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0379 - In der Feuerfalle

0379 - In der Feuerfalle

Titel: 0379 - In der Feuerfalle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fühlte sich selbst fit. Es gab keine Schrammen und keine blauen Flecken mehr. Zumindest, soweit sie das bisher feststellen konnte. Sie tastete die Hose ab. »Na ja, in spätestens einem Vierteljahr ist die sowieso außer Mode… hoffentlich hält sie noch so lange, bis wir diese Sache hinter uns haben. Hast du herausfinden können, wohin man uns gebracht hat und was man mit uns anstellen will?«
    »Keine Ahnung. Sie reden nicht darüber. Es sind immer zwei, die kommen. Ich weiß nicht, ob es immer dieselben sind. Sie sehen sich so verblüffend ähnlich, man kann sie nicht voneinander unterscheiden. Vielleicht läuft ein Dutzend von ihnen hier herum.«
    »Das zu vermuten, ist doch auch schon ein Fortschritt. Bist du die ganze Zeit über hier in dieser Zelle gewesen, oder hat man dich zwischendurch auch mal hinausgelasen?«
    »Nein. Es gibt nur diese eine Tür, die verschlossen ist. Sie lassen niemanden hinaus. Kein Fenster, aus dem man aussteigen könnte… wir sitzen hier absolut fest.«
    »Absolut gibt’s nicht«, widersprach Nicole. »Ich sehe da eine zweite Tür.«
    »Dahinter ist eine Art Mini-Toilette mit Waschgelegenheit. Auch ohne Fenster.«
    Nicole pfiff durch die Zähne. »Komfortabel, das Gefängnis.« Oben an der Decke sah sie die Lampe, die ihren nicht ausreichenden, matten Schein verströmte, und die schützenden Lamellen vor einer Ventilatoranlage.
    »Luftumwälzung für Frischluft, wie? Na, da ist doch schon ein Ansatzpunkt, um nach draußen zu kommen. Hast du eine Nagelfeile bei dir?«
    »War im Gepäck…«
    »Und das war im Kofferraum des Mercedes, und der hat sich in Wohlgefallen aufgelöst. Deshalb sehe ich auch so zerrupft aus.« Nicole klopfte auf die Hosenbeine. Kurz überlegte sie, sah nach oben und berührte dann einen der flachen Metallknöpfe ihrer Bluse. Die Dinger sahen niedlich gestylt aus, waren aber scharf gerändert, worüber sie sich schon einige Male geärgert hatte. Vielleicht reichte es… entschlossen riß sie einen der Knöpfe ab. »Laß uns mal meine Pritsche hochkant stellen, und dann halte das Ding gut fest, während ich hochklettere.«
    »Was hast du vor?«
    »Flüchten«, erwiderte Nicole lakonisch. Schon griff sie zu. Gemeinsam stellten sie die Liege, auf der sie vorhin noch geruht hatte, hochkant. Sie war so konstruiert, daß sie auf den jetzt querliegenden Beinen und dem Kopfteil fast von allein stand. Su Ling brauchte keine großen Kräfte, um die Liege abzustützen, während Nicole geschickt nach oben turnte.
    »Die Tür ist garantiert so abgesichert, daß wir nicht hinaus können«, sagte sie, während sie den scharfkantigen Metallknopf in den Schlitz einer der Schrauben steckte und zu drehen begann. Es ging leichter als erwartet; die Befestigungsschrauben des Lamellengitters waren nicht sonderlich festgedreht. Nach ein paar Minuten hatte Nicole das Gitter in der Hand und warf es nach unten auf Lings Pritsche. Dann besah sie sich den Ventilator. Der Motor steckte direkt dahinter; die Ventilatorschaufel drehte sich relativ schnell. Nicole suchte nach Schrauben, mit denen man das Gerät aus dem Innengehäuse lösen konnte - und fand sie zu ihrer Freude außen. Ein überlappender Ring des Gehäuses faßte dort, wo auch die Lamellen gesessen hatten, unter der Zimmerdecke, war lediglich mit anderen Schrauben befestigt. Nicole löste auch diese.
    »Jetzt paß auf da unten«, sagte sie, während sie das Gehäuse festhielt und an der letzten Schraube drehte. »Wenn ich ›action‹ rufe, kippst du die Liege mit mir um, klar?«
    »Klar.« Ling verstand zwar nicht, was Nicole damit bezweckte, aber…
    »Action!«
    Sie warf sich gegen die Liege, die kippte. Nicole sprang ab, nachdem sie das Motorgehäuse mit dem darin befindlichen Ventilator losgelassen hatte. Der, seiner Befestigungsschrauben entledigt, stürzte nach unten, haarscharf an Nicole und der Liege vorbei. In halber Höhe wurde er vom Stromkabel gestoppt, das dann aber durch den Ruck losriß und den Luftumwälzer weiter stürzen ließ. Er knallte auf den Fußboden, das Gehäuse verformte sich und kippte um. Der rasende Ventilator lief aus.
    Das Stromkabel hing jetzt in halber Höhe ins Zimmer herunter. Oben war ein Loch in der Decke, darüber strahlend heller Himmel.
    »Sieh zu, daß du nicht an die blanken Drahtenden kommst, sonst wirst du gebraten«, warnte Nicole. »Bist du fit genug, an dem Seil hochzuturnen?«
    »Und dann?«
    »Kletterst du nach draußen, was sonst?«
    »Ich glaube, das schaffe ich nicht«,
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