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0388 - Der Dämonensarg

0388 - Der Dämonensarg

Titel: 0388 - Der Dämonensarg
Autoren: Jason Dark
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direkt ein Bedauern, vielleicht eine gewisse Traurigkeit, daß mir die letzten großen Dinge oder das Wissen, das das Leben und die Existenz zusammenkittete, verborgen blieb. Nur manchmal lüftete sich der Schleier etwas, da bekam ich Andeutungen, wie in diesem Fall hier durch den Seher.
    Doch der Mensch sollte immer wissen, wohin er gehörte. Wenn ich es so sah, konnte ich froh darüber sein, die Reliquie nicht bekommen zu haben. Man muß auch mal verzichten können. Oft genug sagten Eltern ihren Kindern so etwas.
    Diesmal war ich, ein Erwachsener, es, der so handelte.
    »Da schweben sie hin!« durchbrach Sukos Stimme meine Gedanken. »Sie fliegen weg, vielleicht tauchen sie ein in die Unendlichkeit. Sieh, John, die Wolken.«
    In der Tat veränderte sich bei ihnen etwas. Ihre Umrisse waren schärfer geworden, und sie hatten einen anderen Glanz bekommen.
    Grünlich, mit einem gelben Farbton dazwischen.
    Wie Schwefel…
    »Kannst du dir einen Reim darauf machen?« fragte Suko.
    »Noch nicht.«
    Wir verfolgten beide gespannt den weiteren Weg des Schreins, der nach wie vor von den vier Klauen gehalten wurde und in eine gewaltige, dunkle Wolkenburg hineingetaucht war, die sich am Himmel ausgebreitet hatte. Sehr wuchtig, kaum meßbar, aufgequollen, quirlend in ihrem Innern und die äußeren Umrisse mit einer grüngelben Kontur nachzeichnend.
    »Da stimmt etwas nicht!« flüsterte Suko.
    Der Meinung war ich ebenfalls. Normalerweise hätte der Schrein weiterwandern müssen, aber die beiden Dämonen stoppten, weil sie es nicht schafften.
    Jemand hielt sie auf.
    Und dieser jemand erschien explosionsartig innerhalb der gewaltigen Wolkenburg.
    Ein Bekannter von uns.
    Asmodis!
    »Verdammt, der Teufel!« Suko hatte nicht anders gekonnt. Er mußte die Worte einfach aussprechen und verschaffte sich allein durch den rauhen Tonfall Luft.
    Ich wußte, was er wollte. Mir hatte der Seher geraten, den Schrein nicht zu nehmen, Asmodis würde sich einen Dreck darum kümmern und die Reliquie an sich reißen.
    Gegen ihn standen zwei Dämonen. Für den Teufel eine Kleinigkeit, dessen fratzenhaftes Gesicht übergroß in einem flammend roten Kreis innerhalb der schwarzen Wolkenburg leuchtete und grausam sowie triumphierend verzerrt war.
    Er wußte auch, daß wir in einer relativen Nähe zu ihm standen, er sah und sprach uns an.
    »Ich muß mich bei dir für die Hilfe bedanken, Geisterjäger. Du hättest die Reliquie an dich nehmen können. Du hast es nicht getan.« Er lachte. »Sie war wohl eine Nummer zu groß für dich, wie?« Noch einmal schallte mir sein Brüllen entgegen, und dann handelte er.
    Der Höllenherrscher kannte kein Pardon. Er vernichtete gnadenlos, wenn es um seine Ziele ging.
    Das demonstrierte er uns auch hier.
    Aus der Wolkenmasse drangen gellende Schreie an unsere Ohren, als der Teufel seine höllische Kraft einsetzte. Er zerstörte durch ein magisches Feuer. Casial und der andere Dämon waren chancenlos.
    Ihre Pranken verbrannten inmitten einer Glutspur zu dämonischer Asche, die der Wind wie einen langen Schleier über den Himmel und in unsere Richtung trieb. Auch die Körper der beiden verglühten unter dem magischen Ansturm der Hölle. Für einen Augenblick riß die Wolkenburg auf, so daß wir ein freies Blickfeld besaßen und ein Gesicht zu sehen bekamen, das wie ein gewaltiger Felsen im Hintergrund stand, wo es bläulich schimmerte.
    Das Gesicht des absolut Bösen.
    Die kalte, gnadenlose und menschenverachtende Fratze Luzifers, der seinem ersten Diener Rückendeckung gab. Er würde das an sich reißen, was ich einmal hätte nehmen können.
    Er, der die Zeiten kannte, deren Beginn erlebt hatte und durch den Erzengel Michael in die ewige Verdammnis gestoßen worden war, dachte nicht daran aufzugeben.
    Luzifer befand sich auf dem Weg nach oben.
    Und der Spuk gehörte zu seinen Feinden. Was lag näher, als eine Reliquie dieses Feindes in die Hand zu bekommen?
    Jetzt hatte er sie!
    Wir standen da, schauten zu, unsere Gesichter waren blaß und sahen, wie der bläulich schimmernde Schädel unser gesamtes Blickfeld einnahm. So groß war er geworden.
    Er drängte Asmodis zurück, denn er wollte den Schrein in Besitz nehmen. Wir sahen ihn aufleuchten. Die Zeichen auf seinen äußeren Seiten glühten golden, bevor der Schrein vor unseren Augenverschwand, als hätte es ihn nie gegeben.
    Vor uns lag wieder ein völlig normaler, wolkenverhangener Nachthimmel, an dem sogar die ersten Sterne blitzten und uns aus der Unendlichkeit
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