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0391 - Todliche Ernte

Titel: 0391 - Todliche Ernte
Autoren: Unbekannt
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stolz und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.
    „Wie recht du hast. Es gibt leider noch zu viele Menschen, die sich unbegründet zum Dichter berufen fühlen. Wahre Einsicht ist die Gabe, die ich, Gott sei Dank, wohl habe!"
    Er hob seinen Schreibblock auf.
    „Darf ich dir den Anfang meines Epos vortragen, Roi?"
    Der Freihändler warf einen Blick auf die Uhr, sah, daß er noch einige Minuten erübrigen konnte, und nickte.
    „Dafür habe ich immer Zeit, Kleiner."
    Der Ilt beleckte einen Finger und blätterte eine Seite zurück. Dann warf er sich in Positur und rief: „Wer wagt es, Soldaten und Mutanten, auf einer feindlichen Welt zu landen? Besondere Eier sind's die euer dort warten, aber Baykalob ist kein Palmengarten. Nun Männer und Freunde, wer nimmt das Amt, das schwere, für Terra auf sich?
    „Na, wie ist das?"
    „Schillernd nachempfunden, würde ich sagen", murmelte Roi verlegen. Einerseits wollte er den Ilt nicht direkt anlügen, andererseits ihn auch nicht kränken.
    Aber Gucky merkte den kleinen Seitenhieb nicht. Strahlend fuhr er fort: „Und die Soldaten, die Freunde umher, vernehmen's und starren schweigend, schaudernd zurück vor dem Teufelsmeer, sie fühlen sich nicht geeignet.
    Da trete mit sicherem Schritt ich vor und rufe: Beim höllischen Geier, schickt mich, ich hole die Eier."
    Gucky schwieg und wischte sich eine Träne der Rührung aus dem Augenwinkel.
    Plötzlich erstarrte er.
    Aus dem Hintergrund der Höhle erscholl ein Gebrüll wie von tobenden Sauriern, ein Lachen, das nur von einem stammen konnte: Oro Masut.
    Roi schoß das Blut ins Gesicht. Er schämte sich für seinen Leibwächter, der mit seinem Gelächter den sensiblen Mausbiber schwer kränken mußte.
    Doch er kam nicht mehr dazu, Gucky zu trösten. Der Ilt hatte sich wegteleportiert.
    Roi Danton ahnte, was Gucky vorhatte. Er nahm den Handscheinwerfer, blendete ihn voll auf und richtete den weißen Lichtkegel in die Richtung, aus der Masuts Gelächter gekommen war.
    Das Lachen verstummte im gleichen Moment. Oro versuchte, sich vor herabstürzenden Stalaktiten in Sicherheit zu bringen. Aber Gucky ließ die viele Zentner schweren Gebilde zielsicher auf den Schädel und die Schultern des Ertrusers krachen.
    Diesmal schrie Oro vor Schmerz Er kroch zwischen den Stalagmiten hindurch. Ab und zu riß er einen Auftropfstein heraus und wollte ihn nach dem Mausbiber werfen. Jedesmal bekam er ihn ins eigene Gesicht.
    Nach einigen Minuten ließ Gucky von ihm ab. Er teleportierte zu Danton zurück und sagte: „Entschuldige, daß ich mich so gehen ließ, Roi. Eigentlich sollte ich mich nicht darum kümmern, was ein Kulturbanause wie Oro von meinen anspruchsvollen Werken denkt. Aber...", er ballte die kleinen Fäuste, „... auch Poeten sind nur Menschen ... äh ... in meinem Fall Mausbiber."
    „Ich weiß, wie dir zumute gewesen sein muß", sagte Roi Danton mitfühlend. „Oro Masut wird von mir verwarnt werden."
    „Ach, was!"
    Gucky winkte gönnerhaft ab.
    „Ich vergebe ihm."
    Das, fand Roi, als er den Ertruser zwischen Stalaktitentrümmern hervorkriechen sah, war blanker Hohn. Oro Masut mit seiner Angepaßten-Kondition vermochte zwar eine ganze Menge zu ertragen, aber nun sah er aus wie einer, der von einer Schlägerbande durch die Mangel gedreht worden war.
    Roi Danton schüttelte den Kopf und sah den Mausbiber vorwurfsvoll an.
    „Das hätte Oro trotz seines Hohngelächters nicht verdient, Gucky Wie konntest du dich nur so hinreißen lassen."
    Der Ilt senkte den Kopf. Seine Barthaare zitterten.
    „Es war eine Effekthandlung, Roi."
    „Affekthandlung meinst du wohl", korrigierte der Freihändler. „Du solltest aber überlegen, ob die gleiche Entschuldigung nicht auch für Oros Verhalten zutrifft."
    „Er hatte keinen objektiven Grund, mich auszulachen", protestierte Gucky.
    Oro Masut, der bis auf wenige Meter herangekommen war, wischte sich das Blut aus den Augen und rief dem Ilt die Aufforderung zu, sein Epos für hinterhältige Zwecke zu verwenden.
    Roi hob die Hände.
    „Schluß jetzt. Wir können später darüber sprechen. Oro, du läßt dich am besten von Noir verarzten.
    In einer halben Stunde brechen wir auf. Und: Während des Einsatzes keinen Streit mehr."
    Der Ertruser murmelte etwas Unverständliches und verschwand in Richtung Andre Noirs Lager. Der Hypno schlief noch fest; wahrscheinlich hätte ihn nicht einmal Gefechtslärm wecken können.
    Der Mausbiber steckte seinen Schreibblock ein und watschelte zu seinem Lager.
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