Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Ich kann nicht einfach…«
    Die Frau nickte gnädig. »Doch, mein Kind, Sie können. Ich sehe Ihnen an, daß sie hungrig und durstig sind. Wahrscheinlich sind Sie den Morgen über gewandert und haben noch nichts gegessen.«
    »Das stimmt.«
    »Dann nichts wie rein mit Ihnen.«
    Nach dieser Aufforderung gab Bonzo den Weg frei und öffnete die Tür ganz. Wegen seiner dunklen Brille konnte Glenda nicht erkennen, ob er sie beobachtete oder nicht.
    Die Sekretärin aus London betrat die große Halle und schaute sich staunend um. Sie mußte so reagieren, schließlich war sie nur eine simple Tramperin. »Meine Güte«, flüsterte sie. »Welch eine Pracht.«
    Die Marquesa antwortete auf englisch. »Ja, diese Burg befindet sich schon sehr lange im Besitz der Familie. Bonzo, schließ die Tür!«
    Der Diener drückte sie ins Schloß. Es gab keinen lauten Ton, trotzdem hatte Glenda das Gefühl, als wäre soeben der Eingang einer Gruft hinter ihr zugefallen.
    Die Marquesa streckte den Arm aus. »Kommen Sie, mein Kind, ich werde Ihnen ein Zimmer zeigen, wo Sie ihr Gepäck ablegen und sichetwas frisch machen können.«
    »Aber das ist doch nicht nötig.«
    »Ich bitte Sie. Soviel Zeit muß vor dem Essen sein.«
    »Meinetwegen.«
    »Bonzo, sage du in der Küche Bescheid.«
    Der Diener nickte und ging.
    Die Marquesa aber führte Glenda die Treppe hoch und sprach ohne Unterlaß. Sie redete darüber, wie sehr sie sich doch freute, eine Bekannte der Jutta Liebig kennenzulernen.
    Glenda glaubte ihr kein Wort!
    »Aber Sie kommen nicht aus Germany?« fragte die Marquesa, als sie in einem langen Gang stehengeblieben waren.
    »Nein, ich bin aus London. Ich lernte Jutta in Paris kennen. Wir trampten, freundeten uns an…«
    Die alte Frau lachte. »Ja, ja«, krächzte sie. »Ich verstehe schon. In euren Adern fließt das gleiche Abenteuerblut.«
    »So ist es.«
    Sie schritten durch das Schloß. Glenda bestaunte die Bilder der Ahnen, stellte hin und wieder Fragen, auf die sie stets konkrete Antworten bekam. Allmählich zeigte sich, daß die Frascetti es in der Vergangenheit geschafft hatten, durch Gewalt, Mord und Terror zu Reichtum zu gelangen.
    »Und Ihr Zimmer befindet sich dort«, erklärte die Marquesa, bevor sielächelnd auf eine Tür deutete, die sich in keiner Weise von den anderen unterschied.
    Noch zögerte, Glenda. »Soll ich wirklich?«
    »Natürlich, mein Kind. Machen Sie sich frisch, ruhen Sie sich aus und berichten Sie mir beim Essen über Jutta.«
    »Ja, das werde ich.«
    Glenda betrat den Raum, der drei hohe, schmale Fenster besaß und von der Einrichtung her manchen Kunstliebhaber in helles Entzücken versetzt hätte. Allein die große Kommode mit der wertvollen Intarsienarbeit war unter Brüdern nicht unter fünftausend Pfund zu bekommen.
    Den Rucksack legte Glenda ab. Bevor sie ihn öffnete, ging sie zur Tür, zog sie noch einmal blitzschnell auf und schaute auf einen leeren Gang. Es hatte also niemand an der Tür gelauscht.
    Einigermaßen beruhigt nahm sie auf dem Boden Platz, kippte den Rucksack und löste die Verschnürung. Unter der Wäsche und dem Notproviant – bestehend aus Keksen und Vollkornbrot – fand sie das flache Sprechfunkgerät, das in jede Hemdtasche paßte.
    Glenda zog die dünne Antenne hervor und schaltete auf Empfang. John meldete sich sofort mit dem vereinbarten Codewort.
    »Ich bin im Schloß, John.«
    »Alles in Ordnung?«
    Sie zögerte etwas. »Bis jetzt ja. Und bei dir?«
    »Auch klar.«
    »Mir ist es nicht geheuer, John. Diese alte Tücke hat noch einen stummen Diener. Vor dem müßte ich mich vorsehen. Er trägt stets eine dunkle Brille, daran wirst du ihn erkennen, falls dich dein Weg mal in diese Regionen führt.«
    »Bestimmt.«
    »Ich muß Schluß machen. Wir hören später voneinander. Die Marquesa hat mich nämlich zum Essen eingeladen, weil ich angeblich so hungrig aussehe.«
    »Ja, das hat die Hexe zu Hansel und Gretel auch gesagt.«
    »Ja, wie eine Hexe sieht die Alte fast aus. Okay, John, ich melde mich wieder, aber wie es so aussieht, wird mich dieses Weib wohl nicht so ohne weiteres ziehen lassen.«
    »Wenn es Ärger gibt, kommen wir.«
    »Danke. Bis bald.«
    Glenda schaltete das Gerät aus, schob die Antenne zusammen und packte alles wieder ein. Dann erhob sie sich. Eine zweite Tür führte geradewegs in ein Bad, das prachtvoll ausstaffiert war. Luxus, wohin man schaute. Es fehlte nur noch, daß der Klodeckel vergoldet gewesen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher