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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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Hölle sei Dank! Sie hat uns erhört!« Hoch hob sie beide Arme, streckte sie aus und stand voller Erwartung da.
    Bonzo wußte genau, was er zu tun hatte. Umsonst hatte er die Tote nicht mitgenommen. Er bückte sich, hob die Leiche auf und stemmte sie, mit beiden Händen festhaltend, über seinen Kopf, so daß sie auf den Handflächen lag wie ein flaches Paket. Selbst die Arme hielt er an den Körper der Leiche gepreßt.
    Die alte Frau schuf ihm Platz. »Wir müssen sie ins Meer werfen. Wir müssen der Skylla beweisen, wie gut wir es mit ihr meinen. Wir müssen ihr endlich zeigen, daß es soweit ist. Wirf sie ins Meer!« brüllte sie plötzlich und schüttelte dabei den Kopf, so daß die zu einer Pagenfrisur geschnittenen Haare durcheinander flogen.
    Bonzo schritt vor. Wo die Marquesa vorhin gestanden hatte, verhielt auch er seinen Schritt, stellte sich auf die Zehenspitzen, beugte sich für einen Moment zurück, da er den nötigen Schwung bekommen wollte und schleuderte seine Arme nach vorn.
    Die Leiche löste sich.
    In einem gewaltigen Bogen und mit sehr viel Schwung flog sie zuerst über die Wellen, bis sie der Erdanziehungskraft Tribut zollen mußte und in den Fluten verschwand.
    Das Meer schluckte alles.
    Wie Skylla, die verschmähte ebenfalls nichts.
    Die Marquesa Frascetti war nicht mehr zu halten. Sie wollte möglichst alles mitbekommen, deshalb trat sie dicht an den Rand des Felsens, um eine noch bessere Sicht zu bekommen. Sie hatte die Hände fest gegeneinandergelegt, ihr Blick war starr, in den Knien war sie leicht eingesunken, und ihr Nicken zeigte an, daß sie mit dem folgenden Ablauf der Ereignisse sehr zufrieden war.
    Der Strudel war heller und quirliger geworden. Nichts zeigte sich dort, aber das Wasser schäumte so auf, als würde es kochen.
    »Sie ist da!« rief die alte Frau. »Ich sehe sie nicht, ich spürte sie nur. Ja, sie ist da. Sie hat auch das letzte Opfer angenommen. Jetzt kann uns nichts mehr passieren.« Als Zeichen ihrer Freude rieb sie sich die Hände. Das Wasser schäumte noch stärker auf. In der Tiefe mußte sich Unheimliches abspielen, große Gewalten stießen dort aufeinander, die stärker waren als die Kraft des Wassers und sie auch durchdrangen.
    Etwas peitschte hoch.
    Vor Schreck schrie die Marquesa auf, sie ging dabei zurück und fiel in die Arme ihres Dieners. Aus großen Augen starrte sie auf den Gegenstand, der aus dem Wasser tauchte und mit einer immensen Kraft ausgestattet war, denn der Arm, er schimmerte schwarzgrün, schlug wieder zurück, peitschte erneut in die Fluten, so daß er das Wasser zu gewaltigen Wellen auftürmte, die gegen den Felsen anrollten und ihn fast noch überspült hätten.
    Dann war der Arm verschwunden.
    Nur allmählich beruhigte sich das Meer wieder, so daß die Wellen normal auslaufen konnten. Die beiden Menschen auf dem Felsen rührten sich nicht, sie standen da wie angenagelt, schauten auf das Wasser und konnten es kaum fassen.
    Besonders die Marquesa nicht.
    Sie zitterte am gesamten Körper, und Bonzo mußte sie festhalten, sonst wäre sie noch gefallen. »Das sechste Opfer«, sagte sie. »Das sechste Opfer. Es ist vollbracht. Wir haben es geschafft, Bonzo! Wir beide!« Sie lachte schrill auf, drehte sich um und ging.
    Bonzo, der Diener, trottete hinter ihr her wie ein gehorsamer Hund.
    ***
    Ich hatte mein Büro kaum betreten, als Sir James schon anklingelte und mich an den Apparat bekam, weil Glenda und Suko nicht da waren. Suko machte eine Woche Urlaub.
    Ich gönnte es ihm, endlich mal auszuspannen und mit seiner Shao wegzufahren. Sie trieben sich irgendwo in den Bergen der Schweiz herum, wo sie nur Ruhe haben wollten.
    Ich war in London geblieben und hielt die Stellung. Zwei Tage des Urlaubs waren schon um, etwas Aufregendes hatte ich nach meinem Abenteuer in Londons Grusel-Kammer Nr. 1 nicht erlebt, nur spielte mir das Wetter einen Streich.
    Es war verdammt kühl geworden, und die wolkenreichen Tiefdruckgebiete brachten vom Atlantik her immer neuen Regen mit. So einen nassen Juni hatten wir lange nicht mehr gehabt.
    »John, ich hätte Sie gern gesprochen.«
    »Sofort, Sir?« Ich dachte dabei an meinen Kaffee, den mir Glenda noch nicht gekocht hatte.
    »Wenn es geht.«
    »Okay, ich komme.«
    Die Stirn des Superintendenten hatte irgendwie anders geklungen als sonst. Aufgeräumter, nach guter Laune. Und das war verdächtig.
    Wenn Sir James so redete, hielt er zumeist einen Trumpf in der Hinterhand, so beschloß ich, auf der Hut zu sein.
    Auf
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