Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0382 - Der Teufel wohnt nebenan

0382 - Der Teufel wohnt nebenan

Titel: 0382 - Der Teufel wohnt nebenan
Autoren: Der Teufel wohnt nebenan
Vom Netzwerk:
dachte Bright, nickte aber zustimmend. Er war am frühen Morgen unhöflich genug gegen den Captain gewesen, und er sagte sich, dass man die Dinge nicht auf die Spitze treiben sollte. Trotz seines guten Willens ergab sich der zweite Zusammenstoß zwischen ihnen schon wenige Minuten später, als MacLeash plötzlich auf den anstehenden Fall zu sprechen kam.
    »Was ist Ihre Meinung, Lieutenant?«, fragte der Captain.
    »Meinung?«, wiederholte Bright. »In einem so frühen Ermittlungsstadium mache ich mir noch keine Meinung.«
    »Das kann doch nicht Ihr Emst sein«, widersprach der Captain. »Man bildet sich doch bei allem, was einem widerfährt, ganz unwillkürlich eine Meinung. Sie finden, dass es zu früh ist, darüber zu reden, gut, darin würde ich mit Ihnen übereinstimmen. Aber wir sind hier ja unter uns, und mir können Sie Ihre Vermutungen ruhig anvertrauen.«
    »Tut mir Leid, Captain«, sagte Bright unwillig, »aber ich habe noch keine Vermutungen. Es wäre doch Blödsinn, sich jetzt schon Spekulationen hinzugeben. Die verbauen einem dann nur den ungetrübten Blick für alle Möglichkeiten.«
    Der Mund des Captains wurde zu einem scharfen Strich. »Berichten Sie mir, was Sie in dem Fall bis jetzt getan haben«, verlangte er dann.
    Auch das war Bright nicht gewöhnt. Er war weitgehend selbstständiger Leiter einer Mordkommission, und er war es gewöhnt, dass man ihm freie Hand ließ. Berichte gab es, wenn ein Fall abgeschlossen war. Er stieß hörbar die Luft aus und erzählte in trockenen, nüchternen Formulierungen von der bisher geleisteten Arbeit. Als er fertig war, sah ihn MacLeash kühl an.
    »Wenn man bedenkt, dass zu Ihrer Kommission fast ein Dutzend Leute gehören, dann ist es nicht eben viel, was da bisher getan wurde, nicht wahr?«
    Bright schoss das Blut ins Gesicht. Aber bevor er zu der deutlichen Erwiderung gekommen wäre, die ihm auf der Zunge lag, hatte MacLeash hinzugefügt: »Dabei scheint mir der Fall doch recht einfach zu liegen. Ein mittelloser junger Kunstmaler besitzt kein so kostbares Diadem aus Rubinen und Brillanten. Also muss er es gestohlen haben. Er wird einen Komplicen gehabt haben. Der Mittäter wollte das Diadem haben, Forther gab es nicht heraus und wurde umgebracht. Das liegt doch auf der Hand.«
    Spinner, dachte Bright. Ein unverbesserlicher Theoretiker.
    »Ich möchte, dass Sie Ihre Ermittlungen auf das Diadem und auf alles konzentrieren, was damit zusammenhängt. Ich bin überzeugt, dass sie dann sehr schnell zur völligen Klärung des Falles kommen werden.«
    Bright stand auf. Er ging zur Tür. Nur mühsam brachte er die Beherrschung auf, jetzt nicht zu explodieren wie eine abgezogene Handgranate. In achtzehn Dienstjahren als stellvertretender und später als verantwortlicher Leiter einer Mordkommission hatte niemals jemand gewagt oder für nötig befunden, ihm vorzuschreiben, wie er seine Arbeit machen sollte. Und dann kam dieser Theoretiker her, dieser Schreibtisch-Captain, und versuchte, die Ermittlungen gleich in eine einzige bestimmte Richtung zu lenken. Wenn sie nach diesem Prinzip arbeiten wollten, würde die Aufklärungsquote bald auf zehn Prozent absinken oder auf noch weniger. Bright atmete tief. Mir geballten Fäusten drehte er sich an der Tür um.
    »Wenn Sie mich für unfähig halten, eine Mordkommission in eigener Verantwortlichkeit zu leiten, Sir«, stieß er hervor, »dann können Sie meine Versetzung beantragen. Solange ich die Leitung der Kommission habe, wird bei uns nach meinen Vorstellungen gearbeitet. Und jetzt entschuldigen Sie mich, Captain. An dem von Ihnen so glasklar durchschauten Sachverhalt ist nämlich noch so vieles undurchsichtig, dass meine Leute und ich wieder einmal Überstunden machen müssen.«
    Bright marschierte hinaus. Die Tür machte er nicht gerade sanft hinter sich zu. Es war ihm zwar, als hätte er den Captain noch einmal seinen Namen rufen hören, aber er beschloss, es nicht gehört zu haben, und er begab sich rasch in sein Dienstzimmer zurück.
    Erst nachdem er eine Zigarette geraucht hatte, war er innerlich wieder so weit zur Ruhe gekommen, dass er mit der nötigen Sachlichkeit, die nächsten Schritte überlegen konnte. Zunächst einmal rief er Detective-Sergeant Jake Hall von der Einbruchsabteilung an.
    »Hier ist Allan«, sagte er. »Ich habe dir die Beschreibung eines Diadems schicken lassen, Jake. Habt ihr irgendwas darüber?«
    »Wir suchen noch, Allan. Du hattest keinen Wert für das Stück angegeben. Aber nach der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher