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038 - In den Fängen des Weltrats

038 - In den Fängen des Weltrats

Titel: 038 - In den Fängen des Weltrats
Autoren: Claudia Kern
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und lief breit grinsend auf die beiden Fremden zu. »Aruula!«
    Mulay spürte die fragenden Blicke seiner Krieger im Rücken und hob die Schultern.
    ***
    »… und dann hat Pieroo Yuli aus dem Ballon gestoßen und ist mit dem Ankerseil hinterher gesprungen. Der Schnee war weich, deshalb ist ihnen nichts passiert. Pieroo hat den Ballon festgebunden, damit er nicht wegfliegt. Ich bin an dem Seil nach unten geklettert und habe ihm geholfen, Yuli in eine Höhle zu bringen. Und dann haben wir ein Feuer angezündet und etwas Eis in ihren Mund gelegt, um den Wurm aus ihr herauszulocken, so wie Maddrax das bei mir getan hat. Und dann war sie wieder gesund. Einige Tage später sind wir dann den Stämmen begegnet.«
    Die junge Frau, die Pieroo als sein Weib Samtha vorgestellt hatte, war vielleicht nicht die beste Geschichtenerzählerin, trotzdem lauschte Aruula wie gebannt ihren Worten. Sie hatte Pieroo vor Freude umarmt, als der ihr sagte, dass Maddrax die Flucht aus Nuu'ork gelungen war und er sich nach »Waashton« aufgemacht hatte. Endlich wusste sie, dass ihre Suche nicht umsonst gewesen war. Mit ein wenig Glück sah sie ihn schon bald wieder.
    Aruula schloss die Augen und genoss die Wärme des Feuers auf ihrem Gesicht. Gemeinsam mit' Rulfan, Pieroo, Samtha und Yuli hatte sie sich in ein Zelt zurückgezogen, um Geschichten auszutauschen. Sie wollten die Stämme, die sie so freundlich aufgenommen hatten, nicht dadurch beleidigen, dass sie an ihrem Feuer in einer fremden Sprache redeten.
    »Bisse müd?«, fragte Pieroo, während er abwesend ein kleines gestreiftes Tier namens Fiigo kraulte, das sich auf seinen Beinen ausgestreckt hatte.
    Aruula schüttelte den Kopf. »Nein, nur ein wenig erschöpft. Die Reise war anstrengend.«
    »Und sie ist noch nicht vorbei«, sagte Rulfan.
    »Ich schätze, dass wir mit dem Boot mindestens eine Woche bis Washington brauchen.« Er sah die anderen an. »Wir haben genug Platz für Passagiere, wenn ihr mitkommen wollt und das Stinktier stubenrein ist.«
    »Fiigo is kei Stingtie«, beschwerte sich Pieroo, »… jeddefalls nisch imme.«
    »Ich werde bleiben«, antwortete Yuli, die früher die »Schiffsschwalbe« auf der Santanna gewesen war, auf Rulfans Angebot. »Wir sind zwar noch nicht lange bei den Nomaden, aber ich bin hier mehr zu Hause, als ich es in Britana je war. Sie respektieren und sie mögen mich.« Sie lächelte. »Vor allem dieser junge Krieger Ru'aley…«
    »Ru'aley?«, fragte Samtha überrascht. »Ich dachte, du interessierst dich für Mothral.«
    »Der ist zu alt für mich.«
    Aruula sah zu Pieroo hinüber, der plötzlich sehr nachdenklich wirkte.
    »Waashton, jo?«, sagte er, als er ihren Blick bemerkte.
    Sie nickte.
    Pieroo kratzte sich seinen Bart und seufzte.
    »Würd jo scho geen, abbe Samtha krischt ma Kin, wä nisch rischtsch, se uf sone Faaht mizunemme. Zu gefählisch. Hie simmer sische, ville Kriejer.«
    Samtha lehnte sich zu ihm und küsste ihn dorthin, wo sie hinter den ganzen Haaren wohl seinen Mund vermutete.
    »Danke«, sagte sie leise. »Ich liebe dich.«
    »Isch disch au.«
    Aruula hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet Pieroo aus Laabsisch (Leipzig ) so schnell in der neuen Welt Fuß fassen würde. Er hatte eine Frau gefunden und eine Gemeinschaft, in der er sich wohl fühlte. Sie dachte an die lange Reise, die sie seit dem Tag, als Maddrax mit einem Feuervogel zu Sorbans Horde gekommen war, hinter sich gebracht hatte, und sie fragte sich, ob sie und Maddrax eines Tages ebenfalls einen Ort finden würden, an dem sie glücklich sein konnten.
    Ein Schatten fiel in das Zelt. Aruula drehte sich um und erkannte Mulay, den Schamanen des Stammes. Er hatte hagere Gesichtszüge, fast schwarze Augen und einen dunklen, von grauen Strähnen durchsetzten Vollbart. Pieroo und die anderen schienen großen Respekt vor ihm zu haben.
    »Draußen«, sagte er langsam in der für ihn fremden Sprache, »ein großes Fest. Kommen essen, trinken, reden. Alle wollen kennen lernen Fremde aus fliegendem Schiff. Ja?«
    »Vielen Dank«, antwortete Rulfan und stand auf. »Eure Gastfreundschaft ist sehr groß. Wir gesellen uns gerne zu euch.«
    Mulay blieb am Eingang stehen, als Rulfan und die anderen an ihm vorbei auf die Feuer zu gingen. Aruula war die Letzte, die das Zelt verließ. Sie wollte ebenfalls an dem Schamanen vorbeigehen, aber der hob die Hand.
    »Götter haben gesprochen über dich. Du wirst finden, wen du suchen, bald. Aber nicht alles gut sein. Viel Unglück. Müsst stark
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