Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
ginge um, und mir war es nur darum zu tun, meinen Bruder ans Haus zu fesseln, damit seine Tobsuchtsanfälle sich im verborgenen abspielten, was mir nicht immer gelungen ist. Das Toben und Schreien, von dem die Dörfler raunen und vor dem sie zittern, kam von Harry.«
    »Glauben Sie, daß Ihr Bruder für das Verschwinden von Miss Gine verantwortlich ist?«
    »Zweifellos. Er muß sie irgendwie überredet haben, mit ihm zu gehen.« Dick holte tief Atem. »Glauben Sie mir, Oberst, nicht für den Titel, nicht für die Güter, nicht einmal für den Chelfordschatz wollte ich die letzten fünf Jahre noch einmal durchmachen! Von meiner Mutter weiß ich übrigens, daß mein Vater die schwersten Befürchtungen für Harry gehabt hat. Und dabei war er anfänglich ein fröhlicher Junge, trieb Sport, interessierte sich für das Gut, bis sich vor etwa acht Jahren diese Schatzgeschichte in ihm festsetzte und er sich von aller Welt abzuschließen begann, um nur noch über diese Marotte nachzugrübeln.«
    »Das Gold?«
    »Wenn es nur das Gold gewesen wäre - das hätte wenigstens einen realen Sinn gehabt! Nein, Harry suchte nach einem Fläschchen Lebenselixier, das irgendein Vorfahr in seinem Tagebuch erwähnte.«

42
    Während diese Unterhaltung stattfand, ging Mary Wenner an Gilders Seite im Park spazieren. Ursprünglich hatte sie mit dem Morgenzug nach London zurückkehren wollen, nach Fabrians Eintreffen aber ihren Entschluß geändert.
    Für sie gab es nur eine Lösung für Leslies Verschwinden.
    »Haben Sie die Abtei abgesucht?« hatte sie Dick nicht nur einmal, sondern ein dutzendmal gefragt.
    Die Abtei! Dort unten war noch diese zweite schmale Tür, die vielleicht zu einem Versteck führte und die bisher allen Versuchen, sie aufzubrechen, getrotzt hatte. Doch Dick erwartete bereits den Schmied und die in London bestellten Spezialwerkzeuge.
    »Wenn es nach mir ginge, lieber Fabrian«, sagte Mary Wenner zu ihrem Begleiter, »müßten Sie mit dieser ganzen Untersuchung beauftragt werden. Sie haben Mut bewiesen und sind der richtige Mann ...« Sie sprach zärtlich wie eine Verlobte, und Mr. Gilder war nachgiebig gestimmt. »Sie sehen übrigens gar nicht wie fünfzig aus, ich war höchst erstaunt, als Sie mir dies neulich mitteilten, und an Erfahrung sind Sie allen weit überlegen - obendrein als Jurist mit allen Kniffen vertraut.«
    »Nicht mit allen«, warf Gilder ein, sich an den Blankoscheck erinnernd.
    »Was tut dieser sogenannte Detektiv überhaupt? Steht mit Alford herum und kratzt sich am Kopf. Nicht wahr, Fabe?«
    »Nennen Sie mich nicht Fabe! Wenn es schon der Vorname sein muß, so gebrauchen Sie gefälligst alle drei Silben.«
    »Sie hingegen sind ein Mann von Welt, Fabrian«, schwatzte sie unbeirrt weiter und betonte die drei Silben, als müßte sie sie buchstabieren. »Trotzdem ...«
    Ein Schuß krachte, und gleich darauf schlug etwas dumpf vor Gilders Füßen auf.
    Er bückte sich und scharrte das Ding, das in die Erde eingedrungen war, aus. Eine Kugel -.
    »Woher, zum Kuckuck, kommt die?« Er schaute prüfend in die Höhe.
    Dick hatte den Schuß ebenfalls gehört und kam quer über den Rasen gelaufen.
    »Haben Sie geschossen, Mr. Gilder?« rief er von weitem.
    Ein neuer Schuß!
    »Kommt von den Ruinen!« hörten sie einen der Wachtposten rufen.
    Dick jagte schon den Hang hinauf, als der dritte Schuß dröhnte, und jetzt konnte er am Ton erkennen, daß der Schütze sich im Turm befinden mußte.
    Mit dem Taschenmesser drückte er die Klammer im Spalt zurück, schlüpfte durch die Öffnung und rannte die Treppe hinunter. Der Raum war leer. Er rüttelte an der mysteriösen schmalen Tür - nach wie vor verschlossen.
    »Kommen Sie herunter, Gilder!« schrie er nach oben, als er seinen Namen rufen hörte. »Es ist niemand hier.«
    Gilder balancierte die moosigen Stufen hinab und schaute sich unten um. Nach einer Weile zeigte er auf den Boden.
    »Sehen Sie sich einmal diese Platte an, Mr. Alford! Ganz anders als alle übrigen. Unmöglich ist es nicht, daß sie einen Eingang verdeckt.« Er warf sich flach auf den Boden und drückte das Ohr auf die Platte. »Zu hören ist nichts. Aber ...« Jetzt hielt er die Nase an eine Ritze. »Da unten brennt eine Petroleumlampe oder hat jedenfalls bis vor kurzem gebrannt.«
    Dick legte sich neben ihn.
    »Ja, Sie haben recht.« Laut rief er: »Leslie!«
    Keine Antwort. Er rief nochmals.
    »Einen Augenblick, Mr. Alford, ich hole Werkzeuge.«
    Dick hatte oben im ersten Gelaß schon einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher