Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0388 - Der Dämonensarg

0388 - Der Dämonensarg

Titel: 0388 - Der Dämonensarg
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
konnte ich nicht sagen, aber ich hatte das Gefühl, als würde sie der Kopf aussprechen.
    »Geisterjäger John Sinclair!« vernahm ich das rauhe Flüstern.
    »Diesmal hast du dir zuviel vorgenommen. Du bist in Gebiete eingedrungen, die dir verschlossen bleiben sollen. Versuche niemals, darüber nachzudenken. Wahrscheinlich würdest du wahnsinnig werden, weil dein Gehirn einfach zu klein ist, dies zu begreifen. Rüttle nicht an den Urfesten des Seins. Verzichte auf das, was ein Sternenvolk zurückgelassen hat. Rüttle nicht an Dingen, die noch schlafen…«
    Sehr intensiv hatte der Sprecher geredet. Mir war bei jedem Wort ein Schauer über den Rücken gelaufen, und ich wußte schon jetzt, daß ich diesem Unsichtbaren gehorchen würde.
    Wer da mit mir Kontakt aufgenommen hatte, war kein Geringerer als der Seher…
    Aus dem unendlichen Raum hatte dieses Wesen zu mir gesprochen. Oft hatte ich über ihn und seine Existenz nachgedacht. Ich wußte nicht, wer er war. Er konnte ein Wesen sein, ein Geist, er konnte sich aber auch aus mehreren zusammensetzen, die für sich allein das Gute gewollt hatten, aber zu schwach waren, es durchzusetzen und sich so zu einer Einheit gefunden hatten.
    Er war ein Ratgeber, er war ein Weiser, er hatte mich immer das Rechte gelehrt, er kannte Zusammenhänge, die mir fern waren, und es wäre töricht gewesen, nicht auf ihn zu hören.
    Hätte ich die Reliquie an mich genommen, wäre ich unter Umständen mit einer magischen Zeitbombe durch die Welt gelaufen, die mich irgendwann einmal zerstört hätte.
    So stand ich da, spürte den Wind, die Kälte der dämonischen Wolken und hielt meine Hände gegen die Reliquie gepreßt.
    Noch zögerte ich, und dachte über die mahnenden Worte des aus dem Unsichtbaren Schauenden nach. Ich handelte in diesem Augenblick sehr menschlich, und Menschen begehen Fehler, weil sie alles haben und wissen wollen. Trotz des gutgemeinten Ratschlags fiel es mir so unendlich schwer zu verzichten, denn ich focht einen inneren Kampf aus. Sollte ich alles aufgeben und dem Ratschlag folgen?
    Ich löste meine Hände.
    Der Seher, den ich nicht sah, kontrollierte mich. Wieder hörte ich ihn sprechen. Seine Worte verließen die Dimension, um mich zu erreichen, und sie lobten mich.
    »Es ist gut, daß du so etwas getan hast. Laß die Reliquie im Schrein. Dort ist sie gut aufgehoben. Irgendwann einmal wirst du sie bekommen und vielleicht das Rätsel um den Spuk ganz lüften. Er kommt von den Sternen, hat sich für das Böse entschieden, und dabei wird es bleiben. Laß ihn in Ruhe, er ist zu stark, du könntest ebenfalls in den Kreislauf hineingeraten, und das würde ich dir nicht wünschen.«
    Die letzten Worte überzeugten mich. Ich war tatsächlich nicht so vermessen, dagegen anzukämpfen. Also wollte ich auf die Reliquie verzichten, nach der ich so intensiv gesucht hatte. Manchmal ist es besser, wenn man als Mensch einen Weg einschlägt, der Verzicht bedeutet, im Endeffekt aber mehr bringt, als eine Handlung, die nicht zu überblicken ist.
    Ich richtete mich langsam wieder auf.
    Mein Gesicht war eine blasse Maske. Die Züge wirkten wie eingefroren, das wußte ich auch, ohne in den Spiegel geschaut zu haben.
    Mein Blick war nach innen gekehrt, ich spürte die gespannte Haut auf meinem Rücken, denn dieser von mir angesehene Kopf hatte etwas mit der Entstehung der Welten zu tun, als Sternenvölker kamen, um Macht zu übernehmen.
    Ich wischte über mein Gesicht, trat gleichzeitig einen Schritt zurück und deutete mit der Hand auf den Schrein. »Ihr könnt ihn nehmen«, erklärte ich.
    Die beiden Dämonen starrten mich aus der Wolke her ungläubig an. Ich sah das eine Auge Casials, wie es sich bewegte und eine intensivere Farbe annahm. Er konnte es nicht fassen, mußte innerlich erregt sein, und diese Gefühle zeichneten sich durch die Farbskala ab.
    »Du willst ihn nicht?« fragte der Bleiche.
    »Nein.«
    Sie waren äußerst mißtrauisch geworden. »Sag uns den Grund!« forderte Murghal.
    Den würde ich ihm nicht unter die Nase reiben und schüttelte den Kopf. »Ich habe es mir eben anders überlegt.«
    »Sollen wir das glauben?«
    »Ihr müßt es.«
    »Wir können es nicht«, erklärte der Einäugige. »Du bist ein Mensch, du hast alles eingesetzt, um diesen Schrein zu finden. Jetzt hast du ihn gefunden und willst ihn hergeben. Das können wir einfach nicht begreifen. Es ist ein Trick.«
    Ich schaute sie an, schüttelte den Kopf, bückte mich und hob den Deckel des Schreins an. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher