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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt
Autoren: Edgar Wallace
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Werkzeuge für den Schmied deponiert. Gilder holte zwei Stichsägen und äußerte, als er damit zurückkam, die Vermutung, daß die Steinplatte möglicherweise durch einen untergeschobenen Querbalken gehalten werde.
    Sie zogen ihre Jacken aus, zwängten die Schneiden der Sägen in die dünnen Ritzen zwischen den Platten und begannen ihre Arbeit.
    »Sehen Sie, es ist Holz!« triumphierte Gilder.
    Aber das Holz war hart wie Stein, und der Schweiß rann ihnen in Strömen von der Stirn.
    Endlich polterte auf Dicks Seite das lose Ende in die Tiefe. Gleich darauf war auch Gilder soweit. Die Platte senkte sich auf der einen Seite etwas, auf der anderen hob sie sich, dadurch konnte sie gefaßt und hochgehoben werden.
    Der Geruch von verbranntem Petroleum stieg durchdringend herauf. Dick leuchtete das Gemach ab. Ein Tisch, auf dem Boden ein Gewehr - mehr konnte er nicht sehen.
    »Leslie!«
    Stille.
    Beklommen stieg er hinunter.
    »Leslie.«
    Nur ein spöttisches Echo kam aus der kleinen Höhle in der Ecke. Immer wieder rief er ihren Namen. Zwei Damenschuhe lagen herum. Alles hier atmete noch die Gegenwart der beiden, die sich fünf Minuten vorher einen erbitterten Kampf geliefert hatten. In der Ecke, die wie eine Höhle aussah, fand er am Boden drei leere Patronenhülsen.
    Er leuchtete die Ecke ab, richtete die Lampe in die Höhe, entdeckte den Schacht, die Eisensprossen - das war der Weg, auf dem sie entkommen waren! Im Sprung erreichte er das unterste Eisen und kletterte, unbekümmert um das verdächtige Knirschen, hinauf.
    »Nein, eine Flucht durch den Schacht ist unmöglich«, sagte er resigniert zu Gilder, als er atemlos wieder unten ankam, »ein Gitter sperrt ihn ab. Aber sicher hat Miss Gine, als sie oben den Himmel sah, da hinauf gefeuert.«
    Inzwischen war auch Puttler mit einem Scotland-Yard-Mann erschienen, und zu viert klopften sie die Wände und den Boden ab. Nirgends ein hohler Laut! Nirgends die kleinste Öffnung, mit Ausnahme des Spalts, durch den das aus dem Fels sprudelnde Wasser abfloß. Auch unter dem Tisch wollten sie nachforschen. Seine dicke Platte wurde von drei Säulen getragen, die aus einem enormen Eichensockel aufstiegen. Die vereinten Kräfte der vier Männer genügten nicht, ihn auch nur um Haaresbreite wegzurücken.
    »Sonderbar«, murmelte Gilder, das unförmige Möbel betrachtend. »Warum er wohl nicht gerade steht?«
    Jetzt erst merkten sie, daß der ganze Fußboden leicht abfiel.
    Mittlerweile hatte sich der gestern schon herbestellte Schmied eingefunden, und Dick schlug vor, zuerst die schmale Tür im oberen Gewölbe aufzubrechen.
    Mit Brecheisen und Meißel, Stangen und Hebel arbeiteten sie weit über eine halbe Stunde, ehe das Schloß mit einem dumpfen Krach barst. In Form und Größe war der Raum, den sie vorfanden, dem anderen ähnlich, in dem Mary Wenner damals den Schatz vermutet hatte. Nur die Steinbänke fehlten. Die verrosteten Ketten und Beinfesseln verrieten, daß er einst ein Kerker gewesen war. Eine muffige dumpfe Luft schlug ihnen entgegen, und sie fröstelten, als sie an der hinteren Wand ein Skelett erblickten, das ihnen mattweiß entgegenschimmerte.
    In der Mitte des Verlieses befand sich ein großes, kreisrundes Loch, aus dem das Geräusch von tropfendem Wasser heraufdrang. Dick leuchtete in die Tiefe und sah einen glänzenden Reflex.
    »Ein Brunnen!« rief er. »Ein unterirdischer Brunnen, wie ihn so alte Bauwerke fast immer haben.«
    Sie hatten zwei Laternen bei sich, er band die eine an einen Strick und ließ sie langsam hinuntergleiten. In einer Tiefe von vielleicht fünfzehn Metern berührte sie den Wasserspiegel. Die grün überzogene Rundmauer schien noch ziemlich unversehrt zu sein - der Brunnenbauer hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet.
    Da -! Dicks Herz setzte aus. Aus dem scheinbar kompakten Mauerwerk schnellte eine Hand hervor, eine weiße, schmale Hand, an der ein ihm wohlbekannter Brillant funkelte. Der Strick glitt ihm aus der Hand, mit einem gedämpften Zischen erlosch die Laterne im Wasser.
    »Die andere Laterne!« schrie Dick. »Und ein Seil, schnell!«
    Aber an ein Seil hatte niemand gedacht, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Puttlers Mann mit einem dicken Tau vom Schloß zurückkehrte. Das eine Ende wurde an einer langen, quer hinter den Türrahmen geklemmten Stange befestigt, und Dick glitt in den Brunnen hinab.
    »Halt!«
    An der Stelle, wo sich Leslies Hand gezeigt hatte, befand sich eine kleine rechteckige Öffnung; doch es gab noch mehr
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