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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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eine Schmugglerbande kennengelernt und auch ihre Anführerin, die mich später im Kampf gegen den Unhold unterstützt hatte. [1]
    »Was wollt ihr hier? Das Ungeheuer?«
    Wenn er so sprach, war er davon überzeugt, daß es auch existierte. Ich aber hatte eine andere Idee. Von den Mädchen hatten wir nicht gesprochen. »Du bist ein junger Bursche, stehst in Saft und Kraft. Wir suchen sechs verschwundene Mädchen. Hast du eventuell einige von ihnen gekannt?«
    »Nein.«
    »Auch nicht gesehen?« fragte Will.
    »Das schon.«
    »Und keine angemacht?«
    Er schüttelte den Kopf. Als wir es nicht glauben wollten, rückte er mit der Wahrheit heraus. »Ich wollte es, doch am Abend war keine von ihnen mehr zu finden.«
    »Wo hielten sie sich auf?«
    »Man munkelt, daß die Marquesa sie zu sich in das Schloß genommen hat. Genau weiß ich das nicht.« Er hob die Schultern. »Es ist jedenfalls sehr schlimm mit diesem Ungeheuer. Man sagt ja, daß es sechs Köpfe haben soll.«
    Frauenköpfe, fügte ich in Gedanken hinzu und fragte: »Gibt es jemand aus dem Ort, der Skylla gesehen hat?«
    »Kann sein.«
    »Du hast nicht darüber gesprochen?«
    »Da waren zwei Fremde, die haben es angeblich fotografiert. Mehr weiß ich auch nicht. Ein Bild konnte ich nicht sehen. Sie haben es jedenfalls nicht gezeigt.«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Okay, amico, das war’s dann wohl. Wir starten.«
    Er löste sich von der Reling. »Und passen Sie auf! Es ist gefährlich auf der See. Auch wenn Sie tauchen. Da gibt es Klippen und Strudel. Besonders nahe der Burg.«
    »Das wissen wir. Danke trotzdem für die Warnung.«
    Ich sprang ins Boot. Will stand schon am Ruder. Ein Ruderhaus existierte nicht. Um uns gegen die Sonne zu schützen, konnten wir eine Plane hochdrücken.
    Wir ließen es bleiben. Das Boot war in Ordnung. Der Motor meldete sich sofort, als er den Zündschlüssel roch. Mit halber Kraft verließen wir den Hafen.
    Der junge Mann stand auf dem Steg, schaute uns nach und auf das weiße Schaumdreieck, das hinter dem Heck entstand und allmählich zerlief.
    Will und ich stießen in den Golf. Die Sonne stand hoch, sie brannte auf die Erde nieder. Wir waren gezwungen, die dunklen Brillen aufzusetzen, um von den auf der Wasserfläche liegenden Reflexen nicht geblendet zu werden.
    Früher war es mir oft übel geworden, wenn ich über die tanzenden Wellen oder eine schwingende Dünung glitt. Im Laufe der Zeit hatte ich mich an das Bootfahren gewöhnt, es machte mir nichts mehr aus, ich fühlte mich auf den Planken sicher.
    Mir fiel nur auf, daß wenig Betrieb herrschte. Normalerweise sind gerade in Küstennähe zahlreiche Boote unterwegs. Hier nicht. Das Meer wirkte leer, und nur zum Süden hin, wo Neapel unter einer Dunsthaube lag, sahen wir hin und wieder den leuchtenden Fleck eines bunten Segels. Das Wasser schimmerte grüngrau. Eine lange Dünung spielte mit dem Boot, hob es hoch auf die Wellenkämme und drückte es auch wieder in die Täler hinein.
    Erst weit draußen im Golf änderte Will den Kurs. Er fuhr in Richtung Süden und parallel zur Küste. Direkt hinter dem Ort hörte der flache Strand auf. Graue Felsen bildeten eine hohe, schier unüberwindliche Wand. Das Schloß der Marquesa war nicht zu übersehen.
    Seinviereckiger Turm überragte auch die höchste Stelle der Felsmauer, und die Trutzburg selbst paßte sich nahtlos der Umgebung an.
    Wir hatten auch Ferngläser mitgenommen, und Will schaltete den Motor aus, als wir uns ungefähr in einer Höhe mit dem Schloß der Marquesa befanden.
    »Einverstanden?« fragte der Kommissar.
    »Klar.« Ich hatte die beiden Feldstecher gegriffen und reichte Mallmann einen.
    Wenn jemand am Fenster stand und zur See hin blickte, würde er uns sicherlich entdecken. Das Risiko mußten wir eingehen. Ich drehte an der Scharfeinstellung und holte das Schloß näher heran.
    Die Mauern, die kleinen Erker, die Ecken, Winkel und eine Terrasse sah ich. Wie gemalt lag alles vor meinem Blick. Nur einen Menschen sah ich nicht. Weder von der Marquesa noch von Glenda Perkins war etwas zu sehen. Dabei hätten sie auch außerhalb der Mauern genügend Schatten gehabt, um nicht in der prallen Sonne zu sitzen.
    Ich ließ meine Arme sinken. Will schaute noch ein paar Sekunden länger hin, bevor er den Kopf schüttelte und gleichzeitig die Schultern hob. »Sorry, John, aber entdeckt habe ich nichts.«
    »Ich auch nicht.«
    »Und jetzt?«
    »Da von der Burg keinerlei Signale gekommen sind, nehmen wir den zweiten Teil des
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