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039 - Vor der Tür stand Frankenstein

039 - Vor der Tür stand Frankenstein

Titel: 039 - Vor der Tür stand Frankenstein
Autoren: Larry Brent
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der Bevölkerung war das Interesse
an der religiösen Sekte erwacht, ohne dass man wusste, welchem riskanten
Gewerbe das Oberhaupt und die engsten Vertrauten nachgingen.
    X-RAY-3 kam in eine schmale Kammer, die in einem großen ovalen Saal
mündete. An den kahlen Wänden brannten einige Fackeln und warfen spärliches
Licht über die Szene, die sich seinen Augen bot. Auf einem quadratischen, roh
aus dem Felsen herausgehauenem Altar, stand eine hölzerne Statue, die einen
Mann mit übergroßen Ohren darstellte.
    Larry sah sich aufmerksam um. Hier wollte er Iwan treffen. Instinktiv nahm
Larry die Smith & Wesson Laserwaffe zur Hand und entsicherte sie.
    Er ging durch den Saal, in dem dicht hintereinander lange Sitzbänke
angeordnet standen als sein rechter Fuß gegen etwas Weiches stieß, das nachgab.
Larry Brent zuckte zusammen, sah sofort nach unten und erfasste die leblose
Gestalt zwischen den braunen, schäbigen Bänken.
    Es war ein Mann. Sein Kopf fiel schlaff auf die Seite, als Larry ihn auf
den Rücken drehte. Dem Chinesen war das Genick gebrochen worden. Sein Gesicht
war blutig, mit zahlreichen blauen Flecken übersät und die Lippe aufgerissen.
Er sah aus, als wäre er kurz vor seinem Tod in einen schweren Kampf mit einem
überlegenen Gegner geraten.
    Dann sah Larry etwas Entsetzliches.
    Die linke Hand des Toten fehlte! Man hatte den Ein druck, als sei der Mann
damit in einen Reißwolf geraten. Krachend schlug plötzlich eine Tür zu, hastige
Schritte erklangen in der Dunkelheit. Vorn, direkt neben dem Altar, tauchte
eine Gestalt auf – kräftig, breitschultrig. Im Schein der Fackeln erkannte
X-RAY-3 seinen Freund, Iwan Kunaritschew, völlig abgehetzt, das Hemd auf dem
Leib in Fetzen, die borstigen Haare durcheinander.
    Iwan auf der Flucht?!
    Vor wem?
    Als Larry den Verfolger sah, gefror das Blut in seinen Adern.
     
    ●
     
    Dr. Fermand hielt sich seit fünf Stunden in seinem Labor auf. Der Raum
enthielt drei große, flache Tische. In einem schwebend aufgehängten Glasballon
sprudelte eine hellgrüne Flüssigkeit. Zahllose Reagenzgläser standen in
chromblitzenden Gestellen. Hinter einer beheizten Glasfront reihten sich wie
die Glieder einer Kette, flache Schalen, in denen Bakterienkulturen angesetzt
waren.
    Das Hauptinteresse des Mediziners galt den Fleischresten, die Kommissar
Lucell ihm zugeschickt hatte.
    Unter einem eckigen Glasbehälter lagen die Stücke eines Knochens und ein
zerrissener Brocken Fleisch.
    »Jetzt müsste es sich zeigen«, murmelte er im Selbstgespräch vor sich hin
und vergaß völlig, dass das Band seine Bemerkungen aufzeichnete. »Mit bloßem
Auge müsste es zu sehen sein.«
    Und es war zu sehen! Das Fleisch wirkte unter dem gefilterten Licht wie
eine graublaue Gummimasse, und darauf zeichnete sich deutlich eine kristalline
Substanz ab.
    Dr. Fermand nahm ein Metallröhrchen und kratzte vorsichtig von der
fremdartigen, leblosen Substanz etwas ab und ließ es in eine flache Schale
fallen. Außerhalb des Filters konnte er die Kristalle nicht wahrnehmen. Er
verschloss die Schale, nachdem er einige Tropfen aus einem Reagenzglas
hinzugefügt hatte, und stellte sie hinter die beheizte Glaswand.
    Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Fleischresten unter dem
Behälter zu. Er schaltete das Licht aus, zog den Filter zurück und sprach in
das Mikrofon seines Aufnahmegerätes – mit sachlicher und klarer Stimme. »Bei
Versuch 18 wurde das Kristall unter der Einwirkung ultravioletten Lichtes
sichtbar. Ich glaube, dass sich die Substanz während der letzten Stunden auf
dem zur Untersuchung befindlichen Fleischrest fast verdoppelt hat. Das haben
Gewebemessungen ergeben, ich kann es allerdings nicht mit Gewissheit behaupten,
da zu diesem Zeitpunkt noch keine Möglichkeit bestand, die fremde Substanz mit
dem bloßen Auge zu beobachten. Ich habe einen neunzehnten Versuch eingeleitet.
Teile des Kristalls wurden in eine Nährlösung gegeben.«
    Er machte eine Pause. Man merkte ihm an, dass es ihm schwerfiel, die
Situation zu beschreiben. Er stand vor dem größten Rätsel, das ihm jemals
aufgegeben wurde. Für ihn stand fest, dass das getötete Schwein diese Kristalle
nicht im Körper gehabt haben konnte. Von irgendwo waren sie übertragen worden.
Die Substanz, die er auf dem Fleisch entdeckt hatte, war bis zur Stunde
unbekannt. War sie natürlicher oder künstlicher Herkunft?
    Das würde er bald wissen.
    Immer wieder musste er auch an die kurze Notiz denken, die ihm Kommissar
Lucell
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