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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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Mit zitternden Händen versuchte sie, die Verschnürung zu lösen. Was beim erstenmal so gut geklappt hatte, nahm jetzt längere Zeit in Anspruch. Schließlich hatte sie den Rucksack offen, klappte ihn auf, griff hinein, schleuderte die Kleidungsstücke heraus und suchte das Sprechfunkgerät.
    Es war nicht mehr da!
    Glenda schüttelte den Kopf. Sie wollte es noch nicht glauben, suchte weiter, faßte tiefer hinein und wünschte sich, das flache Gerät schnell zwischen die Finger zu bekommen.
    Der Wunsch erfüllte sich nicht. Dafür vernahm sie ein leises Pfeifen. Zu identifizieren war es aber nicht.
    Diesen Pfiff mußte ein Mensch ausgestoßen haben.
    Glenda schaute hoch. Ihr Blick fiel dorthin, wo es mehr Schatten als Licht gab, und aus dieser Düsternis löste sich eine unheimliche Gestalt: Bonzo.
    Groß, düster, Sonnenbrille.
    Er allein hätte Glenda nicht aus der Fassung gebracht, doch er hielt einen flachen Gegenstand hoch. Glenda kannte das kleine Wunderwerk der Technik.
    Es war ihr Sprechfunkgerät.
    Und Bonzo zerquetschte es langsam in seiner rechten Pranke…
    ***
    Ich saß auf der Kaimauer, hatte das Gerät wieder eingesteckt und war froh, ein Lebenszeichen von Glenda Perkins erhalten zu haben.
    Eigentlich hätte ich mich wie im Urlaub fühlen können. Hinter mir lagen die Schiffe im kleinen Hafen. Die langen Masten schaukelten, die Takelage bewegte sich knarrend im lauen Sommerwind, und die Wellen schlugen mit den typischen, klatschenden Geräuschen gegen die Kaimauer.
    Vor mir lag die Plaza, dahinter die Häuserfronten, wo die Schaufenstereiniger kleiner Geschäfte und Restaurants im Sonnenlicht glänzten. Es herrschte nicht viel Betrieb. Der Platz war zwar nicht leer, doch die meisten der auf dem rötlichen Gestein stehenden Bänken waren unbesetzt. Wenn Fischer an Land waren, hockten sie oft auf der Kaimauer zusammen, redeten und schauten in die Sonne.
    Hin und wieder wurde mir ein knapper Blick zugeworfen. Wahrscheinlich wunderten sich die Leute über mich. Fremde verirrten sich wohl selten nach Muracca, wo doch das berühmte Neapel nicht weit entfernt lag; Ein Mann schlenderte über die Plaza. Er trug eine helle Hose, ein dunkles Hemd und hatte den Pullover um die Hüften gebunden, damit sein Halfter mit der darin steckenden Dienstwaffe nicht zu sehen war.
    Es war Kommissar Mallmann, der auf mich zukam und den Mund zu einem Grinsen verzog, als er sich neben mich setzte. »Na, Erfolg gehabt?«
    »Ja. Glenda ist im Schloß.«
    Will nickte begeistert. »Das hat besser geklappt, als ich gedacht hatte.«
    »Sicher. Fast zu gut.«
    Der Kommissar strich über seine Römernase, holte einen zusammengefalteten Hut hervor, schlug ihn auseinander und setzte sich die Leinenbedeckung auf den Kopf, wo nur noch wenige Haare ein trauriges Dasein fristeten. »Mißtrauisch, John?«
    »Eine gesunde Skepsis.«
    »Wenn sie nun mal den Tick hat?« Will hob die Schultern und reichte mir ein Bonbon rüber. Er hatte die Tüte in einem der kleinen Kramläden geholt.
    Ich nahm ein Pfefferminz und ließ es im Mund verschwinden. »Es ging mir ein wenig zu schnell.«
    »Die Marquesa ist eine Frau rascher Entschlüsse.«
    »Auch wenn sie killt.«
    »Zum Beispiel«, gab mir Will recht.
    Ich wechselte das Thema. »Du wolltest die Leute doch nach dem Monstrum fragen.«
    »Klar sicher, das habe ich auch versucht und sogar eine Antwort bekommen.«
    »Und?«
    »Sie zeigten sich ziemlich erschrocken. Mir schien es, als hätten sie Angst vor der eigenen Courage, wenn du verstehst.«
    »Aber sie sprechen davon.«
    Will nickte. »Ein Junge, nicht älter als Fünfzehn, gab mir dann eine Antwort. Ich bekam sogar den Namen dieses Ungeheuers mit. Es wird Skylla genannt.«
    Ich wiederholte den Namen. »Skylla? Verdammt, davon habe ich mal etwas gelesen, weiß aber im Augenblick nicht, wo ich den Begriff hinstecken soll.«
    »Wahrscheinlich mußt du eine Galerie der Monster durchgehen«, schlug der Deutsche vor.
    »Dazu fehlen mir die Zeit und die Lust.« Ich stand auf, reckte mich und genoß die warmen Sonnenstrahlen, die mein Gesicht trafen. Wenn ich an das Londoner Wetter dachte und es mit dem hier verglich, konnte ich eigentlich froh sein, hier an der Küste zu leben. Im Gegensatz zu Mallmann hatte ich meine helle Leinenjacke nicht abgelegt. Sie, das dunkle Hemd und die weißen Jeans bildeten meine Kleidung.
    Mallmann schaute auf die Uhr. »Ich glaube, wir können langsam losziehen.«
    »Habe nichts dagegen.«
    Unser Ziel war der Bootsverleih.
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