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0388 - Der Dämonensarg

0388 - Der Dämonensarg

Titel: 0388 - Der Dämonensarg
Autoren: Jason Dark
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»Haben wir schon jemals verloren?« fragte er.
    »Nein, aber diese Männer sind etwas Besonderes. Laßt uns gehen, Brüder! Ich will, daß der Wald zur Falle wird und sie nicht bis an das Versteck des Schreins gelangen…«
    ***
    Irgendwann einmal blieb Ed Sommer stehen, stemmte seine Hände in die Hüften und schaute sich um.
    Auch Terry Morgan verhielt ihren Schritt. »Was ist los mit dir?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß es auch nicht so genau. Wenn ich mir den grünen Laubkranz der Baumkronen ansehe und auch keinen Weg finde, so habe ich das Gefühl, daß wir uns in diesem Wald verlaufen haben. Ich komme mir vor wie der Hansel aus dem Märchen.«
    »Aber ich möchte nicht Gretel sein.«
    »Kann ich mir denken. Dann hätte eine Hexe auf uns gewartet.«
    Terry blickte sehr ernst. »Wer sagt denn, daß uns etwas Ähnliches nicht passieren wird.«
    »Du glaubst an böse Überraschungen?«
    »Und wie.«
    Ed ballte die Hände. »Wäre es nicht besser, wenn wir den Wald verließen?« fragte er.
    »Und wie? Deiner Meinung nach haben wir uns doch verlaufen. Wo du auch hingehst, welche Richtung du auch einschlägst, irgendwann wirst du den Waldrand erreichen.«
    »Falls wir nicht im Kreis laufen.«
    »Das müssen wir verhindern«, sagte Terry.
    Sie hielten sich nicht mehr länger auf, sondern schritten tiefer in den Forst. Wege gab es nicht. Die Erde war weich und noch vom Laub des letzten Herbstes bedeckt, das längst faulig geworden war und einen dunkelbraunen Farbton bekommen hatte. Es vermischte sich mit den vom Sturm abgerissenen Ästen und Zweigen, die ebenfalls einem Verfaulungsprozeß entgegenschritten.
    Ein natürlich gewachsener und nicht von Menschenhand hochgezogener Mischwald umgab sie. Als ungewöhnlich empfanden die beiden Menschen die Stille. Zwar vernahmen sie Vogelstimmen, aber nur sehr vereinzelt. Keines der Tiere stimmte irgendein Konzert an.
    Auch Wege fanden sie nicht. Kaum Pfade, so waren sie gezwungen, querfeldein zu laufen, was ihnen nicht sehr entgegenkam, denn das Unterholz hatte wuchern können.
    Ed Sommer hielt die Augen besonders offen. Er dachte fortwährend an seine Begegnung mit dem Einäugigen und glaubte auch fest daran, daß er keiner Täuschung erlegen war.
    Da hatte jemand gestanden.
    Nur sprachen sie nicht mehr über die Gestalt, sondern achteten mehr auf das Gelände.
    Die dicht belaubten Bäume hielten den vom Meer herkommenden Wind ab und filterten auch einen Teil des vom Himmel fallenden Sonnenlichts. Wenn vereinzelte Strahlen den Boden erreichten, malten sie dort helle Streifen oder runde Inseln gegen die dicken Stämme der Bäume.
    Es war warm unter dem Blattwerk. Die Luft hatte einen stickigen Geruch angenommen, man konnte sie schmecken. Zu hastige Bewegungen trieben den Schweiß aus den Poren, und beide Wanderer entdeckten den besonders großen und hervorstechenden Baum zur gleichen Zeit.
    Es war eine mächtige Eiche. Sie stand fast für sich, jedenfalls wuchs in ihrer Nähe nichts, was sie behindert hätte. Durch ihre mächtigen Äste schien sie sich die Umgebung freigehalten zu haben.
    Der Baumstamm zeigte eine dunkelbraune Farbe, vermischt mit dem moosigen Grün der Rinde, deren Form wie ein runzeliges Gesicht wirkte, in dem die Zeit tiefe Furchen hineingeschnitten hatte.
    Ein seltsamer Baum…
    Zudem ging von ihm eine Faszination aus, die sich weder Ed noch seine Freundin erklären konnten.
    Sie blieben stehen. »Hast du so eine Eiche schon einmal gesehen?« fragte Terry.
    Sommer schüttelte den Kopf. Bei dieser Bewegung wurden kleine Schweißperlen von der Stirn gewirbelt. »Nein, ich war schon in vielen Wäldern, aber so eine Eiche…«
    Der Baum faszinierte sie. Er strahlte eine gewisse Ruhe aus und gleichzeitig etwas Majestätisches, das ihnen das Gefühl der Ehrfurcht gab, so daß sie einen Schauder auf ihrem Rücken nicht unterdrücken konnten. Diesen Baum mußte man sich nicht nur ansehen, mit ihm konnten sich die Wanderer auch beschäftigen.
    Er hatte ihnen etwas zu sagen.
    So ungewöhnlich sich dies anhörte, aber beide fühlten so. Terry senkte ihre Stimme, als sie darüber sprach. »Kommt es dir nicht auch so vor, als würde dieser Baum leben?«
    »Ja, fast…«
    »Vielleicht ist er verwunschen.«
    Ed lachte leise. »Das gibt es nur im Märchen.«
    Terry widersprach. »Vergiß nie, wo wir uns hier befinden. Das ist kein normaler Wald. Hier gibt es einen Geisterpfad. Mein Bruder Ray muß das gleiche verspürt haben, als er den Wald durchschritt. So ähnlich
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