Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton?
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
Vom Netzwerk:
hielt ein Mann mit einem schwarzen Mercury auf dem Feldweg, der knapp eine Meile vom Staatszuchthaus des Bundesstaates New York entfernt war. Der Mann stieg aus und sah sich lange um. Weit und breit war kein Mensch zu erkennen. In den schlanken Pappeln, die den Weg säumten, zwitscherten ein paar Vögel.
    Der Mann suchte ein paar Sekunden, dann bückte er sich und hob hinter einer der Pappeln einen Stein auf. Eine kleine, halb in die Erde eingedrückte Blechschachtel wurde sichtbar. Der Mann legte einen zusammengefalteten Zettel hinein und deckte den Stein wieder darüber. Erst nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, daß er nicht beobachtet worden war, kehrte er zu seinem Wagen zurück. Am Armaturenbrett hing die Zulassungskarte. Sie lautete auf den Namen Jack Sorrensky.
    ***
    Der Himmel über der Siedlung war schwefelgelb. Drüben im Osten, wo die Stadt Lincoln Park lag, und noch weiter dahinter, wo das endlose Häusermeer von New York mit seinen Trabantenstädten riesige Landstriche bedeckte, hingen graubraune Dunstschwaden dick und unbeweglich in der schwülen Luft.
    Edwin Fuller, Landposten der vierzehn Mann zählenden Stadtpolizei, die von der Kleinstadt Lincoln Park unterhalten wurde, hatte eigentlich Feierabend. Von acht Uhr früh bis vier Uhr nachmittags hatte er seine Pflicht getan; was nun in der Siedlung passierte, sollte einer der beiden Streifenwagen aus der Stadt mit erledigen. Aber Lincoln Park war zwei Meilen von der Siedlung entfernt, in der Edwin Fuller wohnte.
    Mit einem Satz sprang er über die niedrige Hecke des Kinderspielplatzes, um den Weg abzukürzen. Die Zwillinge von Myrna Forster stoben erschrocken auseinander, als der große, uniformierte Mann in ihre friedliche Welt am Sandkasten einbrach, und der kleine Ben Matthews trat erschrocken auf einen Tunnel, den er gerade erst mit seinen kleinen Händen durch einen Sandberg gegraben hatte.
    Fuller hatte diesmal kein Auge für die Kinder. Mit einem einzigen Sprung setzte er über acht bunte Kuchenformen hinweg und sprang auch schon über die Hecke auf der anderen Seite des Spielplatzes. Zwei Minuten später hatte er den Innenhof des Supermarkts erreicht.
    Natürlich hatten sie längst das stampfende Geräusch seiner schweren Schritte gehört. Sie erwarteten ihn, finster, drohend und mit einer fanatischen Aufsässigkeit. Sie waren insgesamt neun, und alle trugen schwarze Levyhosen, schwarze Lederjacken und schwarze Rollkragenpullis.
    Esmeralda Golling, die resolute Leiterin des Einkaufszentrums, hatten sie an den Stamm der jungen Birke gebunden, die mitten im Hof stand.
    Fuller blieb schwer atmend stehen. Sein erster Blick galt der etwa vierzigjährigen Frau. Ihr Kopf hing nach vorn herunter. Sie schien ohnmächtig zu sein. Von ihrem linken Ohr her zog sich eine häßliche Wunde am Halse herab. Ihre Bluse war blutverschmiert.
    Einen Augenblick geriet Fuller in die Versuchung, kurzerhand die schwere Dienstpistole zu ziehen. Aber dann streifte sein empörter Blick das Gesicht des Jüngsten aus der Bande. Es war ein Milchgesicht. Die Haltung des Jungen war trotzig und herausfordernd. Aber in den braunen Augen verriet sich die Angst.
    »Ihr verdammten Idioten«, sagte Edwin Fuller kaum hörbar.
    Er legte seine mächtigen Hände auf die Schultern der beiden Jungen, die ihm im Wege standen, und schob sie auseinander, als wären sie lästiges Gestrüpp, das seinen Weg versperrte. Mit der rechten Hand griff er in die Hosentasche, um sein Taschenmesser herauszuholen für die Nylonschnüre, mit denen die bewußtlose Frau gefesselt war.
    In diesem Augenblick traf ihn eine doppelt gelegte Fahrradkette von hinten quer über die weiche Schirmmütze.
    Fullers breite, große Gestalt wirkte für einen Herzschlag seltsam kraftlos. Er sah schwarze Kreise vor seinen Augen, kämpfte dagegen an und wollte weitergehen.
    Ein Hartgummiknüppel traf ihn am rechten Ohr. Undeutlich sah er den Umriß des Bandenführers vor sich auftauchen.
    »Seid ihr denn verrückt geworden?« gurgelte Fuller krächzend hervor.
    Aber sie schlugen schon von allen Seiten auf ihn ein.
    Edwin Fuller hatte nie zu den Menschen gehört, die etwas schnell tun konnten. Vielleicht war sein Körper dafür zu groß und zu schwer geraten. Viermal war er bisher in seinem Leben in eine emstzunehmende Schlägerei geraten, viermal hatte er die ersten Hiebe eingesteckt und seine Zeit gebraucht, die ernste Gefahr des Kampfes zu erkennen, und viermal hatte er sich schließlich mit seiner bärenhaften
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher