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0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß

0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß

Titel: 0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß
Autoren: Blutzoll für den Dollar-Boß
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sie dort auf den Tisch.
    »Wem gehört die Tasche, Miss Lombek?«
    Sie gab keine Antwort, und das ist bekanntlich auch eine. Ich presste die beiden Bügel zusammen und entnahm der Tasche einen Führerschein, ausgestellt auf den Namen Agnes Reeles. Ich warf ihn zurück auf die Tischplatte. Der Name stimmte also.
    Phils Bemühungen schienen Erfolg zu haben. Das schwarzhaarige Girl auf der Couch schlug die Augen auf. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie zart und feingliedrig gebaut war, und wenn sie nicht gerade mit den Folgen einer Ohnmacht zu kämpfen gehabt hätte, wäre sie sogar ausgesprochen hübsch gewesen. Sie blickte verwirrt um sich, offenbar musste sie sich erst wieder zurechtfinden in einer ihr fremden Umgebung. Ihr Ausdruck wechselte von Verwirrung zu Bestürzung, als sie Phil und mich sah.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, meinte Phil, in der Absicht, sie zu beruhigen. »Wir sind Beamte der Bundespolizei.«
    Aber diese wohlgemeinte Bemerkung warf sie in eine neue Ohnmacht. Verdutzt schauten wir uns an.
    »Ich muss doch in den Spiegel schauen, alter Junge«, sagte mein Freund trocken. »Was habe ich denn an mir, das die Ladies so erschreckt? Kaum verrate ich ihnen meinen Beruf, wollen sie davonlaufen oder sie fallen in Ohnmacht!«
    Ann Lombek begann zu schluchzen.
    Phil hielt mir den Führerschein entgegen, den ich zuvor schon in der Hand gehabt hatte.
    »Ja, der Name stimmt«, sagte ich. »Das habe ich schon gesehen.«
    »Du solltest dir einmal den Stempel anschauen«, meinte mein Freund aufgeregt. Ich tat es.
    Der Führerschein war von der Ortspolizeibehörde von Montpelier im Staat Vermont ausgestellt worden.
    »Das hätte ich beinahe übersehen«, gestand ich. »Jetzt wird es interessant.«
    Das Girl mit dem hübschen Namen Agnes begann sich zu rühren. Phil half ihr mit dem feuchten Tuch, wieder in die Umwelt zurückzufinden. Nach fünf Minuten konnte sie sich aufsetzen, aber dann bekam sie einen Weinkrampf.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte ich mit einem bösen Seitenblick zu Ann Lombek. »Wir brauchen einen Doc, der sie beruhigt. Das Girl hat einen bösen Schock davongetragen und muss er erst einmal zu sich kommen. Ruf unseren Doc an, Phil.«
    Phil verschwand, und ich widmete mich dem Girl, das zitternd und schluchzend auf der Couch saß.
    »Sie kommen bitte mit«, eröffnete ich Miss Lombek. »Ich werde mich im Headquarter noch mal mit Ihnen unterhalten. Durch Ihr Leugnen haben Sie sich verdächtig gemacht. Miss Reeles stammt aus Montpelier, ebenso wie der ermordete David Limerick. Der Freund, mit dem sich Miss Reeles überworfen haben soll, war doch David Linierick. Stimmt’s?«
    Sie nickte und wischte sich mit dem Taschentuch die Tränen von den Wangen. Sie wollte zum Sprechen ansetzen, aber in diesem Augenblick schrillte die Flurglocke.
    In der verständlichen Freude über die neu entdeckte Spur ließ ich die nötige Vorsicht außer Acht. Ich glaubte, Phil stünde vor der Tür. Statt meines Freundes stürmte ein breites Pfannkuchengesicht über einem massigen, Körperbau herein, gefolgt von einem langen spitznasigen Burschen, der die drei Haare, über die er noch verfügte, sorgfältig nach links gescheitelt hatte. Bevor ich reagieren konnte, sah ich mich schon in eine Ecke gedrängt, und die Spitznase, die ich unter dem Namen Sidney Jones kannte, rammte mir den Lauf eines 45er Colts in die Magengegend.
    »Ei ei, wen haben wir denn da?«, fragte der Massige näselnd und drehte die Flurbeleuchtung an. Er schaute mir ins Gesicht.
    Wenn ihm ein Panzer über die Zehen gerollt wäre, hätte er nicht ärger fluchen können. Sidney Jones starrte mir in die Augen, als wäre er die Maus und ich die Schlange, aber er nahm sein Schießeisen nicht weg, und solange ich den Druck in der Magengegend spürte, hatte ich wenig Lust, etwas zu unternehmen.
    Burschen, die nervös sind, stellen den größten Unfug an, und ich wollte durchaus nicht, dass Jones vor lauter Angst der Finger am Abzug durchrutschte. Ich musste versuchen, mit den beiden ins Gespräch zu kommen. Vielleicht gaben sie sich dann manierlicher.
    »Tag, Eddie«, sagte ich zu dem Dicken. »Du hast dir wohl gerade einen Reißer angesehen, weil du so dramatisch auftrittst.«
    »Halt’n Mund, Cotton«, gab er ärgerlich zurück und griff nach meiner 38er im Schulterhalfter. »Ich wollt’ das wäre mir erspart geblieben. Ich hab nicht gern mit dir zu tun, aber jetzt kann ich nicht anders.«
    »Das wird dir noch leidtun, Eddie«, knurrte ich gereizt.
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