen Rucksack vergessen«, sagte er. »Dacht ich's mir doch. Dann isses gleich bei meinem Rucksack. Der Rucksack markiert die Schtelle.« Dann überfiel ihn wieder der Schluckauf und seine Augen klappten zu.
      »Weiß jemand, wo er wohnt?«, fragte Banks die Gruppe.
      »Er hat in meinem Gästehaus gewohnt«, erklärte Sam. »Ist aber heute Morgen ausgezogen.«
      »Wenn Sie noch ein Zimmer frei haben, dann nehmen Sie ihn besser wieder mit. Weg kann er in seinem Zustand nicht mehr, außerdem würden wir später gerne mit ihm sprechen.«
      Sam nickte. »Ich glaube, Zimmer fünf ist noch frei, wenn nicht jemand angekommen ist, als ich weg war. Stephen?« Er sah den Mann neben ihm an, der ihm half, Fellowes auf die Beine zu stellen.
      »Sie sind Stephen Collier, stimmt's?«, fragte Gristhorpe und wandte sich dann an den Mann gegenüber Greenock. »Und Sie sind Nicholas. Erinnern Sie sich, vor ein paar Jahren habe ich mit Ihnen über Anne Raistons Verschwinden und diesen mysteriösen Tod gesprochen?«
      »Ja, genau«, antwortete Nicholas. »Sie kannten auch Vater, wenn ich mich richtig erinnere?«
      »Nicht besonders gut, aber wir hatten ein-, zweimal miteinander zu tun. Ein guter Mann.«
      »Ja, das war er«, sagte Nicholas.
      Draußen beobachteten Banks und Gristhorpe, wie Sam und Stephen Neil Fellowes über die Brücke halfen. Die alten Männer gingen zur Seite und starrten ihnen stumm hinterher.
      Gristhorpe schaute den Berghang hinauf. »Wir haben ein Problem«, sagte er.
      »Wieso?«
      »Das wird eine mühsame Kletterpartie. Wie zum Teufel sollen wir Glendenning und das Team von der Spurensicherung da hinauf kriegen? Und vor allem, wie soll ich da hochkommen? Ich bin nicht mehr der Jüngste. Und du rauchst wie ein Schlot. Du schaffst keine zehn Meter.«
      Banks folgte Gristhorpes Blick und kratzte sich am Kopf.
      »Tja«, sagte er, »ich schätze, wir sollten es einfach versuchen.«
      Gristhorpe verzog das Gesicht. »Ja«, meinte er, »ich hatte befürchtet, dass du das sagst.«
     
     

* 2
     
    »Gibt's Probleme, Gentlemen?«, fragte Nicholas Collier, als er aus dem White Rose kam und sah, wie Banks und Gristhorpe deprimiert den Berg hinaufstarrten.
      »Nicht im Geringsten«, entgegnete Gristhorpe. »Wir bewundern nur die Aussicht.«
      »Darf ich einen Weg vorschlagen, der Ihre Schuhsohlen etwas schont?«
      »Sehr gern.«
      »Sehen Sie die schmale Linie, die den Berg diagonal durchkreuzt?« Nicholas deutete Richtung Hang und verfolgte den Verlauf der Linie mit dem Zeigefinger.
      »Ja«, sagte Gristhorpe. »Sieht aus wie irgendein alter Weg.«
      »Stimmt genau. Da oben am Hang lag früher mal ein Gehöft. Es gehörte meinem Vater, bis er es an Archie Allen vermietete. Mittlerweile ist es vollständig verfallen, doch die Straße hinauf existiert noch. Sie ist natürlich in keinem guten Zustand und möglicherweise zugewachsen, aber bis auf halbem Weg müsste man mit dem Wagen noch hochkommen, wenn Ihnen das eine Hilfe ist.«
      »Vielen Dank, Mr Collier«, sagte Gristhorpe. »Bei meiner Figur ist jede gesparte Anstrengung ein Segen.«
      »Sie müssen diese Straße drei Kilometer weiterfahren bis zur nächsten Brücke, um auf den Weg zu kommen, aber er ist kaum zu verfehlen«, erklärte Nicholas und machte sich mit einem Lächeln auf den Heimweg.
      »Komischer Vogel, oder?«, bemerkte Banks. »Ganz anders als sein Bruder.«
      Während Stephen das elegante, weltmännische Äußere eines Dandys besaß, wirkte Nicholas mit seinem bleichen Teint, der
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