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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wolf, überall in den Korridoren und Zimmern und auch im Freien herum. Er stand überall im Weg herum und versuchte immer wieder, zur Küche durchzubrechen und ein paar Leckerbissen zu stibitzen.
    »Wie war das mit dem sibirischen Wanderklo und der Abwehr von Wölfen?« brummte Rogier deNoe mißtrauisch. »Mir scheint, das war ernst gemeint…?«
    Nicole lachte. »Fenrir beißt nicht. Es sei denn, jemand ärgert ihn. Statt dessen ärgert er aber selbst gern andere Leute.«
    Gräßliche Verleumdung, sandte Fenrir ihr einen protestierenden Gedanken zu. Auch deNoe schien von dem Gedankenstrahl leicht gestreift worden zu sein. »Hat da jemand etwas gesagt? Mir war so…«
    Natürlich hat jemand was gesagt, versicherte Fenrir schweifwedelnd. Er sprang an deNoe hoch, legte ihm die Pfoten auf die Schultern und versuchte, ihm mit der Zunge durchs Gesicht zu wischen. DeNoe wehrte den Wolf mühsam ab. »He, Bursche, langsam! Sei friedlich!«
    Bin ich doch, versicherte Fenrir und schniefte treuherzig.
    »Wie macht der das?« fragte deNoe Nicole. »Ich höre Stimmen und höre sie doch nicht, und die kommen doch eindeutig von diesem Wolf? Kann er sprechen, oder was?«
    Sehe ich so aus? meldete sich Fenrir zu Worte. Mit so primitiven Verständigungsmethoden gebe ich mich erst gar nicht ab.
    »Fenrir ist Telepath«, erklärte Nicole. »Lassen Sie sich von Raffael zeigen, wo Sie untergebracht sind, während ich mal sehe, ob ich Zamorra für eine Weile loseisen kann.«
    Wenig später saßen Zamorra, Nicole und Focault sich im Kaminzimmer gegenüber. Zamorra hörte sich die Geschichte an.
    Er seufzte. »Ich weiß auch nicht, was da zu machen ist«, sagte er. »Das Phänomen ist etwas ungewöhnlich. Aber bei diesen Erscheinungen gibt es keine eigentliche Therapie. Kein Patentrezept. Ich müßte mir Ihre Tochter einmal ansehen und mit ihr sprechen. Vielleicht muß ich auch ihre Umgebung erforschen, das Haus, die Personen, mit denen sie Umgang pflegt. Vielleicht reagiert ihr Unterbewußtsein auf irgend jemanden oder irgend etwas. Sehen Sie, es gibt eine ganze Menge Menschen, die latent psi-begabt sind, also schwache, übersinnliche Fähigkeiten besitzen. Bei einigen drückt sich das in Vorahnungen aus, in Wahrträumen, andere sind mehr oder weniger stark medial veranlagt… Selbst das, was man landläufig Gedankenlesen oder Hellsehen nennt, ist manchmal nur eine besondere Sensibilität, mehr nicht. Die meisten Menschen wissen aber nicht einmal, daß sie diese Begabungen besitzen, weil sie nicht zum Ausbruch kommen. Bei Claudine tritt ein Psi-Phänomen sehr stark zutage… und bevor ich versuchen kann, etwas dagegen zu unternehmen, muß ich erst wissen, warum es auftritt. Vor allem, warum es jetzt noch auftritt.«
    Henri Focault starrte ihn an.
    »Sie sollten Politiker werden, Professor«, sagte er. »Sie reden ziemlich weitschweifig, aber da ist noch etwas anderes, was Sie nicht aussprechen wollen. Was ist es?«
    »Nanu, gehören Sie auch zu den Begabten?« Zamorra schmunzelte. »Dann liegt es in der Familie. Nein, Monsieur. Es ist nichts, was Sie beunruhigen könnte. Ich hänge nur einigen Gedankenfäden nach, die ich zu einem Muster zusammenzubringen versuche. Ich will erst sicher sein, bevor ich darüber rede.«
    »Glauben Sie, ich würde Sie sonst nicht ernst nehmen? Dann wäre ich erst gar nicht zu Ihnen gekommen«, erwiderte Focault.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht«, sagte er. In der Tat hatte er einen Gedanken, einen Verdacht, aber er hütete sich, den auszusprechen: Besessenheit! Das Wort hatte einen schalen, negativen Beigeschmäcke. Es gab zu viele Scharlatane und Betrüger, die jemandem einredeten, er oder jemand aus seinem nächsten Umfeld sei besessen, und diese Besessenheit müßte geheilt werden, der Teufel müßte ausgetrieben werden. Die meisten dieser Teufelsaustreiber waren kriminell. Und sie brachten damit alle anderen in Verruf. Zamorra war nicht sicher, wie Focault auf den Begriff »Besessenheit« reagieren würde. Deshalb sprach er ihn vorsichtshalber jetzt und hier nicht aus. Er versuchte statt dessen, mit seinen eigenen schwachen Para-Kräften Focault zu sondieren, aber er bekam keinen richtigen Kontakt. Henri Focault war zu erregt und innerlich aufgewühlt.
    Der Parapsychologe sah auf die Uhr. Es war fast vier Uhr nachmittags.
    »Ich fahre eben mit Ihnen hinüber, ja?« sagte er. »Zumindest schaue ich mir Ihre Tochter mal an. Vielleicht sehe ich dann schon mehr. Wenn es eine größere Aktion
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