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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt
Autoren: Edgar Wallace
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amüsieren.
    »Sie haben mein Leben ruiniert!« keifte sie weiter. »Drei Jahre lang habe ich Lord Alford bei seinen Nachforschungen nach dem Schatz unterstützt, und er selbst versicherte, noch nie eine so tüchtige Sekretärin gehabt zu haben.«
    »Das mag ja richtig sein, aber es handelt sich im Augenblick auch nur darum, daß Ihre Anwesenheit hier unangebracht ist.« »Das heißt, ich soll verschwinden?«
    »Ich bringe Sie bis zur Dorfstraße«, schlug er zuvorkommend vor, und sie war zu sehr mit ihrem Ärger beschäftigt, um es zurückzuweisen.
    Was hat sie in aller Herrgottsfrühe in den Ruinen zu schaffen, grübelte er, machte sich aber zugleich klar, daß es zwecklos wäre, ihr diese Frage zu stellen.
    Sie stiegen den Abhang zum Ravensrill hinab, dem Flüßchen, das seit tausend Jahren die Grenze von Fossaway bildete. Miss Wenner drehte sich halb um und rief über die Schulter:
    »Nicht für eine Million Pfund würde ich ihn jetzt nehmen! Er soll getrost Leslie Gine heiraten. Von mir aus viel Glück!«
    »Ich werde ihm Ihre freundlichen Wünsche ausrichten«, versprach er ironisch.
    »Aber er soll aufpassen, daß er sie nicht wieder verliert«, schürte sie weiter. »Jeder weiß, daß auch der zweite Sohn in sie vernarrt ist! Schöne Aussichten für Lord Alford!«
    Er blickte ihr nach, bis sie bei der Biegung zum Dorf verschwand.
    Jeder wußte, daß er Leslie Gine liebte - nur er selbst wußte es erst seit diesem Augenblick!

6
    In London gab es kaum ein Privatbüro, das an Luxus mit dem Arthur Gines konkurrieren konnte. Ein großes, weißgetäfeltes Gemach mit silbernen Wandleuchtern, deren Licht blaßrote Schirme dämpften. Der Fuß versank in einem dicken Teppich, rosafarben wie die schweren Samtvorhänge, die, stets zugezogen, die gräßliche Welt ausschlossen, die draußen in Holborn fieberte und hastete. Jedermann, der den eleganten Rechtsanwalt besuchte, wurde vor der Tür seines Allerheiligsten gebeten, drinnen nicht zu rauchen, denn dort duftete es nach Rosen. Mr. Gine hatte eine Vorliebe für köstliche Parfüms, die er regelmäßig von einer ersten Londoner Firma bezog.
    Er selbst war blond, mit zartem Teint und kleinem, gelbem Schnurrbart, eine lebende Reklame für seinen Schneider und Wäschelieferanten. Der Gehrock, die graue Weste, die dunkelgestreiften Beinkleider, die korrekte Krawatte - alles war von überwältigender Symmetrie.
    Selten plädierte Mr. Gine persönlich. Sein Bürovorsteher, ein ergrauter Fünfziger, den Mr. Gines Kollegen für das Hirn der Firma hielten, gab den vor Gericht auftretenden Anwälten die notwendigen Instruktionen. Der Chef kümmerte sich nur um ganz wichtige Klienten.
    An einem dieser Septembermorgen fuhr der schwere Rolls-Royce geräuschlos vor. Der neben dem Chauffeur sitzende junge Diener sprang heraus und hielt die Wagentür. Eine weiße Rosenknospe zierte Mr. Gines Knopfloch. Jeder Passant, der ihn - mit Zylinder, blitzenden Lackschuhen, cremefarbigen Handschuhen - sah, mußte ihn für einen Bräutigam unmittelbar vor dem Gang zur Kirche halten.
    Der Lift brachte ihn zum ersten Stock hinauf, wo unter ehrerbietiger Verbeugung ein Portier die Tür zum Büro aufriß, während der Diener mit Stock und Hut verschwand.
    Die bereits geöffnete Post auf seinem Schreibtisch beiseite schiebend drückte Mr. Gine zweimal auf einen Onyxknopf. Sekunden später zeigte sich der Bürovorsteher mit einem Stoß Akten in der Tür.
    »Morgen, Gilder. Was haben Sie?«
    »Meist Vorladungen.«
    »Für mich?« Der Anwalt blätterte einige Schriftstücke durch.
    »Sie werden Unannehmlichkeiten haben, in einigen dieser Fälle ist mit einer Klage zu rechnen. Bis jetzt ist es mir gelungen, Ihre Gläubiger zurückzuhalten, aber wenigstens drei müssen umgehend befriedigt werden. Verloren Sie viel beim letzten Rennen?«
    »Acht- oder neuntausend Pfund. Genau weiß ich es nicht.«
    »Weil Sie es gar nicht bezahlt haben«, bemerkte Gilder grob.
    »Ein paar von denen, die am meisten drängten, habe ich bezahlt.« Gine legte die manikürte Hand auf die Akten. »Ist hier - etwas Wichtiges?«
    »Diese Angelegenheit ist sehr ernsthaft.« Der Bürovorsteher zog ein Aktenstück aus dem Stoß hervor. »Die Nachlaßverwalter des Welmanschen Vermögens wollen Sie auf Rückzahlung von dreitausend Pfund verklagen -das Darlehen, das Sie von Welman erhielten.«
    »Können Sie das nicht regeln?«
    »Unmöglich, es ist eine Nachlaßforderung, das wissen Sie ja auch! Es wird höchst brenzlig, wenn es zur
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