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04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

Titel: 04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
Autoren: Vladimir Volkoff
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Taktik ist verkehrt! Wir müssen ihn zwingen, den kleinen Finger zu zeigen, dann die ganze Hand, den Arm, die Schulter - erst wenn der Kopf erscheint, dürfen wir das Feuer eröffnen.«
    Darum also hatte man darauf verzichtet, den Erpresser von Jean-Jacques Lissou aufzuspüren, obwohl man wußte, daß auch er zum BIDI gehörte. Man wartete auf eine günstige Gelegenheit, den Kopf der Organisation zu erwischen.
    Ein Jahr später ergab sich diese günstige Gelegenheit. Dem SNIF war ein Berufsspion in die Hände gefallen, der zugab Mitglied des BIDI gewesen zu sein. Die Organisation dieses Spionagerings war aber so gut durchdacht, die einzelnen Abteilungen so sicher voneinander abgeschlossen, daß der Gefangene nur sehr wenige genaue Auskünfte geben konnte.
    Allerdings wußte er unter anderem zu berichten, daß sich der BIDI ungemein für das Labor der Physik der festen Körper von Professor Steiner interessierte.
    »Soviel ich weiß", berichtete der Spion, »haben sie noch niemanden in die Firma eingeschleust. Sie haben aber bereits mit einem leitenden Angestellten Kontakt aufgenommen, der ihnen die Durchschriften sämtlicher Personalakten zugehen läßt.
    Diese Akten werden eingehend studiert. Sobald der BIDI einen Angestellten der Forschungsabteilung ausfindig gemacht hat, der aus irgendeinem Grund erpreßt werden kann, werden die Betriebsgeheimnisse der Firma Houchoir keine Geheimnisse mehr sein.«
    Nichts wäre naheliegender gewesen, als eine Untersuchung anzustellen, wer dem BIDI die Personalakten zuspielte. Doch Laval war vorsichtig genug, keinen solchen Schritt zu unternehmen. Er beschloß vielmehr, vorübergehend am Spiel des Gegners teilzunehmen.
    Der Augenblick, die Identität des jungen Lissou einzusetzen, war da. Laval hatte lange genug darauf gewartet.
    Die Mission wurde dem jungen Agenten Lennet anvertraut.
    Als das Telefon ein drittes Mal läutete, teilte die Sekretärin dem Anrufer gehorsam mit, daß Herr Lissou bei einer Besprechung sei.
    »Bei einer Besprechung?« höhnte die Stimme am anderen Ende. »Sie glauben doch wohl nicht ernstlich, daß ich Ihnen das abkaufe? Mit wem sollte Jean-Jacques Lissou schon eine Besprechung haben? Sagen Sie ihm doch, daß ich ihn heute abend nach der Arbeit in einem grauen Peugeot 403 erwarte.
    Und sagen Sie ihm auch, daß es keinen Sinn hat, mit mir Katz und Maus spielen zu wollen.«
    »Und in wessen Auftrag darf ich ihm das ausrichten?«
    »Im Auftrag von... Warten Sie. Sagen Sie ihm ,im Auftrag seines Onkels! Haha!« Wort für Wort bestellte die Sekretärin, was man ihr aufgetragen hatte.
    »Sie werden mir gleich wieder sagen, daß mich das nichts angeht, Herr Jean-Jacques. Trotzdem finde ich, daß sie recht merkwürdige Onkel haben.«
    Lennet markierte den Verlegenen.
    Um halb sieben verließ er das Labor. Sich unruhig nach allen Seiten umsehend, lief er auf die U-Bahnstation zu. Er sah den Peugeot 403 nicht sofort. Er hatte zwischen zwei anderen Wagen am Straßenrand geparkt. Die eine Wagentür stand offen.
    Lennet wollte gerade daran vorbeigehen, als ihn die bekannte Stimme anrief: »Hallo, Jean-Jacques, kennst du deine alten Kumpels nicht mehr?« Uff! Der Unbekannte hatte Lennet mit seinem angenommenen Namen angeredet. Das bedeutete, daß der Erpresser von Nantes - oder sein Abgesandter - Jean-Jacques Lissou nicht persönlich kannte. Er kannte lediglich seinen Namen, seine Straftaten und Lennets Foto, das der Personalakte beigefügt war.
     
    Am Straßenrand stand ein Peugeot 403 
    Die Angelegenheit, die schon beim ersten Ansatz hätte scheitern können, ließ sich gar nicht so schlecht an. Lennet zuckte zusammen, wie es sich gehörte, wandte den Kopf um, und warf dem Fahrer des Peugeot einen verstohlenen Blick zu.
    Der Mann war ungefähr vierzig Jahre alt. Er hatte einen auffallend eiförmigen Kopf, dunkelbraune, beinahe schwarze Haut und sehr blasse, wulstige Lippen. Er trug einen schmutziggrünen Anzug mit dazu passender Krawatte und ein feingestreiftes Hemd mit riesigen Manschettenknöpfen.
    All das übersah Lennet mit einem einzigen Blick. Sein Gehirn hatte auch bereits das polizeiliche Kennzeichen des Wagens notiert.
    »Komm, mein Kleiner, steig schon ein", forderte ihn der Fremde auf. »Wir zwei werden eine kleine Spritztour unternehmen.«
    Lennet war stehengeblieben. Er spielte den Unentschlossenen.
    »Muß denn das sein?«
    »Es muß sein, mein Kleiner, nun beeil dich schon. Haha! Und wenn du erst einmal weißt, um was es geht, dann wirst du es nicht
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