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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch eine zweite Aura, die sich von der ersten leicht unterschied. Aber auch sie mußte einem der Feinde gehören.
    Der Priester mußte sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß der Blaue Fürst einen neuen Großangriff plante. Der erste der Feinde war ein Ablenkungsmanöver gewesen! Während sich der Zauberpriester und die Krieger darauf konzentrierten, ihn gefangen zu nehmen, was wider Erwarten kinderleicht gewesen war, war der zweite Feind unmittelbar in der Festung erschienen!
    Vielleicht war er sogar schon früher dagewesen. Aber die Aura des anderen hatte ihn überstrahlt. Durch den anderen war der Zauberpriester überhaupt erst aufmerksam geworden.
    Er versuchte festzustellen, wo sich der zweite Feind befand, wohin er sich bewegte. Der Zauberpriester versank in Trance. Er beobachtete.
    Und plötzlich sah er den Feind. Einen sehr eigenartig gekleideten Mann.
    Alles, was er trug, bestand aus Leder, von dem sein Körper fast vollständig bedeckt wurde. Nur Kopf und Hände blieben frei, und auf dem Kopf saß ein Hut mit einem breiten Rand. Der Mann trug an einem breiten Gürtel einen seltsam geformten Gegenstand, der eine Waffe sein mußte – Feinde, die keine Waffen trugen, gab es nicht. Aber eine Waffe wie diese hatte der Zauberpriester noch nie gesehen.
    Doch die Gesandten des Blauen Fürsten waren immer für Überraschungen gut…
    Der Priester verfolgte den Weg des Fremden, ohne daß dieser ihn sah.
    So konnte er in die Falle tappen, die man für ihn aufstellen mußte.
    Anschließend mußten beide Feinde auf dem Altar geopfert werden. Nur so konnte ihre feindliche Magie wieder neutralisiert werden.
    Der Priester sah mit einer Fähigkeit, die ihm das Augenlicht ersetzte, das er schon bei seiner Geburt nicht besessen hatte. Er war blind.
    Deshalb besaß auch die goldene, kunstvoll gestaltete Maske, die sein Gesicht verbarg, keine Augenschlitze. Sie kontrastierte hart mit der königsblauen Robe, die bis auf seine Füße hinabfiel und die prachtvoll bestickt war, und harmonierte wiederum mit dem goldenen Flechtgürtel um seine Taille.
    Edelsteine funkelten in der goldenen Maske dort, wo sich die Augenschlitze hätten befinden müssen. Je intensiver der Zauberpriester versuchte, den Feind auf seinem Weg zu beobachten, um so heller leuchteten die Edelsteine.
    Wäre Nicole Duval hier gewesen, hätte sie den Zauberpriester wahrscheinlich erkannt. Es war jener, der sich in der ledernen Hülle befunden hatte und der von den Toten erwachte, um wie die anderen Opfer der goldenen Scheibe zu verschwinden…
    ***
    Cuataxi, der nach Jacáos Verschwinden selbsternannte Anführer der Grabräuber-Bande, sah zu, wie seine drei Begleiter zusammen mit den beiden Überrumpelten die Schätze in die drei Geländewagen vom Typ Mitsubishi Pajero packten. Cuataxi, der Indio-Mischling, faßte selbst kein Teil an. Er hielt einen schweren Revolver in der Faust, bereit, den Chinesen oder den Kahlköpfigen sofort niederzuschießen, falls sie einen Trick versuchten oder falls die anderen Forscher zurückkehrten.
    Cuataxi wollte nicht mehr warten. Sie waren doch hier weitab der Zivilisation!
    Jacáo war immer zu vorsichtig gewesen. Unerkannt anschleichen, plündern, wieder verschwinden! Das war seine Devise gewesen.
    Sie hatte zu wenig eingebracht. Gut, bei den Ausgrabungsstätten in den Anden oder im Tiefland war das vernünftig gewesen; dort waren Städte nah, dort war die Polizei noch näher, und nicht jeder Polizist war korrupt genug, um sich bestechen zu lassen. Aber hier krähte kein Hahn danach, wenn die Forscher abgeknallt wurden, weil sie den Räubern im Weg standen. Hier würde es vielleicht Wochen dauern, bis in Iquitos mal jemanden einfiel, nach dem Verbleib der Expedition zu fragen.
    Cuataxi wollte jetzt alles abräumen, was sie mitnehmen konnten. Sie würden reich werden, sehr reich. Zumal sie jetzt nur noch durch drei zu teilen brauchten. Juantaro hatte seine Skrupel zu offen gezeigt; sobald Cuataxi ihn nicht mehr als billige Arbeitskraft benötigte, würde er eine Kugel oder einen Messerstich anbringen. Dann blieben Manuel und Pepe.
    Aber… vielleicht waren auch die später überflüssig, wenn es darum ging, den Gewinn aus dem Verkauf der geraubten Schätze zu teilen.
    Cuataxi konnte sich gut vorstellen, alles allein zu behalten. Er würde so reich sein wie nur wenige andere Menschen. Dann hatte er es endlich geschafft, er, der sich einer Grabräuberbande angeschlossen hatte, weil das der einzig brauchbare Weg war, der
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