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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag
Autoren: Jason Dark
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hätte ich sie der Reihe nach vom Himmel holen müssen, falls es überhaupt klappte.
    Ich kam mir vor wie auf einer Insel zwischen Himmel und Erde.
    So ähnlich war es auch. Mein Zeigefinger berührte den Abzug.
    Ich dachte daran, daß ich die Hand ruhig halten mußte, nur nicht zucken, wenn ich abdrückte.
    Dann schoß ich.
    Ich sah noch für einen winzigen Moment die Flamme des Mündungsfeuers zucken, und ich war auch sicher, daß die geweihte Kugel getroffen hatte, aber sie holte den Toten nicht vom Himmel.
    Statt dessen geschah etwas anderes. Als die Kugel in die Aura eintrat, sah ich das Aufsprühen, als wäre dort etwas explodiert. In der Tat konnte man die Vernichtung des Silbergeschosses als kleine Explosion bezeichnen, denn es löste sich auf, und nur geweihter Staub blieb von ihm zurück.
    Das war alles.
    Mein rechter Arm sank nach unten. Wie die beiden anderen, so schaute auch ich auf die drei Leichen, die sich nicht hatten stoppen lassen.
    »Das gibt es doch nicht«, hauchte Dvorak.
    Dinek lachte. »Hatten Sie nicht von geweihten Silberkugeln gesprochen, Sinclair?«
    »In der Tat.«
    »Und?«
    Ich holte tief Luft. Die Antwort fiel mir nicht leicht, da ich vorhin noch so überzeugend von meiner Waffe gesprochen hatte. »Es tut mir leid. Ich hatte Ihnen vergessen zu sagen, daß die Silberkugeln bei starken magischen Gegnern nichts erreichen.«
    »Die haben wir also hier vor uns?«
    »So sieht es aus.«
    Der Tscheche rieb über sein Kinn. Er knetete es mit zwei Fingern.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte er.
    Auf diese Frage wußte auch ich keine Antwort und beschloß, zunächst einmal abzuwarten.
    Dvorak war der große Realist in dieser Sekunde. Er sagte: »Wir schweben genau auf sie zu…«
    Was sollte ich darauf antworten? Mir fiel nichts ein, auch Dinek sagte nichts. Beide mußten wir es als Tatsache akzeptieren.
    »Können Sie nicht ausweichen?« fragte ich.
    »Schon. Ich müßte mich nur beeilen. Aber was bringt uns das? Wollten Sie nicht an die Leichen heran?«
    Da hatte der Pilot auch wieder recht. Verdammt, ich befand mich in einer Zwickmühle. Die schwebenden Toten waren durch geweihte Silberkugeln nicht zu vernichten. Sie besaßen eine gewisse Stärke, waren durch schwarze Magie aufgeladen und würden sich unter Umständen auch gegen uns wehren können. Ich konnte mich verteidigen, schließlich war ich gut bewaffnet, denn ich trug außer der Beretta noch mein Kreuz und den Bumerang bei mir. Aber wie sah es mit meinen beiden Begleitern aus?
    »Jetzt müßten Sie sich schon entscheiden«, verlangte Dvorak.
    Ich wollte antworten, als mir Jo Dinek zuvorkam. »Nein«, sagte er. »Wir werden es nicht riskieren!«
    »Das heißt, abdrehen?«
    »Ja, Dvorak!« Nach dieser Erwiderung warf mir der Mann einen scharfen und gleichzeitig fragenden Blick zu. Er wartete auf meine Einwände. Ich hatte keine, obwohl ich anders gehandelt hätte.
    Leider reichten meine Kompetenzen in diesem Land nicht so weit.
    »Sie sind doch einverstanden, Sinclair – oder?«
    »Im Prinzip ja.«
    Dinek verzog die Mundwinkel. »Sie hätten es auf eine Kollision ankommen lassen?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Verdammt, Ihre komischen Kugeln haben nichts erreicht. Sind Sie sich des Risikos bewußt? Irgendwann werden die Leichen mal landen. Dann schlagen wir zu.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie brauchen sich nicht zu verteidigen, Josef. Ich habe akzeptiert.«
    »Dann übernehme ich auch die weitere Verantwortung.«
    »Wie Sie wollen.«
    Inzwischen hatte Dvorak das Ausweichmanöver eingeleitet.
    Durch das Ziehen an der Ventilleine hatte er etwas Gas abgelassen, so daß wir sanken. Wollten wir wieder steigen, mußten wir Ballast abwerfen.
    Ich kam mir vor wie in einem sehr langsam fahrenden Lift. Über uns schwebten die Toten.
    Und dann bewegten sich die Leichen!
    Zuerst war es nur ein Zucken, und ich dachte mir auch nichts dabei, bis ich feststellte, daß sie zu einem zeitlupenartigen Sturzflug angesetzt hatten. Ihr Ziel war unser Ballon.
    Das gefiel mir gar nicht. Ich sah sogar die Gesichter der Leichen, erkannte die totenstarren Züge und die glanzlosen Augen. Ihre Münder standen offen, die Haare flatterten, der Stoff der Totenhemden zitterte im Wind.
    Von Sekunde zu Sekunde wuchs die Gefahr!
    Und das merkten auch die beiden anderen. »Wir müssen noch tiefer«, rief Dvorak.
    »Dan tun Sie es.«
    ***
    Ich hatte es ihm zugerufen, während Jo am Boden des Korbs kniete und dabei versuchte, Kontakt mit Prag aufzunehmen, um von der neuen
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