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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gegnerischer Beobachtung führen.
    Und als er die Energie freisetzte, ging in einem Menschen eine Veränderung vor. Etwas geschah.
    Aus der Ferne, in einer Sphäre, die sich dem menschlichen Begreifen entzog, beobachtete Lucifuge Rofocale die daraus resultierende Entwicklung.
    Ungeduld kannte er immer noch nicht…
    ***
    Birgit Focault zuckte heftig zusammen, dabei hätte sie eigentlich schon daran gewöhnt sein müssen. Die Flasche mit dem Mineralwasser kippte um, ohne daß jemand sie berührt hatte. Die Flasche rollte zur Tischkannte, fiel hinab und blieb auf dem weichen Teppich liegen, ohne zu zersplittern. Aber aus dem undichten Schraubverschluß drangen Tropfen hervor.
    Claudine Focault sprang auf, hob die Flasche vom Teppich auf und stellte sie wieder auf den Tisch zurück.
    »Claudine, Claudine…«, sagte Birgit kopfschüttelnd. »Hört es denn nie mehr auf?«
    Das fünfzehnjährige Mädchen empfand die Frage als ungerechtfertigten Vorwurf. »Ich kann doch nichts dafür! Glaubst du im Ernst, Mutter, daß es mir Spaß macht? Ich wollte, ich hätte endlich meine Ruhe! Es ist zu schlimm!«
    Sie fuhr herum und stürmte aus dem Wohnzimmer, um sich in ihrer eigenen kleinen Kammer einzuschließen. Sie griff nach dem Kopfhörer, schaltete die kleine Stereoanlage ein und drehte sie auf volle Lautstärke. Dann warf sie sich auf das Bett.
    Ablenken! Vergessen! Verdrängen!
    Pausenlos geschahen solche seltsamen Dinge. Flaschen fielen vom Tisch. Blumenvasen und Kaffeetassen, vorzugsweise gefüllt, fielen um. Bilder lösten sich von der Wand. Es gab manchmal sogar mehrere Wochen dazwischen, ohne daß etwas geschah, aber plötzlich kehrte der unheimliche Zauber zurück.
    Poltergeist-Phänomen, nannte es die Parapsychologie. Das Phänomen trat in aller Regel bei Jugendlichen während der Pubertätszeit auf. Wodurch es zustandekam, war ungeklärt. Vermutlich setzten die Kräfte des Unterbewußtseins ungesteuert Energien frei, während der Körper sich im Umbruch befand und sich erst auf die neue Situation einstellen mußte.
    Bei Claudine Focault war es anders.
    Bei ihr waren die Poltergeist-Erscheinungen nicht mit dem Ende der Pubertät verschwunden. Sie dauerten an. Auch jetzt noch. Es war wie ein Fluch, der das Mädchen nicht mehr losließ. Ein Fluch, der Claudine allmählich menschenscheu zu machen begann. Wo auch immer sie hinging, mußte sie damit rechnen, daß etwas geschah. Klopfgeräusche, Türen, die sich von selbst öffneten oder schlossen, stürzende Gegenstände oder was auch immer. Das hielten die wenigsten ihrer Mitschüler und Freunde und Freundinnen auf Dauer aus. Nur Norman Lafayette schien es akzeptieren zu wollen. Aber ausgerechnet den mochte sie nicht. Erstens war er dreieinhalb Jahre älter als sie und somit schon ein uralter Gruftie, zweitens war er ihr zu angeberisch, und drittens trug er einen Bart. Der kratzte beim Küssen, und das mochte sie nicht. Die Jungs in ihrem Alter waren da wesentlich schmusefreundlicher. Bloß wichen die ihr aus, seit die Poltergeist-Phänomene nicht mehr aufhörten. Und Norman Lafayette… nun, der stellte ihr förmlich nach. Schon mehrfach hatte sie ihm zu verstehen gegeben, daß er dorthin gehen solle, wo der Pfeffer wächst. Aber er mußte wohl vernarrt in sie sein.
    Na ja, attraktiv war sie mit ihren etwas mehr als fünfzehn Jährchen ja, und sie verstand es auch, sich aufreizend und modisch zu kleiden. Sehr zum Mißvergnügen ihrer Eltern, die mit Recht einwandten, daß sie doch wohl noch ein bißchen zu jung sei. Claudine war da anderer Ansicht.
    Die Musik riß mit einem häßlichen Mißklang, Kratzen und Donnern ab. Erschrocken fuhr Claudine hoch und sah die Bescherung. Die Schallplatte war auf dem Plattenteller zersprungen. Die Tonabnehmernadel tanzte auf den Resten.
    Mit einem verzweifelten Wutschrei schaltete Claudine das Gerät ab.
    »Nein!« schluchzte sie. »Nein… nicht schon wieder!«
    Das Bett, auf dem sie gerade noch gelegen hatte, brach zusammen!
    ***
    Die magische Kraft, die Lucifuge Rofocale aussandte, hatte ihren Brennpunkt gefunden und hatte sich manifestiert. Sie nahm Gestalt an -sofern man es »Gestalt« nennen konnte, denn sie war und blieb nichts Greifbares. Unsichtbar, der Aura eines Menschen aufgedrängt, aufgesetzt, übergestülpt. Dieses Aufgesetzte war wie von einem Magneten angezogen worden. Denn da war schon etwas Ähnliches gewesen, nur weitaus schwächer. Aber die Ähnlichkeit beider Kräfte sorgte dafür, daß diese Kraft sich hier
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