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037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen

Titel: 037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Autoren: Unbekannt
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etwas anvertraut hatte. Doch Waverly konnte genau wie Miller und Albury eine Lüge auf zwanzig Schritt Entfernung wittern, und so hatte Simons Verhalten seine Lage nur verschlimmert und ihr Misstrauen noch vertieft. Bisher war keine Anklage gegen ihn erhoben worden, aber sein Instinkt sagte ihm, dass dies nur eine Frage der Zeit war.
    Und deshalb brauchte er die Alabasterschatulle, von der Ridgemoor gesprochen hatte. Jetzt gleich. Damit er den Schuldigen ausmachen konnte, ehe ihm seine eigene Hinrichtung bevorstand.
    Aufgrund der knappen Zeit hatte er Waverly gebeten, ihn freizustellen, damit er seine Unschuld beweisen konnte. Sein Vorgesetzter hatte ihn lange angesehen, dann hatte er genickt und gesagt: „Ich glaube, dass Sie gelogen haben – und dafür sollten Sie einen verdammt guten Grund gehabt haben – aber ich denke nicht, dass Sie Ridgemoor umgebracht haben. Dennoch, die Beweise gegen Sie sind überzeugend, und wenn die Oberen Ihren Kopf fordern, gibt es nicht viel, was ich oder irgendjemand sonst tun könnte, um Ihnen zu helfen. Ich gebe Ihnen vierzehn Tage, Kilburn. Bis dahin erzähle ich jedem, dass Sie sich von einem Fieber erholen, das vermutlich ansteckend ist – das sollte sie eine Weile fernhalten. Tun Sie, was Sie tun müssen, um Ihren Namen reinzuwaschen, und tun Sie es um Gottes willen schnell.
    Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen dabei zu helfen.“
    Mehr konnte Simon nicht verlangen. Und er hatte keine Zeit vergeudet: Die Ermittlungen, die er seit dem Mord an Ridgemoor angestellt hatte, hatten ihn hierher geführt – zum Haus von Mrs. Genevieve Ralston, die bis vor einem Jahr Ridgemoors Mätresse gewesen war. Hatten Ridgemoors letzte Worte bedeutet, dass Mrs. Ralston an dem Plan beteiligt war, ihn zu töten? Oder hatte sie ihn vielleicht selbst erschossen? Das schien ihm gut möglich zu sein.
    Simon hatte herausgefunden, dass Ridgemoor sein jahrzehntelanges Verhältnis mit Mrs. Ralston vor einem Jahr gelöst hatte. Konnte sie als verstoßene Frau Rache gesucht haben? Oder waren es politische Motive, die sie leiteten? War sie vielleicht eine Feindin der Krone und hatte geholfen, Ridgemoor zu erledigen, ehe er Premierminister werden konnte?
    Simons Informationsquellen zufolge verließ Mrs. Ralston ihr Anwesen in dem kleinen Dorf Little Longstone nur selten, und der Earl war in London ermordet worden. Aber eine Kutschfahrt nach London dauerte nur drei Stunden. Was wäre geschickter, als ein zurückgezogenes Leben zu führen und sich dann heimlich davonzuschleichen, um ein Verbrechen zu begehen?
    An diesem Abend zum Beispiel hatte Mrs. Ralston ihr Cottage vor fünf Minuten verlassen. Sie hatte nur einen Diener, einen Riesen mit Namen Baxter, der – davon hatte Simon sich überzeugt – im Augenblick in der Dorfschenke saß, einen Krug Ale in der Hand. Wenn Mrs. Ralston vor Baxter ins Haus zurückkehrte, würde niemand wissen, dass sie den Abend nicht in ihrem Cottage verbracht hatte.
    Niemand außer dem, den sie treffen wollte.
    Und Simon.
    Simon stand in den dunklen Schatten der Bäume, die ihr Heim umgaben, und hatte ihr nachgesehen, wie sie den Pfad hinunterging, der zu den heißen Quellen auf ihrem Anwesen führte sowie zu einigen benachbarten Cottages. Er hatte erfahren, dass eines dieser Häuser im Augenblick leerstand und ein anderes vor einigen Monaten an einen Künstler vermietet worden war, einem Mr. Blackwell.
    War Mrs. Ralston zu den heißen Quellen unterwegs oder zu dem Künstler? Oder hatte sie ein anderes Ziel im Sinn? Simon wusste es nicht. Und so gern er ihr auch gefolgt wäre, gerade jetzt war ihr Cottage verlassen, und er musste die Gelegenheit nutzen, um die Alabasterschatulle zu finden, die den Beweis für seine Unschuld enthielt.
    Lautlos hastete er den kurzen Weg zum Haus entlang. Er zwängte ein dünnes Stück Metall zwischen die Flügeltüren, die ihm am nächsten waren, und schob es geschickt über das Schloss. Das Glück war auf seiner Seite, denn just in diesem Moment verbargen Wolken den Mond und die Sterne.
    Tief atmete er die kühle Luft ein, die bereits einen Hauch des nahenden Herbstes mit sich brachte, öffnete die Türen und schlüpfte in einen gut eingerichteten Wohnraum.
    Während seiner Suche achtete er darauf, alles so zurückzulassen, wie er es vorgefunden hatte, und bemerkte, dass Mrs. Ralston ein sehr gutes Auge für Möbel besaß.
    Auch ihre Schwäche für Kunst war unübersehbar: Gerahmte Bilder bedeckten die cremefarbenen Wände, von Landschaften
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