Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
das teure Stück hin…«
    »Das wäre fatal«, gestand Munro. »Schließlich habe ich den Wagen selbst aus Deutschland importieren müssen, weil der 635 CSi nicht im offiziellen Lieferprogramm von BMW Italia ist…«
    Nicole und Zamorra sahen sich an und waren einer Meinung.
    »Wir bleiben einen, zwei Tage hier… lassen einen Mietwagen kommen und suchen heute abend Teri auf, wenn sie noch in Vigo ist. Morgen trinken wir einen Schoppen Wem am Kälterer See…«
    »Und bei der Bierpatrouille heute nachmittag bleibst du nüchtern, weil du uns heute abend nach Vigo fährst«, stellte Nicole trocken fest. »Italien kennt zwar keine Promillegrenze, aber wer fährt, läßt das Alkoholglas leer…«
    »Bist du sicher, daß nicht du fährst?« zweifelte Zamorra.
    Nicole lächelte verführerisch. »Absolut sicher, cherie… und du warst doch schon immer ein Kavalier, nicht wahr?«
    »Wie gut, daß ich das auch mal erfahre«, murmelte der Professor. »Na gut, stürzen wir uns auf Telefon, Bier, Wein und Mineralwasser… dabei bin ich immer noch sicher, daß du dich freiwillig zum Fahren melden wolltest, Nici. Bei deiner Bergerfahrung…«
    »Denkste, Geliebter«, flötete sein süßer Engel und nahm ihm jede Hoffnung auf eine Meinungsänderung…
    ***
    Teri lauschte der Musik. War das nicht der Klang einer Panflöte, nach welchem sie gerade hier auf der bunten Wiese getanzt hatte?
    Sie war so versunken in ihre Umgebung und ihr Glücksgefühl gewesen, daß ihr der Klang der Musik ganz selbstverständlich vorgekommen war. Gerade so, als gehörte das zu all den natürlichen Dingen hier.
    Aber woher kam die Musik?
    Sie folgte dem Klang, der einschmeichelnden Melodie, und je näher sie dem Ausgangspunkt des Spiels kam, desto deutlicher wurde es. Dann trat sie um eine Strauchgruppe herum und sah den Faun.
    »Hallo«, sagte sie und hob grüßend die Hand.
    Der Faun brach sein Spiel ab und sah Teri an. »Hallo, schönes Mädchen«, sagte er. Seine Stimme klang meckernd und eunuchenhaft hoch, aber das täuschte ein wenig. Der Faun sprang auf und hüpfte auf Teri zu. Unterkörper eines Ziegenbocks, Oberkörper eines kleinwüchsigen Menschen, und auf seiner Stirn saßen kleine Hörner. Er umtanzte die Druidin, blies ein paar Tonfolgen auf seiner Flöte und blieb schließlich stehen.
    »Ich habe dich noch nie hier gesehen«, sagte er.
    »Das ist kein Wunder. Ich war ja auch noch nie hier«, sagte sie. »Ich heiße Teri.«
    »Ich habe meinen Namen vergessen«, sagte der Faun. »Namen sind auch nicht wichtig. Es kommt auf die Seele an. Hast du eine Seele?« - »Na, das will ich doch meinen.« Teri lachte. - »Was ist das hier für eine Landschaft? Wo befindet sie sich?«
    Er tanzte wieder um sie herum und spielte auf seiner Flöte. Eine wilde Tonfolge, herrisch, besitzergreifend… und dann wieder langsam, ruhig, melancholisch getragen.
    »Das weißt du nicht?« meckerte er. »Und trotzdem bist du hier? Wie bist du dann hierher gelangt, wenn du nicht einmal weißt, wo du dich befindest? Das ist ja seltsam, sehr seltam.«
    »Sag mir, Namenloser, wo bin ich?« forderte die Druidin ihn auf. »Nun komm schon…«
    »Ah, dies ist der Eingang zum Zwergenreich«, krächzte er. »Das Tor in den Berg, wo Gold und Geschmeide gehortet werden, wo die Zwerge leben, dieses mächtige Volk… und mich lassen sie nicht hinein. Und alle anderen auch nicht. Das ist gemein!« Er sank ins Gras nieder, und sie sah Tränen über seine Wangen rollen. »Nicht hinein und nicht hinaus. Was soll ich im Paradies, wenn ich für immer hier gefangen bin?«
    »He, kleiner Faun!« Sie kauerte sich neben ihn und streckte die Hand aus. Vorsichtig berührte sie ihn, strich über seine Wangen. Die Haut war glatt, weich, wo sie nicht vom Bocksfell bedeckt wurde.
    Er sprang wieder auf, die Tränen trockneten. »Aber jetzt weiß ich, warum ich hier bin«, schrie er. »Ich werde für dich spielen, damit du tanzen kannst. Du tanzt schön. Ich habe dich vorhin beobachtet, drüben hinter den Rosmarinsträuchern.«
    »Das Tor ins Reich der Zwerge«, sagte sie, während er schon wieder wie wild zu musizieren begann. »Meinst du König Laurins Reich?«
    »Ha, Laurin besitzt viele Reiche. Fünfzehn, glaube ich«, meckerte der Faun. »Und er ist der größte, aber nicht der einzige Zwergenkönig. Alberich am Rhein, und da ist Walberan, sein Oheim, der über die Länder und Berge im Osten herrscht… aber sie sind doch alle tot, so lange schon. Die Reiche verwaisen, die Zwerge sterben aus.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher