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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt
Autoren: Edgar Wallace
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den Verstand gebracht.«
    »Meinen Sie? Allerdings hat er mir drei Jahre lang von morgens bis abends mit dieser Schatzaffäre in den Ohren gelegen. Noch jetzt kann ich keinen Pergamentband sehen, ohne daß mir übel wird. Aber eines Tages traf von seinem Londoner Antiquar ein Bündel alter Pläne von Chelfordbury und Fossaway ein, und da Harry verreist war und ich nichts zu tun hatte, machte ich mich daran, die Pläne zu katalogisieren. Auf dem dritten fand ich etwas, das mich die Augen aufreißen ließ.«
    »Und was war das?« erkundigte sich Arthur möglichst gleichgültig.
    Sie musterte ihn ruhig und lächelte.
    »Bis ich Ihnen das verrate, muß sich erst allerlei ereignen! Arthur, wenn ich Ihnen den Schatz oder einen Anteil daran gebe, werden Sie mich dann heiraten?«
    »Schon für eine halbe Million würde ich Sie heiraten, selbst wenn Sie das häßlichste Geschöpf der Welt wären. Statt dessen sind Sie das niedlichste ...«
    »Sparen Sie sich diesen Schmus für später auf!« Sie fingerte in ihrer Handtasche und zog ein Papier heraus.
    Doch wenn er erwartet hatte, sie würde ihm nun das Geheimnis des Chelfordschatzes ausliefern, erlebte er eine böse Enttäuschung.
    »Ich verstehe zwar nicht viel von juristischen Sachen«, begann sie, während sie das Papier auseinanderfaltete und auf seine Schreibunterlage legte, »aber ich denke, daß dies für beide Teile verbindlich sein dürfte.«
    Mit verdrießlichem Gesicht las er das Folgende:
    ›Mit Rücksicht darauf, daß ich, Arthur Gine, Willow-Haus, Chelfordbury in Sussex, die Hälfte des Chelfordschatzes erhalte, verpflichte ich mich, Mary Wenner einen Monat nach Auffindung und Teilung des Schatzes zu ehelichen.‹
    »Mein liebes Kind ...« setzte er in seiner süßlichsten Weise an.
    »Hören Sie zu, Arthur«, unterbrach sie ihn schroff. »Hier handelt es sich klipp und klar um Ja oder Nein. Wir sind nicht ineinander verliebt, aber ich will ein Haus und eine Stellung in der Gesellschaft! Wenn ich auch keine Lady bin, so bin ich immerhin ladylike und habe lange genug unter erstklassigen Leuten gelebt, um keinen Schnitzer zu begehen.«
    Arthur studierte von neuem das Papier.
    »Alles ganz schön. Nur gehört der Schatz Lord Alford.«
    »Oh!« protestierte sie. »Das Gesetz bestimmt, daß ein nach hundert Jahren aufgefundener Schatz zwischen dem Staat und dem Entdecker geteilt wird.«
    Er wiegte lächelnd den Kopf.
    »Mary als Juristin! Was Sie da sagen, trifft zu, wenn kein Eigentümer vorhanden ist. Aber - aber - das brauchte uns im Ernstfall ja nicht zu kümmern. Man kann doch nicht verlieren, was man nie besessen hat, nicht?«
    Mary stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er sah ihr nachdenklich in die Augen.
    »Was mich einzig und allein interessiert ist, wann und wo Sie den Schatz gesehen haben.«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Vor zwei Tagen -?«
    »Jawohl, vor zwei Tagen. Doch bevor ich Ihnen sage, wo, müssen Sie unterschreiben.«
    Als er keinerlei Anstalten dazu machte, faltete sie das Blatt zusammen und steckte es wieder in ihre Handtasche.
    »Warum so hastig?« fuhr er hoch. »Sie müssen mir doch wenigstens einen Augenblick zum Überlegen gönnen. Vergegenwärtigen Sie sich überhaupt, was Sie von mir verlangen? Komplicenschaft bei einem Diebstahl!«
    »Gott, wenn Ihr Gewissen so zart besaitet ist ...« Sie stand auf.
    Mit einem Sprung war er an ihrer Seite.
    »Seien Sie nicht albern! Sie fordern viel, Mary, und ...«
    »Ich bringe ja auch viel - zweieinhalb Millionen Pfund sind kein Pappenstiel! Wollen Sie unterschreiben?«
    Noch einmal überflog er den Text, machte eine kleine Verbesserung und unterschrieb.
    »Was haben Sie noch hineingesetzt?« fragte sie mißtrauisch.
    »Einen Notausgang für Arthur Gine! Jetzt steht da: ›Mit Rücksicht darauf, daß ich - und so weiter - die Hälfte des Chelfordschatzes für Rechnung meines Klienten Lord Alford erhalte .. .‹«
    Zuerst verstand sie nicht, dann aber zog ein bewunderndes Lächeln über ihr Gesicht.
    »Arthur, manchmal sind Sie wirklich gescheit!«
    Er legte den Arm um ihre Hüften und führte sie zum Fenster. Ketten von Wagen zogen sich in beiden Richtungen hin. Ein großer Lastwagen mit der Aufschrift ›5 Tonnen‹ ratterte vorbei. Und drei solcher Ungetüme würden notwendig sein, um das Chelfordgold fortzuschaffen »Wollen Sie mir jetzt verraten, wo das Gold ist, Mary?«
    »In den unterirdischen Gewölben der Abtei«, erwiderte sie halblaut.
    Stumm blickten sie sich an.
    »Sind Sie für Ihre
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