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0370 - Verrat auf OLD MAN

Titel: 0370 - Verrat auf OLD MAN
Autoren: Unbekannt
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sagen, was er zu tun oder zu lassen hatte.
    Ohne daß er es merkte, hatte sich seine Hand zur Faust geballt, und er hieb damit auf den Rand eines langen Tisches.
    Laury Marten beobachtete ihn verständnisvoll.
    „Denken Sie nicht soviel über alles nach", sagte die Mutantin.
    Er fuhr herum. Seine Hände öffneten und schlossen sich, als wollten sie etwas zerbrechen.
    „Laury, wollen Sie mich heiraten?" fragte er.
    Sie blickte ihn überrascht an. Seine Launenhaftigkeit war ihr in den letzten Wochen zur Gewohnheit geworden, aber diesmal hatte er es fertiggebracht, sie zu schockieren.
    Seine Augen glänzten.
    „Ihre Antwort lautet nein", sagte er hart. „Sie sind eine Zellaktivatorträgerin und werden, wenn Sie nicht eines gewaltsamen Todes sterben, ewig leben." Er lachte bitter. „Meine Tage dagegen sind gezählt. Obwohl ich einen Zellaktivatorträger verkörpere, altere ich von Stunde zu Stunde. Ich bin gespannt, was sich meine Freunde einfallen lassen werden, wenn Rhodan nicht mehr auftaucht. Dann wird man mir einen Zellaktivator geben müssen, damit nicht auffällt. daß ich altere."
    „Sie schaden sich nur, wenn Sie sich mit solchen Problemen beschäftigen", warnte sie ihn.
    Anrath breitete die Arme aus.
    „Ich bin weder Fisch noch Fleisch", sagte er. „Ich gebe Befehle weiter, die mir Bull, Mercant oder Tifflor vorsagen, und ich fühle mich wie ein Herrscher, wenn mich ein paar uneingeweihte Offiziere grüßen."
    „Soll ich Ihnen Santanjon schicken?" fragte Laury hilfsbereit.
    „Den Psychologen?" Anrath schnaubte verächtlich. „Er hat dazu beigetragen, mich zu dem zu machen, was ich jetzt bin." Er klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers gegen seine Stirn. „Hier drinnen ist ein Knäuel, den kann niemand entwirren - auch Santanjon nicht."
    Die Mutantin erhob sich von ihrem Platz und ging zu Anrath. Sie versuchte sich vorzustellen, was in seinem Kopf vorging. Ohne seine Zustimmung wollte sie seine Gedanken nicht „belauschen". Sanft legte sie eine Hand auf seine Schulter.
    „Sie haben eine Aufgabe - genau wie jeder andere Mensch", sagte sie. „Warum bemühen Sie sich nicht, Ihre Lage einmal so zu betrachten?"
    Anrath schüttelte ihre Hand ab.
    „Die anderen Menschen, die Sie mir als Beispiel vorhalten, haben das Recht auf Persönlichkeit. Ich darf nicht mehr Heiko Anrath sein, weil ich Perry Rhodan verkörpern soll. Ich darf aber auch nicht Perry Rhodan sein, denn ich bin offenbar nicht in der Lage, richtige Entscheidungen zu treffen."
    „Ich habe mir sagen lassen, daß Sie früher besser mit diesem Problem fertig wurden", sagte Laury.
    Dieser eine Satz enthielt einen schweren Vorwurf, und Anrath fühlte, daß ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er unternahm einen hilflosen Anlauf, seine Gefühle und Gedanken in Worte zu kleiden, aber alles war so verworren. daß er nur ein kaum wahrnehmbares Brummen zustande brachte. Vielleicht, dachte er, bin ich schon längst tot. Ein Mensch ohne Persönlichkeit ist tot. Nur seine Hülle läuft umher. Ja, das war er: eine glattpolierte Hülle, in der sich Persönlichkeiten spiegeln konnten.
    „Was hat Sie verändert?" fragte Laury.
    Sein Zorn verflog und machte einer Traurigkeit Platz. Er fühlte sehr deutlich, daß er nicht die Kraft besaß, ganz Perry Rhodan oder ganz Heiko Anrath zu sein. Dabei war er nicht das Opfer charakterlicher Schwäche, sondern das Opfer unglücklicher Umstände.
    Laurys Frage war belanglos. Es war nichts Bestimmtes, was ihn verändert hatte, sondern die Veränderung war langsam und allmählich gekommen.
    „Sie brauchen viel Ruhe" sagte die Mutantin, die sein Schweigen falsch deutete.
    „Ruhe?" wiederholte er. Wenn er Schlaf fand, träumte er von Macht, oder davon, wie eine Maske von seinem Gesicht abbröckelte und die angstverzerrte Fratze Heiko Anraths freigab.
    „Wenn Sie mit Major Santanjon sprechen, wird er Ihnen zu ruhigem Schlaf verhelfen", sagte sie.
    Warum sah sie das Problem nur von einer Seite? fragte er sich. Warum war niemand in der Lage, den gesamten Komplex zu verstehen, mit dem er sich auseinanderzusetzen hatte?
    Plötzlich hob Laury den Kopf, als würde sie lauschen.
    Anraths Augen verengten sich.
    „Lesen Sie meine Gedanken?" fragte er barsch.
    Die Telepathin schüttelte den Kopf.
    „Nein, nein", sagte sie hastig. „Mir war plötzlich, als..." Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf.
    „Unmöglich", sagte sie.
    Er verstand sie nicht, und im Grunde genommen war es ihm auch gleichgültig, was sie
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