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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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dem Flur begegnete mir Glenda Perkins, meine Sekretärin.
    Sie nieste und sah auch sonst ziemlich verschnupft aus.
    »Gesundheit«, sagte ich zur Begrüßung.
    »Die fehlt mir eben.«
    »Wenn ich Zeit habe, bedauere ich dich«, sagte ich und tätschelte ihre Wange.
    »Rühr mich nicht an, sonst kriegst du auch was ab.«
    »Ich werde es überstehen. Falls du mich suchen solltest, ich bin beim Alten.«
    »Okay, John.« Sie lächelte hintergründig.
    Sir James saß hinter seinem Schreibtisch und schaute auf das Fenster. Hinter der Scheibe lagen die dicken Regenwolken. Er schüttelte den Kopf. »Ein mieses Wetter ist das, finden Sie nicht auch, John?«
    »Und wie.«
    Er drehte sich auf dem Stuhl. »Ja, ja, da sollte man eigentlich in südlichere Regionen fahren und Urlaub machen.«
    »Sie sagen es, Sir. Suko hat es ja geschafft.«
    »Der wird in den Bergen auch Regen haben. Man hört so einiges von den Heimkehrern.«
    »Aber sonst geht es Ihnen gut, nicht?«
    »Natürlich.« Ich wurde immer mißtrauischer. Noch hatte Sir James die Katze nicht aus dem Sack gelassen. Wie ich ihn kannte, würde das dicke Ende noch folgen. »Haben Sie eigentlich keine Lust, in Urlaub zu fahren?« fragte er mich.
    Ich lachte. »Lust schon. Fragt sich nur, ob man mich läßt. Wenn ich den Urlaub zusammenrechne, den ich noch zu bekommen habe, könnte ich ein Jahr Pause machen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Was glauben Sie, John, wie lange ich pausieren könnte? Auch ich habe seit Jahren keinen zusammenhängenden Urlaub mehr gehabt. Aber vergessen wir das. Ich habe Sie rufen lassen, um Ihnen einen Urlaub anzubieten.«
    Ich war sprachlos, saß da, schaute meinen Chef an und schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir nicht?«
    »Nein, Sir.«
    »Doch, Sie dürfen fahren. Ich habe sogar ein Urlaubsland für sie ausgesucht.«
    »Ach ja. Und welches?«
    »Italien.« Ich wiegte den Kopf. »Nicht schlecht. Dazu zähle ich auch die Berge. Ich denke da an Südtirol…«
    »Nein, das will ich Ihnen nicht zumuten, John. Dort ist das Wetter schlecht. Sie fahren weiter in den Süden. Ans Meer. In die Nahe von Neapel, dort hatten sie ja schon mal einen Auftritt.«
    »Ich erinnere mich, die Sache mit den Dolchen und dem Unhold.«
    »Richtig. Es ist übrigens ein kleiner Ort. Ein Fischerdorf. Sie werden sich dort wunderbar entspannen können und sogar einen alten Freund treffen.«
    »Wen denn?«
    »Will Mallmann.« Sir James grinste so seltsam. »Ach, sagen Sie nur. Macht er da auch Urlaub?«
    »Ja, man könnte es so nennen.«
    »Aber jedes Ding hat zwei Seiten. So wie ich Sie kenne, Sir, ist das doch kein so großartiger Urlaub, wie Sie ihn mir angekündigt haben. Ich habe das Gefühl, als wäre die andere, die unangenehme Seite, viel ausgeprägter, oder nicht?«
    »So dürfen Sie das nicht sehen, John.« Sir James verzog das Gesicht, als wären ihm die nächsten Sätze einfach zuwider. »Ich will ehrlich sein, es gibt in der Tat ein sehr kleines Problem, das sie zusammen mit Kommissar Mallmann ganz nebenbei lösen könnten.«
    »Aha.« Ich nickte. »Endlich kommen wir zum Kern meines sonderbaren Urlaubs. Und wie heißt das Problem?«
    Sir James beugte sich vor. Plötzlich war aus seinem Gesicht das Lächeln verschwunden. Er schaute mich sehr ernst an. »Das Problem sind sechs verschwundene Mädchen oder Frauen.«
    Mein Lächeln verflog. Sechs verschwundene Mädchen oder Frauen, das war in der Tat kein Kinderspiel. »Sind sie ermordet worden?« fragte ich.
    Sir James hob die Schultern. »Vielleicht, auf jeden Fall leben sie nicht mehr so wie früher.«
    Ich schüttelte den Köpf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ist auch schwer. Ich will versuchen, es Ihnen zu… nein, lassen Sie es mich Ihnen zeigen.« Sir James öffnete eine Schublade und holte eine durchsichtige Tüte hervor. In ihr steckte ein Schwarzweiß-Foto. Mit spitzen Fingern zog der Superintendent es hervor und reichte es mir. »Schauen Sie es sich genau! Dann sagen Sie mir, was Sie davon halten.«
    Das Foto war ungefähr so groß wie meine Hand. Als sehr deutlich und scharf konnte man es nicht bezeichnen. Ich hatte Mühe, Einzelheiten zu erkennen. Das merkte auch mein Chef. Er schob mir eine Lupe rüber.
    Ich suchte das Bild mit der Lupe ab. Was ich im Hintergrund entdeckte, sah grauweiß aus. Ein Meer mit gischtenden Fluten und hochgerissenen Wellen. Davor schob sich ein Gegenstand aus dem Wasser, der mich an eine Schlange erinnerte, die bei näherem Hinschauen Ähnlichkeit mit einem Kraken bekam,
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