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038 - In den Fängen des Weltrats

038 - In den Fängen des Weltrats

Titel: 038 - In den Fängen des Weltrats
Autoren: Claudia Kern
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die nur einen Meter entfernt lag, und traf seine Entscheidung. Um sie zu erreichen, musste er zwar unter den Gestalten hindurch, doch dieses Risiko erschien ihm geringer als ein Schuss.
    Langsam kam er auf die Beine und machte einen vorsichtigen Schritt auf die Rampe zu.
    Die Toten reagierten nicht. Der Rhythmus ihrer knirschenden Bewegungen blieb gleich.
    Ein weiterer Schritt brachte Rulfan an den Rand der Rampe. Seine Lederstiefel schlitterten über die vereiste Fläche und fanden Halt in einer Mulde. Er hielt das Gewehr in einer Hand, brauchte die andere, um sich abzustützen. Seine Füße rutschten über das Eis. Nur noch wenige Zentimeter bis zum Türrahmen -Das Knirschen riss ab. Rulfan hörte er einen dumpfen Knall, dann einen zweiten, dritten und vierten. Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass die Gestalten auf dem Boden gelandet waren. Stattdessen stieß er sich ab, streckte seine freie Hand aus und griff nach dem Türrahmen. Mit aller Kraft zog er sich nach oben, während er verzweifelt mit den Stiefeln nach Halt suchte und schließlich auch fand.
    Erleichtert schob er seinen Oberkörper ins Freie und kniff die Augen zusammen. In der grellen Mittagssonne waren Aruula und Wulf nur als Silhouetten zu erkennen.
    Rulfan stützte sich auf beide Hände, um auch den Rest seines Körpers an die Oberfläche zu bringen, aber im gleichen Moment zog ihn etwas zurück. Seine Hände glitten haltlos über das Eis, als er in die Dunkelheit zurück gerissen wurde.
    Rulfan schrie.
    ***
    Aruula trat unruhig von einem Bein aufs andere. Sie hatte nicht gelogen, als sie Rulfan sagte, sie nähme keine anderen Gedanken wahr, aber trotzdem spürte sie die Präsenz von… etwas. Es war ein Wispern, das über der Stadt lag wie das Rauschen des Windes, allgegenwärtig und doch ungreifbar.
    Aruula hatte so etwas noch nie gespürt. Sie sah zu Wulf hinüber, der ein paar Meter entfernt stand und mit dem Blick das Haus fixierte, in dem Rulfan verschwunden war. Ab und zu winselte er leise.
    Du spürst es also auch, dachte Aruula.
    Mit jedem Herzschlag wuchs ihr Unbehagen. Sie waren Eindringlinge in dieser stillen weißen Welt, Störenfriede, die mit ihren lärmenden Stimmen und knarrenden Schritten die perfekte Symmetrie aus Eis und Schweigen zerstörten. Aruula zuckte zusammen. Hatte sie das tatsächlich gerade gedacht? Die Gedanken fühlten sich so kalt und fremd an, als seien es nicht ihre eigenen.
    Sie haben zu mir gesprochen, erkannte sie, die neuen Herren der Stadt.
    Sie sah sich um. Die Straße lag immer noch verlassen vor ihr. Nur ihre Fußspuren im Schnee zeugten davon, dass es Leben in dieser Stadt gab - unerwünschtes Leben.
    Aruula hob das Gewehr. Die Fußspuren führten direkt zu ihnen und waren so auffällig, dass selbst Maddrax, dessen Talent im Spurensuchen nicht sonderlich gut ausgebildet war, ihnen hätte folgen können. Vielleicht hatte man sie schon längst umstellt und wartete nur noch darauf, dass Rulfan aus dem Haus zurückkehrte.
    Aruulas Unbehagen schlug in Angst um.
    »Wir müssen hier weg«, murmelte sie. Ein Schrei ließ sie herumfahren.
    Rulfan!
    Wulf schoss laut bellend vor. Im gleichen Moment zuckte ein roter Blitz durch den Raum hinter der Schneerampe. Es zischte und der Lupa verschwand in einer dichten weißen Wolke.
    Aruulas Instinkte übernahmen die Kontrolle, als sie ihm in den heißen Wasserdampf folgte.
    Sie duckte sich unter dem Türrahmen hindurch, rutschte aus und schlitterte über die Rampe bis zum Boden. Etwas Hartes und Kaltes prallte gegen sie. Aruula tastete danach, aber der Druck verschwand so schnell wie er gekommen war. Sie sah nichts außer dem weißen Nebel, der wie eine Wand vor ihr stand.
    Ein zweiter Laserstrahl fauchte durch den Raum, wurde tausendfach von den Wassertropfen gebrochen und verpuffte im aufwallenden Dampf.
    »Rulfan!«, rief Aruula über das Bellen des Lupa hinweg.
    »Wo bist du?«
    »Neben der Feuerstelle, links von der Rampe«, kam die Antwort. »Vier Gegner, nicht menschlich. Sie…«
    Seine Stimme brach plötzlich ab. Aruula hörte ein Poltern, das Knurren des Lupa, sein Aufjaulen. Sie ließ das Gewehr fallen und zog ihr Schwert. Vorsichtig streckte sie es aus und drehte sich einmal um sich selbst, ohne auf Widerstand zu treffen.
    Der Kampfeslärm riss nicht ab. Aruula orientierte sich daran, schwang das Schwert von einer Seite zur anderen, während sie langsam darauf zuging.
    Sie sah den Blitz nicht, hörte nur das Fauchen des Lasers und roch verbranntes
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