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037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen

Titel: 037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Autoren: Unbekannt
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zwischen dem Wunsch, Mariah zu beschützen und dem Vertrauen, das er trotz allem in den Prinzen hatte, folgte Jack den beiden wie ein dunkler, unnützer Schatten. Sollte er darauf bestehen, sie zu begleiten, und Bertie mit der Wahrheit konfrontieren, oder sollte er darauf vertrauen, dass Bertie sich ehrenhaft verhalten und sie anhören würde? Schon im nächsten Augenblick schämte er sich seiner Befürchtungen. Noch nie hatte er Anlass gehabt, Berties Ehre anzuzweifeln. Fraglich war bloß, ob er auch auf seine Vergebung zählen könne. Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie beide schon verheiratet waren und er keinesfalls die Absicht hatte, Mariah zu teilen?
    Als sie vor der Tür der Bibliothek ankamen, bat Dandy Jack, draußen zu warten, bis er hineingerufen wurde. Doch erst als Mariah ihn auf die Wange küsste und ihm versicherte, dass er sich keine Sorgen machen solle, willigte er ein und ließ zu, dass Dandy sie hineinbegleitete.
    Die Türen, die hinter Mariah geschlossen wurden, hörten sich in ihren Ohren wie das Zuschnappen einer stählernen Falle an. Sie stand in einer Bibliothek voller Bücherregale, Kuriositäten, einem Schreibtisch, Stühle und Leselampen. Inmitten dieses eleganten Sammelsuriums saß der Prinz von Wales. Er trug einen Frack und sah majestätisch und einschüchternd aus.
    Nachdem Dandy sich verbeugt und sich durch eine Nebentür zurückgezogen hatte, stand Bertie auf und streckte ihr seine Hand entgegen. „Meine Liebe, Sie sehen bezaubernd aus. Die männliche Bevölkerung Londons wird Ihnen vor Ausklang des Abends zu Füßen liegen.“
    „Sie schmeicheln mir, Eure Hoheit.“ Sie hoffte, dass er durch die Handschuhe hindurch nicht spüren konnte, wie eiskalt ihre Hände waren.“ Doch ich bin keine habgierige Frau. Ein einziger Mann reicht mir vollkommen.“
    „Tatsächlich?“ Bertie zog eine Augenbraue hoch. „Dann sind Sie wahrlich eine seltene Ausnahme in der Frauenwelt.“
    Sie ließ es zu, dass er sie zu einem ledernen Sofa geleitete, doch lehnte es höflich ab, sich zu setzen.

    „Ich muss Ihnen für Ihr großzügiges Geschenk von heute Morgen danken“, sagte sie.
    „Es war so unerwartet wie extravagant. Ich trage es heute Abend Ihnen zu Ehren.“
    Er ließ seinen Blick über ihr modisch tief geschnittenes Mieder und den geschmackvollen Rosenschmuck gleiten.
    „Da fehlt doch etwas. Haben Sie keinen auffälligeren Schmuck als nur schöne Blumen vorgefunden?“
    Sie sah ihm ins Gesicht.
    „Nein, es fehlt nichts, Hoheit. Hier ist es.“ Sie griff in ihr Retikül und zog die Diamantbrosche hinaus, erleichtert, dass sie sie ohne Jacks Wissen bis hierher gebracht hatte. Sie griff nach der Hand des Prinzen, legte sie in seine Handfläche und schloss seine Finger darum.
    „Was soll das?“ Er sah abwechselnd die Brosche und dann sie ungläubig an.
    „Ich kann es nicht annehmen. Es wäre höchst unehrenhaft von mir, ein solches Geschenk zu akzeptieren. Und noch unehrenhafter, es vor meinem Mann zu verheimlichen.“
    „Sie sind verheiratet?“ Bertie schien überrascht. „Seit gestern?“
    „Seit letzter Nacht.“
    „Das ist es also.“ Seine Miene verdunkelte sich, als er sie prüfend ansah. „Ich dachte mir doch, dass Sie irgendwie verändert aussehen.“
    „Eine Heirat stellt in der Tat eine große Veränderung dar“, sagte sie leise. „Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ich nicht Ihr Missfallen erregen werde, wenn ich Ihnen anvertraue, dass mein Auserwählter Jack St. Lawrence ist. Ihr Jack.“ Sein Blick schien ihre freizügig dargebotene Haut wie grelle Sonnenstrahlen zu verbrennen. „Und jetzt auch mein Jack.“
    Er sah sie noch strenger an, drehte sich dann um und ging hinüber zu einem Bücherregal, während sie ihre Hände gegeneinander presste und den Atem anhielt.
    Schließlich durchbrach sie sein Schweigen.
    „Ich muss Ihnen etwas gestehen, Eure Hoheit.“
    „Und das wäre?“ Er drehte ihr noch immer den Rücken zu.
    „Ich habe Jack nicht geheiratet, weil ich musste, sondern weil ich es wollte. Mir liegt sehr viel an ihm.“ Sie musste innehalten, um gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. „Und weil ich ihn liebe und ehre ... und weil ich auch Sie ehren und schätzen möchte ... muss ich Sie bitten, mich von unserer Abmachung zu entbinden.
    Ich kann nicht sowohl seine Frau als auch Ihre Mätresse sein.“
    Er drehte sich um, musterte sie von Kopf bis Fuß, und begann, im Raum hin und her zu wandern. Er sah aufgewühlt und verunsichert aus.
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