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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt
Autoren: Edgar Wallace
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Chichester in See. Sein Schiff scheiterte an der Küste von Kent, wobei Sir Walter Hythe, sein Kapitän und die ganze Besatzung ertranken. Dies war sein schrecklicher Untergang. - Die Sorge um meinen wahren Souverän, Mary, bringt mich in Gefahr ...‹«
    »Hier endet die Niederschrift«, sagte Lord Alford. »Doch ist es keineswegs sicher, daß er beim Vergraben des Schatzes von Soldaten Elisabeths gestört wurde, die ihn der Teilnahme an der Verschwörung zugunsten Marys verdächtigte.«
    »Wo ist nun aber das Gold?« fragte Dick. »Nach dem, was man über Elisabeth weiß, hat sie es bestimmt eingesteckt. Sonst hätten unsere Vorfahren nicht seit vierhundert Jahren vergeblich danach .«
    Sein Bruder unterbrach ihn mit einer ärgerlichen Handbewegung.
    »Gold! Gold! Wenn du es findest, kannst du es behalten. Ich will das Fläschchen!« Sein Gesicht wurde feucht, er flüsterte: »Dick, ich habe Angst vor dem Tod. Diese Angst - wenn ich hier sitze, und ...«
    Dicks Miene blieb ernst.
    »Siehst du nicht ein, daß dein Glaube an ein Lebenselixier absurd ist?«
    »Warum?« Harrys Augen glänzten fiebrig. »Warum sollten die Alten es nicht entdeckt haben? Wäre das etwa wunderbarer als drahtlose Telegrafie oder Atomzertrümmerung? Noch vor hundert Jahren betrachtete man das Fliegen als ein Wunder. Ich will die Flasche - den Lebenstrank! Das Gold? Ich will das Leben - verstehst du?« Er trocknete seine nasse Stirn und keuchte nochmals: »Das Leben - Ende der Angst .«
    Dick konnte die ganze Zeit den Blick nicht von diesem Gesicht abwenden. Und so etwas sollte Leslie Gines Gatte werden?

5
    Der Honourable Richard Fallington Alford schenkte dem Grund und Boden, den er wartete und hütete, eine Treue und Hingabe, auf die manche Dame hätte eifersüchtig sein können. Die Pächter schworen auf sein Talent, das Getreide auf dem Halm abzuschätzen. Über das alte Herrenhaus, seine Vorzüge und Schwächen, wußte er besser Bescheid als der Gutsarchitekt. Er konnte zeigen, wo die Fundamente durch die Bauleute zu Elisabeths Zeiten verpfuscht worden waren, wie die Wälle der alten Burg verliefen, die Richard von York dem Erdboden gleichgemacht hatte, nicht ohne hierbei den vierten Grafen wegen Verrats im großen Torweg, von dem noch immer ein verwitterter Pfeiler aus wuchernden Kletterrosen hervorragte, aufzuknüpfen.
    An diesem frischen Herbstmorgen wanderte Dick quer durch den Park zur Abteiruine. Nur wenig war von ihr noch vorhanden. Ein vom Blitz getroffener, verstümmelter Turm, der halbe Bogen eines hohen Erkerfensters, ein Wust von Schutt und Stein, den Cromwells Soldaten hinterlassen hatten, und unter dem Grasteppich da und dort sichtbar ein gepflasterter Boden.
    Eine bleiche Sonne versuchte den Nebel zu durchdringen. Herrlich schmeckte der Tabak in der kühlen Morgenluft. Ein prosaischer Rundgang - der Knecht hatte die Erkrankung einer Kuh gemeldet. Da war der wie ein Fragezeichen anmutende Fensterbogen der Ruine. Eines Tages, wenn der Chelfordschatz zum Vorschein kam, oder wenn jene Kohlenader sich als abbaufähig erwies, oder wenn Harry seine reiche Frau heimführte, würde man ans Restaurieren der Abtei gehen.
    Plötzlich stockte er.
    Zwischen den Ruinen bewegte sich jemand - eine Frau. Obwohl sie ihm den Rücken zukehrte, kam sie ihm bekannt vor. Er verließ den Weg und bog zur Ruine ab. Sie hörte ihn nicht kommen, und als er sie anrief, fuhr sie mit einem Schrei zusammen und drehte sich um.
    »Sie, Miss Wenner -? Guten Morgen! Sie sind sehr zeitig auf .«
    Ihre Augen funkelten ihn haßerfüllt an, aber sie bezwang sich.
    »Guten Morgen, Mr. Alford! Ich logiere im Dorf und wollte mir bei der Gelegenheit noch einmal das Gemäuer ansehen.«
    »Gestern versuchten Sie meinen Bruder zu sprechen.«
    »Und?«
    »Obwohl ich Ihnen damals zu verstehen gab, daß es für uns alle wünschenswert wäre, wenn Sie Fossaway fernblieben.«
    »Wie sehr bedaure ich, dem Tugendhüter der Familie lästig gefallen zu sein! Aber zum mindesten hätte Lord Alford mich empfangen können, nach allem, was sich zwischen uns zugetragen hat.«
    »Das einzige, was sich zutrug, Miss Wenner, war Auszahlung und Empfang Ihres wöchentlichen Gehalts.«
    Dicks Ruhe brachte sie aus der Fassung.
    »Er machte mir einen Antrag und hätte mich ohne Ihr Dazwischentreten geheiratet. Wegen seines Wortbruchs könnte ich Tausende aus ihm herausholen, wenn ich nicht eine Dame wäre! Doch Sie speien Gift gegen mich - Sie sollten sich schämen!«
    Aber Dick schien es zu
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