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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul
Autoren: Jasper Fforde
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Tischnummer. Ich war tatsächlich Tisch 17.
    »Ja?«
    »Sie müssen jetzt auf die Nordseite gehen.«
    Ich habe wohl sehr verwirrt ausgesehen, denn sie wiederholte, was sie gesagt hatte, und gab mir dann noch genaue Anweisungen: quer durch den Saal, an der WillSprech-Maschine
    vorbei mit dem Coriolan, dann die Treppe hinauf und über die
    Fußgängerbrücke.
    Ich bedankte mich und stand auf. Ich trug immer noch meine Krocket-Ausrüstung, aber ohne Schläger und Helm. Behutsam berührte ich meine Stirn, wo ich ein kleines Loch spürte.
    Ich blieb einen Augenblick stehen und sah mich um. Ich war
    schon einmal hier gewesen, und zwar erst vor kurzem. Eine
    Raststätte. Offensichtlich dieselbe, die ich mit Spike besucht
    hatte. Aber wo war Spike? Und warum konnte ich mich nicht
    daran erinnern, wie ich hier hergekommen war?
    »Na, schau doch mal, was wir hier haben!«, kam eine Stimme
    von hinter mir.
    Es war Chesney. Er trug jetzt eine Art Kopfstütze, aber an
    seiner Schläfe, wo ich ihn getreten hatte, wuchs eine gewaltige
    Beule. Neben ihm stand sein Komplize, dem ein Arm fehlte.
    »Chesney«, sagte ich und suchte nach einer Waffe. »Immer
    noch beim Seelen-Recycling?«
    »Und ob!«
    »Wenn Sie mich anfassen, schlage ich Ihnen die Rübe runter!«
    »Huuuh!«, sagte Chesney. »Mach dir nix vor, Mädel – du bist
    gerade auf die Nordseite gerufen worden, nicht wahr?«
    »Na und?«
    »Na, um da hinzugehen, gibt es nur einen Grund«, sagte
    Chesneys Komplize mit einem hämischen Lächeln.
    »Sie meinen …?«
    »Genau«, sagte Chesney und grinste. »Du bist tot, Mädel.«
    »Tot?«
    »Tot. Willkommen im Club, Schätzchen.«
    »Aber wie kann ich denn tot sein?«
    »Erinnerst du dich noch an den Attentäter beim SuperHoop?«
    Ich berührte erneut die Wunde in meiner Stirn. »Es wurde
    auf mich geschossen.«
    »Genau in den Kopf. Da helfen dir deine Tricks auch nicht
    mehr, Süße.«
    »Landen muss schrecklich unglücklich sein«, murmelte ich.
    »Außerdem muss ich am Dienstag mit Friday zur VorsorgeUntersuchung.«
    »Da brauchen Sie sich nicht mehr drum zu kümmern!«, kicherte Chesneys Komplize. Dann gingen sie lachend davon.
    Ich drehte mich um und ging auf die Treppe zu, die auf die
    Fußgängerbrücke führte. Merkwürdigerweise störte es mich gar
    nicht, dass ich tot war. Ich wünschte mir nur, ich hätte den
    Jungs noch richtig auf Wiedersehen sagen können. Ich setzte
    meinen Fuß auf die Treppe, als ich Reifen kreischen und einen
    lauten Krach hörte. Ein Wagen war auf den Parkplatz gekommen und mit einer Abfalltonne zusammengestoßen. Ein Mann
    sprang heraus, kam in die Raststätte, wo er sich mit wildem
    Blick umschaute. Als er mich entdeckte, rannte er quer durch
    den Saal auf mich zu. Es war Spike.
    »Thursday!«, keuchte er. »Bin ich froh, dass ich dich noch
    erwischt habe!«
    »Bist du am Leben?«
    »Natürlich. Ich bin zwei Tage die M4 rauf und runter gefahren, um hier reinzukommen. Sieht so aus, als wäre es gerade
    noch rechtzeitig.«
    »Rechtzeitig? Wofür denn rechtzeitig?«
    »Ich bring dich nach Hause!« Er gab mir die Wagenschlüssel.
    »Das ist der Zündschlüssel, aber der Starterknopf ist in der
    Mitte des Armaturenbretts.«
    »Mitte des Armaturenbretts, geht in Ordnung. Was ist denn
    mit dir?«
    »Ich hab noch was mit Chesney zu klären. Seh dich dann auf
    der anderen Seite.« Er umarmte mich und ging in Richtung des
    Zeitungskiosks.
    Ich verließ die Raststätte, setzte mich in den Wagen und ließ
    den Motor an. Ich war froh, dass ich einen Freund hatte, der
    sich mit so etwas auskannte. Ich würde Landen und Friday
    wiedersehen, und alles wäre wieder okay. Ich legte den Rückwärtsgang ein, um die Abfalltonne loszuwerden, und fuhr
    Richtung Ausfahrt. Ob wir wohl den SuperHoop gewonnen
    hatten? Ich hätte Spike fragen sollen. SPIKE!!!
    Ich trat auf die Bremse, wendete und fuhr zurück in die Raststätte. Von Spike war nichts mehr zu sehen. Ich sprang aus dem
    Wagen, stürmte ins Restaurant und rannte über die Fußgängerbrücke, die auf die Nordseite führte.

    Aber es war nicht einfach die Nordseite der Raststätte. Es war
    eine riesige Höhle unbestimmten Alters, die von zahllosen
    Fackeln erhellt war. Hunderte von Stalagmiten und Stalaktiten
    hatten sich zu schimmernden weißen Säulen vereinigt und
    schienen das hohe Dach abzustützen. Zwischen den gewaltigen
    Felsbrocken am Boden der Höhle wand sich eine lange, disziplinierte Reihe von Schlange stehenden Seelen, die über den
    Fluss in
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